Alle 14 Tage trifft man sich im Jugendhaus Youz zum Integrationskurs. Foto: Ließmann

Im Youz Nagold tauschen sich Teilnehmer in der Muttersprache aus. Mix aus Vortrag und Fragerunde.

Nagold - Lange schon beschäftigte sich Emel Napolitano mit der Idee, einen Integrationskurs für türkische Mütter auf die Beine zu stellen. Und da die Integrationsmanagerin des Nagolder Jugendhauses Youz keine Frau ist, die in Stille verharren kann, machte sie sich sogleich auf die Suche nach Möglichkeiten, wie sie diesen Grundgedanken in die Tat umsetzen kann.

Dank Empfehlung einer Freundin wurde sie auf Begum Sonmez aufmerksam, die an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd Kindheitspädagogik studiert hat und für das CJD Jugenddorf Altensteig tätig ist. In ersten Gesprächen, die im Mai vergangenen Jahres aufgenommen wurden, war beiden Frauen im Handumdrehen klar, dass sie die gleichen Ziele verfolgen.

Junge Mütter fühlen sich mitunter etwas unsicher und alleingelassen in ihrer Erziehungsarbeit. Wenn man obendrein in einem fremden Land lebt, fernab der Heimat und mit einer Sprache konfrontiert, die man noch nicht oder nur teilweise beherrscht, ist der Druck, die Unsicherheit, vielleicht aber auch eine gewisse Einsamkeit, um ein Vielfaches dominierender. Denn das Leben mit kleinen Kindern ist an sich schon ein Abenteuer. Nicht selten tauchen Fragen oder Situationen auf, die einen verunsichern oder zusätzlich belasten. Freilich könnte man in dem Fall Erziehungsratgeber in Form von Büchern oder Zeitschriften zurate ziehen. Doch ist es viel schöner und persönlicher, regelmäßig jemanden an seiner Seite zu haben, den man direkt ansprechen kann – im Idealfall in der vertrauten Muttersprache.

Begum Sonmez, engagierte Unterstützerin des Integrationsprojektes im Youz, bietet genau jenen Müttern von Klein- und Grundschulkindern Rat an. Zum besseren Verständnis werden die Kurse in türkisch abgehalten. Sonmez ist vor allem an Nachhaltigkeit gelegen. "Vermittle ich den Eltern mehr Kenntnis zum Thema Erziehung, erhalten deren Kinder dadurch bessere Chancen, die diese wiederum ihren Kindern weitergeben werden", so die stets hilfsbereite Türkin. Die Seminare bestehen aus einer Stunde Vortrag und einer anschließenden Fragestunde.

Themen rund um die Ernährung werden genauso angesprochen, wie Lernmethoden und Lerntypen, Erziehung zur Verantwortung, Geschwisterbeziehungen, wie man sinnvoll Zeit mit seinen Kleinen verbringen kann, in welchem Maße sich Kinder ihren Freunden anpassen sollten oder auch die berühmte Prüfungsangst. "Wir haben aber keine starre Themenvorgabe, sondern richten uns nach den Wünschen der Eltern und danach, wo eben Beratungs- oder Unterstützungsbedarf besteht", sagt Emel Napolitano.

Die Begegnungen finden seit Oktober vergangenen Jahres, immer Mittwoch morgens ab 10 Uhr, im zweiwöchentlichen Rhythmus in den Räumen des Jugendhauses statt. "Jeder ist dazu herzlich eingeladen und darf einfach erscheinen. Bringen die Muttis ihre Kleinen mit und kündigen das vorher bei uns telefonisch an, bieten wir sogar deren Betreuung durch unser Personal an." Im Moment, so die hingebungsvolle Integrationsmanagerin des Youz, die sich zusammen mit Begum Sonmez sehr über die regelmäßige, stattliche Anzahl von etwa 15 Teilnehmerinnen pro Treffen freut, sind sie dabei, ein Netzwerk aufzubauen. Viele hilfreiche ehrenamtliche Unterstützer habe sie dabei an Bord, berichtet Napolitano, dankbar über diesen Umstand. "Schließlich soll es nicht bei diesem einen Kurs für Klein- und Grundschulkinder bleiben. Wir wollen auch Väter miteinbeziehen und denken laut über Seminare für Paare nach. Zudem werfen ältere Kinder, also Jugendliche, Fragen bei der Erziehung auf, bei deren Beantwortung sich so manch einer ebenfalls nach etwas Anleitung sehnt."