Arnd Lohmann ist seit zehn Jahren vereidigter Sachverständiger für Jeans. Er gibt Tipps und Tricks.
Nagold - Arnd Lohmann weiß fast alles über Kleidung. Trotzdem oder gerade deshalb zieht der Sachverständige für die Bewertung von Jeans nicht unbedingt teure Markenhosen an."Ich trage eine Basic-Jeans von einer Supermarktkette, die nur 20 Euro gekostet hat", sagt Arnd Lohmann, der seit zehn Jahren vereidigter Sachverständiger für Jeansbekleidung ist. Zudem ist er Gastdozent an der Nagolder LDT-Fachakademie für Textil und Schuhe, Gründungsmitglied des Levi Strauss Museums und Geschäftsführer der Firma "Jeans & Veto Consulting", die unter anderem Produktions- und Modeberatung für Marken und Eigenlabel sowie Seminare rund um die Jeans anbietet.
"Zu heiß gewaschen gibt es nicht"
Warum der Textilbetriebswirt bei so viel Wissen über die Jeans eine Hose aus dem Supermarkt trägt, hat einen einfachen Grund: Die Qualität sei genau so gut wie der einer wesentlich teureren Markenjeans. Generell ärgere er sich darüber, wenn bei Reklamationen die Schuld auf den Kunden geschoben werde. "Zu heiß gewaschen gibt es beispielsweise nicht", erklärt Lohmann und fügt an, dass die Jeans schon im Verarbeitungsprozess mit etwa 60 Grad gewaschen werden und bei späterem Waschen zwar kurzzeitig enger werden können, aber schon nach einer Stunde Tragen wieder ihre alte Form haben.
Eine noch unbehandelte Jeans bei 60 Grad zu waschen, ist laut dem 65-Jährigen beispielsweise sinnvoll, um Abfärbeflecken auf einer Couch zu vermeiden. "Um zu testen, ob eine neue Jeans stark abfärbt, reicht es mit einem befeuchteten Stofftaschentuch über die Hose zu reiben", erklärt er.
Der gebürtige Ostwestfale räumt zudem mit dem Vorurteil auf, dass Jeans durch Sonneneinstrahlung ausbleichen. Dies geschehe vielmehr durch Chlor- oder sonstige Bleichrückstände, die sich in der Produktionsphase in der Hose ablagern können.
Wenn man eine Jeans ausbleichen will, geht das laut Lohmann ganz einfach. Dazu müsse man Domestos oder ein anderes chlorhaltiges oder sauerstoffaktives Produkt auf die gewünschten Stellen auftragen, je nach erwünschtem Aufhellungsgrad zwischen 15 und 45 Minuten einwirken lassen und anschließend im Kurzwaschgang bei 45 bis 60 Grad waschen.
Zeit zum Anprobieren
"Auf diese Weise hat meine Frau Josephine auf Jeansstoff schon echte Kunstwerke geschaffen", sagt Lohmann. Aber auch jeder andere könne so Bilder oder Schriftzüge auf seine Jeans bringen. Die Umrisse könne man dann nach dem Waschen mit einem wasserfesten Filzstift nachzeichnen. Zudem ist es möglich, Jeans mit Sandpapier an Knien, Oberschenkeln und Gesäßpartien abzuscheuern. Wenn die Hose dann noch aufgeschnitten werde, habe man schon eine eigene "flippige Jeans" gestaltet.
Zuvor muss man beim Kauf einer Hose aber Zeit zum Anprobieren mitbringen. Lohmann hat nämlich zehn verschiedene Jeansmodelle von acht Markenfirmen mit identisch angegebener Bundweite vermessen und kam zu dem Ergebnis, dass alle deutlich unterschiedliche Weiten aufwiesen. Kunden sollten daher ihre Jeans immer der eigenen Passform entsprechend kaufen und nicht nach der angegebenen Größe gehen. "Egal was draufsteht, Hauptsache man fühlt sich wohl und sexy", so der Wahl-Nagolder.
Weitere Informationen: Arte TV strahlt im Wissensmagazin XENIUS am Dienstag, 17. August, um 8.45 und 17.40 Uhr eine Sendung zum Thema Jeans aus. Hierfür wurden an der LDT in Nagold Aufnahmen gedreht.