Für neue Bauformen im Wohngebiet Riedbrunnen sind die Planungen womöglich schon zu weit fortgeschritten. Foto: Hofmann

Der Stadtplaner Andreas Feldtkeller spricht bei den Freiberuflern unter anderem über Baugemeinschaften.

Nagold - Die Freiberufler hatten Andreas Feldtkeller zu einem Vortrag über gutes Wohnen und zukunftsfähiges Bauen in Nagold eingeladen. Der Stadtplaner im Ruhestand ist Mitglied des Gestaltungsbeirats der Stadt Nagold.

Er berichtete zuerst über die Entwicklung in Tübingen. Bei der Vorstellung dieses Projekts wurden interessante Möglichkeiten aufgezeigt, die auch in Nagold umgesetzt werden können. In Tübingen wurde ein Gelände mit etwa 60 Hektar in der Südstadt frei. Die Stadt wollte etwas Neues schaffen und hat einen Wettbewerb ausgeschrieben, den fünf Studenten aus Stuttgart gewannen. Grundansatz war, Wohnen und Arbeiten zusammen zu bringen und kurze Wege anzubieten. Feldtkeller brachte das Beispiel, dass Menschen zwischen 18 und 65 Jahren täglich 43 Kilometer fahren, 70 Prozent mit dem Auto. Eine Mischnutzung erhöhe die Lebensqualität und sei heute sehr viel eher möglich als früher, weil viele Gewerbe nicht mehr so beeinträchtigend wirken.

Feldtkeller betonte, dass der Bedarf von entsprechenden Interessenten nicht feststeht und es auf jeden Fall auf Angebote ankommt. Er ging sehr ausführlich auf das Thema Baugemeinschaften ein, die im Ergebnis sehr viel billiger (etwa 30 Prozent) bauen könnten.

Deutlich wurde, dass man den Druck der Investoren, die eine hohe Rendite erwarten, entgegentreten kann und auch muss: Nur so könne verträglicher Wohnraum für alle geschaffen werden.

Ob und inwieweit eine Umsetzung in Nagold möglich ist, wurde dann sehr intensiv diskutiert. Beim Neubaugebiet Riedbrunnen merkte Feldtkeller an, dass es fast zu spät sei. Ob und inwieweit im Ankerareal eine Verwirklichung möglich ist, wird sich jetzt im Rahmen des Wettbewerbs, der ja anläuft, feststellen lassen.

Der Referent betonte die Notwendigkeit einer intensiven Bürgerbeteiligung, die die Bedürfnisse berücksichtigt und den sozialen Zusammenhang fördert. Alle Städte, die Raum für alle anbieten, hätten weniger Probleme und Konflikte.

Eine erhebliche Rolle spielt immer die Frage des Parkraums. In Tübingen wurden keine Tiefgaragen gebaut und Parkhäuser am Rande. Parkierung ist nach Feldtkeller immer ein Problem, vor allem wenn der Autofahrer dafür bezahlen soll.

Bezüglich Baugemeinschaften betonte Feldtkeller die Eigenständigkeit der Planung und die Möglichkeit, selbst zu bestimmen, wie sich ein Bau entwickelt. "Bei größeren Einheiten werden durchaus auch Verwalter und Planer eingesetzt." Im Ergebnis kämen Mischungen zustande, die Gemeinschaft fördern und soziale Konflikte vermeiden.

In der Diskussion wurde sehr deutlich, dass in Nagold durchaus die Möglichkeit besteht, derartige Modelle einmal auszuprobieren. Der Referent bot an, in einer kleinen Gruppe einmal Tübingen zu besuchen und dann vor Ort Möglichkeiten und Entwicklungen zu diskutieren.

Die Freiberufler hoffen, dass mit dieser Veranstaltung ein Impuls gesetzt wurde, auch in Nagold neuere Wohnformen zu etablieren und althergebrachte Modelle in Frage zu stellen.