Sie sagen der Lebensmittelverschwendung den Kampf an (von links): Holger Ehnes (Vorsitzender des Partnerschaftskomitees), Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, Kulturamtsleiter Philipp Baudouin und Nagolds OB Jürgen Großmann. Foto: Reimer

Stadt nimmt als eine von vier Kommunen im Land teil. Stärkung von deutsch-französischer Partnerschaft.

Nagold - Eine neue deutsch-französische Initiative setzt gegen die Verschwendung von Lebensmitteln an. Nagold nimmt als eine von vier Kommunen in Baden-Württemberg teil. Oberbürgermeister Jürgen Großmann unterzeichnete jetzt die dazugehörige Erklärung.

"Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung" lautet der Name der Initiative. Diese hat gleich zwei Ziele. neben der Reduzierung der Lebensmittelverschwendung soll auch die deutsch-französische Partnerschaft wieder gestärkt werden. Diese hat während der Corona-Krise einige Risse erlitten, beispielsweise durch die vorübergehenden Grenzschließungen oder abgesagte Partnerschaftstreffen.

Rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland jährlich verschwendet. Würde man das alles auf Laster verladen, reiche die LKW-Kolonne von Nagold bis nach Peking, erklärt Friedlinde Gurr-Hirsch, Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Umgerechnet verschwendet jede Person jährlich 350 bis 400 Euro an Lebensmitteln. Dadurch werde auch die Leistung der Landwirte nicht angemessen gewürdigt, sagt Gurr-Hirsch.

Landesweite Aktionswoche

Um auf das Thema aufmerksam zu machen fand daher zum zweiten Mal eine landesweite Aktionswoche statt. Vom 5. bis 11. Oktober informierten das Land und teilnehmende Supermärkte die Verbraucher darüber, wie sich Lebensmittelverschwendung reduzieren lässt.

Denn mit etwa 60 Prozent aller verschwendeten Lebensmittel sind Verbraucher die Hauptverursacher des Problems. "Es wird oft falsch eingekauft, sodass die Lebensmittel nicht rechtzeitig gegessen werden oder die Lebensmittel werden nicht korrekt aufbewahrt. Es gibt viele Ursachen, warum so viel verschwendet wird", so Gurr-Hirsch. "Das Prinzip des Mindesthaltbarkeitsdatums wird auch oft falsch verstanden. Bis zu diesem Zeitpunkt garantieren die Hersteller beste Qualität. Die meisten Lebensmittel sind aber auch danach noch genießbar, beispielsweise Nudeln."

Der Handel sei hingegen mit etwa zwei bis drei Prozent aller unnötigen Lebensmittelabfälle nicht so verschwenderisch. "Das liegt an dem effizienten Management der Warenbeschaffung oder auch daran, dass sie die Lebensmittel an die Tafeln abgeben", so Gurr-Hirsch.

Eine wichtige Zielgruppe, die die Aktion ansprechen will, sind junge Menschen, insbesondere Studenten. Diese seien Untersuchungen zufolge für einen Großteil der verschwendeten Lebensmittel verantwortlich, erklärt Gurr-Hirsch. Ein Blick über die Grenze zeigt: Frankreich ist in diesem Gebiet weit voraus. Apps, die dabei helfen Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, werden dort häufig von jungen Menschen genutzt.

Nagold ist mit Partnerstadt Longwy dabei

Daher kamen die Initiatoren auf die Idee eine grenzübergreifende Kampagne zu starten. Vier Kommunen werden ein Jahr lang mit ihrer französischen Partnerstadt das Problem angehen und sich dabei über die jeweiligen Ansätzen und Erfahrungen austauschen.

Dadurch sollen auch weitere Kommunen dazu angeregt werden, bei der Initiative einzusteigen. Neben Karlsruhe, Ludwigsburg, Talheim ist auch Nagold mit seiner Partnerstadt Longwy dabei. Zusätzlich zu den Bürgermeistern und Oberbürgermeistern der Kommunen, unterzeichneten auch Gurr-Hirsch und der Direktor des Deutsch-Französischen Instituts Ludwigsburg, Frank Baasner, die Erklärung.