Die Kalligraphie hat der verstorbene Grafiker Alfred Benz als seine Kunstform perfektioniert.Abbildung: Alfred Benz Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Zum Tod des Nagolder Grafikers und Künstlers Alfred Benz

Nagold (rob). Es gibt kein Porträtfoto von Alfred Benz. Auf seinem Computer hat der gläubige Altmennonit alle gelöscht. Was aber von ihm geblieben ist und die weithin unbekannte Seite des in Nagold gebürtigen Grafikers zeigt, sind unzählige Bilder und Kalligraphien. Er beherrschte diese Kunst des Schönschreibens in Perfektion.

Mitten in seiner Schaffenskraft, ganz plötzlich, wurde der 81-Jährige aus dem Leben gerissen. Er hatte kurz vor seinem Tod noch eine Schachtel mit Nägeln in der Hand, mit der er offenbar Bilder aufhängen wollte. Der Spross aus der Nagolder Handels- und Möbeldynastie Benz hatte viele von jenen Tugenden, die seine Familie auszeichnen: stilsicher mit einem Gespür für Trends, offen für die Moderne mit dem Hang zur Perfektion. So wie sein Bruder Rolf, der Firmengründer, war Alfred Benz stets auf Qualität seiner Produkte bedacht. Mitarbeiter von ihm haben sein Credo immer noch im Ohr: "Für Qualität haben wir immer Zeit."

In den 80er-Jahren war er Creative Director von renommierten Agenturen in Hamburg, Düsseldorf und Stuttgart. Seine Werbeagentur in Nagold betrieb er bis zum Schluss. "Und immer am Nabel der Zeit", wie sich seine Nichte Barbara Benz erinnert. Nicht nur für das Unternehmen ihres Vaters Rolf schuf er einst das Firmenlogo, das bis heute, über alle Zeitläufe und Strömungen hinweg, Bestand hat, sondern er kreierte auch vor 13 Jahren den Leitspruch für ihr Möbelhaus "sehen, anfassen, fühlen", der bis heute gilt. Barbara Benz: "Da ist ein Mehrwert drin für die Kunden, das hat sich bis heute bewahrheitet." Alfred Benz sah die Dinge immer ganzheitlich. Selbst wenn er nur eine Einkaufstüte entwarf, schaute er sich das ganze Unternehmen an, ob die Tüte auch zur Corporate Identity der Firma passt. So streitbar er für seine Entwürfe und Visionen war, genauso spontan stellte er sie wieder in Frage. Nicht selten, dass er kurz vor einer Präsentation wieder alles über den Haufen warf.

Was aus seinem OEuvre wird steht noch nicht fest

In der Öffentlichkeit weithin unbekannt ist derweil sein künstlerisches Schaffen, von dem unzählige Werke künden. Er hatte eine Nagolder Fangemeinde, die seine Kalligraphien schätzte. Bilder von Alfred Benz hängen in Nagolder Wohnstuben, Geschäftsräumen und auch Restaurants. Hier kam ein zweites Mal seine Detailverliebtheit zum Ausdruck. Als großer Hesse-Fan hat er viele Zitate des Literatur-Nobelpreisträgers aus Calw zitiert und kalligraphiert. Auch abstrakte Bilder gehörten zu seinem Schaffen. Was aus seinem OEuvre wird und ob es eines Tages in der Öffentlichkeit zu sehen sein wird, steht noch nicht fest.

Bis zum Schluss arbeitete der tiefgründige und philisophisch veranlagte Mann an einer eigenen Schrift. Die Traueranzeige in unserer Zeitung war ganz bewusst in seiner Lieblingsschrift Bertold Imago von Günter Gerhard Lange gestaltet worden. "Das hätte von Alfred selber sein können", sagen Menschen, die ihn kennen. Die eigene Schrift blieb indes unvollendet.

Alfred Benz wurde im engsten Familienkreis beigesetzt.