Jürgen Mauß bleibt auch nach dem Verkauf an die Chinesen Vorstandssprecher der Rolf Benz AG & Co. KG. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: "Closing" des Verkaufs an die Kuka-Gruppe / Klares Bekenntnis zu "Made in Germany"

Nagold. Jetzt ist es amtlich: Am gestrigen Donnerstag wurde das so genannte "Closing" im Verkauf der Rolf Benz AG & Co. KG an den chinesischen Polstermöbelriesen Jason Furniture vollzogen. Damit sind sämtliche Gesellschaftsanteile nun auch formal auf die neuen Eigentümer übertragen worden.

Zuletzt fehlten noch die Genehmigungen der deutschen Kartellbehörden, als auch zuständiger chinesischer Stellen für den Verkauf des Nagolder Edelpolsterers. Für die deutsche Seite hatte das Bundeskartellamt bereits am 5. April per Mitteilung den Verkauf von Rolf Benz freigegeben. Nun erteilten auch die Chinesen dem Deal grünes Licht. Neue Eigentümerin ist jetzt offiziell die chinesische Kuka Investment and Management Co. Ltd., eine 100-prozentige Tochtergesellschaft von Jason Furniture aus Hangzhou in China.

Übernahme von Marke und Produktionsstätten

Kuka übernimmt Marke und Produktionsstätten von Rolf Benz von der Hüls-Unternehmensgruppe ("Hülsta") aus Stadtlohn, die das Nagolder Unternehem selbst 1998 übernommen hatte. In einer Mitteilung vom 7. März hatte Kuka den Kaufpreis für Rolf Benz mit 41,6 Millionen Euro angegeben. Die Kuka-Gruppe gehört nach eigenen Angaben "zu den großen Playern auf dem chinesischen Markt für Wohnmöbel". Für das Jahr 2017 habe man einen Umsatz von 850 Millionen Euro bei einem Nettogewinn von 12 Prozent ausweisen können, den man mit rund 10 000 Mitarbeitern weltweit erwirtschaftet habe. An der Börse Shanghai verfüge das Unternehmen derzeit über eine Börsenkapitalisierung von rund vier Milliarden Euro. Die Kuka-Mutter Jason Furniture wiederum kommt aktuell auf eine Jahresumsatz von rund 4,5 Milliarden Euro, der allerdings durch eine aggressive Übernahme-Politik weltweit sprunghaft steigt. In der Vergleichsjahren 2016/17 etwa konnte Jason Furniture bei seinem Absatz von Möbeln aller Art weltweit um knapp 40 Prozent zulegen.

Der Verkauf von Rolf Benz an die chinesischen Investoren hat in den letzten Wochen innerhalb der deutschen Möbelbranche für ungewöhnlich viele Diskussionen gesorgt. So hatte das Unternehmen Interstuhl aus Meßstetten-Tieringen, das selbst um Rolf Benz mitgeboten hatte, der Hülsta-Gruppe als bisherige Eigentümerin "fehlendes Verantwortungsbewusstsein" vorgeworfen und gleichzeitig vor einem "massiven Abbau von Arbeitsplätzen" im Land gewarnt. Instuhl-Chef Joachim Link zeigte sich in mehreren Interviews fest davon überzeugt, dass sich der Verkauf nach China negativ auf "die Firma Rolf Benz, auf Süddeutschland und die Möbelbranche insgesamt" auswirken werde. Die Chinesen würden über die Marke Rolf Benz "in China produzierte Möbel in Deutschland und Europa platzieren und damit Marktanteile von lokalen Herstellern übernehmen". Dies schade insgesamt der angeschlagenen deutschen Möbelbranche immens.

"›Made in Germany‹ ist für uns ein hohes Gut"

Auch deshalb wohl wandte sich der Chairman der Kuka-Gruppe, Gu Jiangsheng, am Freitag mit einem Brief an die derzeit 454 Mitarbeiter von Rolf Benz, um der entstandenen Verunsicherung in der Belegschaft entgegenzuwirken. "Es ist uns ein großes Bedürfnis zu versichern, dass wir die Marken-DNA von Rolf Benz voll und ganz respektieren. ›Made in Germany‹ ist für uns ein hohes Gut, das wir auch zukünftig zu 100 Prozent pflegen werden." Und weiter: "Wir brauchen jeden einzelnen Mitarbeiter von Rolf Benz, um weiterhin so erfolgreich zu sein."

Jiangsheng erteilte zudem branchen-internen Spekulationen eine Abfuhr, wonach die bestehende Unternehmensführung von Rolf Benz mit Vollzug des Besitzerwechsels ausgetauscht würde: "Umso mehr freuen wir uns darüber, dass das gesamte Management-Team an Bord bleibt." Im Augenblick besteht die Geschäftsführung von Rolf Benz aus dem Vorstands-Duo Jürgen Mauß (Vorsitzender) und Jens Hofmann.

In einer schriftlichen Mitteilung zum jetzt abgeschlossenen Unternehmensverkauf versucht denn auch Jürgen Mauß die Zweifel der Branche an dem Deal mit den Chinesen zu zerstreuen: "Die Kuka-Gruppe ist ein hoch professionelles Unternehmen, das wohlüberlegt agiert. Kuka weiß genau, dass eine Luxusmarke wie Rolf Benz untrennbar mit ›Made in Germany‹ verbunden ist." Das hätten die Kuka-Manager auch seit den ersten Sondierungsgesprächen im Rahmen des Verkaufs immer wieder deutlich gemacht. Die Fertigung der Rolf Benz-Polstermöbel soll demnach auch in Zukunft ausschließlich in Deutschland erfolgen.

Und, so Jürgen Mauß weiter in seinem Statement: "Rolf Benz hat damit beste Chancen, Wachstum und Profitabilität im exklusiven Premiumsegment zu forcieren. Der Export-Anteil der Marke Rolf Benz liegt bereits heute bei knapp 50 Prozent." Mit einem starken Partner wie Kuka gewinne man nun darüber hinaus einen ganz neuen, erstklassigen Zugang zum chinesischen und asiatischen Markt. Auch im Objektbereich werde man von der neuen Eigentümer-Konstellation profitieren, da man mit wesentlich breiteren Sortimenten gegenüber den Kunden auftreten könne.

Mehr Investitionen in die Marke Rolf Benz

Eine Strategie, die auch Kuka-Chef Gu Jiangsheng bestätigt. So beabsichtige sein Unternehmen, die Investitionen in die Marke Rolf Benz zu erhöhen – und zwar nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch mit Knowhow und dem Netzwerk der Jason Furniture-Gruppe etwa im chinesischen Markt. Man sei sich daher sicher, dass Rolf Benz als Marke und Unternehmen durch diese Unterstützung deutlich "schneller und ertragsstärker wachsen" werde als es aus eigener Kraft möglich gewesen wäre.