In Nagold bebt die Erde - und kaum jemand bemerkt es. Foto: dpa

Beben laut Fachleuten 2,8 auf Richterskala - Nagolder bemerken davon kaum etwas.

Schon wieder ist Nagold einsame Spitze, die Nummer eins in ganz Baden-Württemberg! Wir erinnern uns: Diese Woche, Dienstag, 18.18 Uhr, die Erde bebt. 2,8 auf der Richterskala, bestätigt der Erdbebendienst Südwest. Es ist das stärkste Beben, das in diesem Jahr in ganz Baden-Württemberg aufgezeichnet wurde. Und das Epizentrum liegt? Genau! Mitten in unserem schönen Nagold.

Zu spüren war von dem Nagolder Beben ja nicht viel, um nicht zu sagen gar nichts. Doch zum Glück gibt es Erdbebenforscher, die einen auf solch einen historischen Moment hinweisen. Da kann man dann noch mal in sich gehen und genau überlegen – Dienstag, 18.18 Uhr, was war denn da? War die Ursache für das Grummeln im Magen vielleicht doch nicht das zu kühle Feierabendbier sondern eine waschechte geologische Störung in Nagolds Tiefen?

Und da war doch noch etwas am Dienstagabend: Es ist etwa eine Stunde vor dem Beben, mitten in Nagold, im Riedbrunnen, in der Forstkugel. Tiefbauamtsleiter Richard Kuon hämmert mit geballter Manneskraft auf ein Stück Plexiglas ein, um dessen Unzerstörbarkeit zu beweisen. Das hat schon Züge von Thor, dem Sohn Odins – Sie wissen schon, dieser germanische Gott mit dem Mega-Hammer! Und ganz schnell sind wir so bei der Frage nach der Ursache für das Nagolder Beben angekommen. Könnten die Erdschwankungen womöglich Folgen der kühnen Kuonschen Hammerschläge gewesen sein?

Mal ehrlich: In Zeiten von Fake-News und alternativen Fakten hat diese These durchaus das Zeug zur waschechten Verschwörungstheorie. Doch natürlich ist das alles Quatsch, Richard Kuon als Thor! Bleiben wir bei den Fakten. Ursachenforschung ist in solch einem Fall eh viel zu mühsam.

Also geht der Blick voraus. Die Frage ist doch, wie es die Nagolder schaffen, aus solch einem landeshistorischen Moment wie dem "Nagolder 18.18-Beben" Kapital zu schlagen? Wenn schon keiner die Erdschwingungen gespürt hat, so gilt es wenigstens, sie zu visualisieren. Warum nicht im Nachhinein dieses historische Ereignis ins rechte Licht rücken? Schwäbisch knitz, wie der Nagolder ist, geht das übrigens fast zum Nulltarif. Die Stadt spart sogar noch bares Geld!

Hier also der Plan: Nagold eröffnet kurzerhand ein Erdbeben-Museum. In dieser Gedenkstätte werden fortan auch künftige Generationen über das unterirdische Nagolder Großereignis informiert. "Nagold 18.18", das klingt doch richtig schick für ein Museum. Der wahre Clou: Das Gebäude für das kleine Museum ist schon gefunden. Es ist eben jene Forstkugel, in der Kuon jüngst den Hammer schwang, und Nagolds Stadträte sich den Kopf zerbrachen, was eigentlich aus diesem begehbaren, runden, zerstörten Überbleibsel der Landesgartenschau werden soll.

Nachdem weder die Kunst, noch die Musik oder sonstwer die Räume der Forstkugel wollen, ist damit also doch noch ein sinnvoller Nutzer gefunden. Die 50 000 Euro für die Sanierung der Kugel und den Einbau der neuen unzerstörbaren Kunststoffscheiben kann sich Nagold dann ruhigen Gewissens sparen. Die von Steinen eingeworfenen Scheiben verleihen dem Projekt doch eine viel größere Authentizität. Soll uns erst mal einer nachweisen, dass diese Schäden nicht vom großen "Nagolder 18.18-Beben" stammen.