Der Mittelaltermarkt der "Nagaltuna Garbe" ist bekannt für seine familiäre Atmosphäre. Foto: Thomas Fritsch

Vom 21. bis 23. Juni mittelalterliches Treiben am Naturfreundehaus. Hoffnung auf viele Besucher.

Nagold - Ihr Mittelaltermarkt gehört längst zu den festen Größen im Festkalender der Stadt. Und auch in diesem Jahr lädt die Gruppe "Nagaltuna Garbe" wieder zum mittelalterlichen Treiben am Nagolder Naturfreundehaus.

Das Keltenfest hat ihnen schon immer gefallen. Und sie fanden, dass es viel zu selten solche Veranstaltungen gibt. So kam es, dass eine kleine Gruppe Mittelalter-Begeisterter, darunter Elke Lüttich, im Jahr 2009 eine Interessengemeinschaft gegründet hat.

Acht Jahre später entstand der Verein "Nagaltuna Garbe", der nach wie vor jedes Jahr einen Markt veranstaltet, der den Menschen des 21. Jahrhunderts die mittelalterliche Lebensweise näher bringt. "Unser Markt findet zwischen dem 21. und dem 23. Juni auf dem Parkplatz vom Naturfreundehaus statt. Am Freitagabend geht es los", erklärt Kassenwirtin Lüttich.

"Das Ganze ist sehr familiär gehalten"

Verschiedene Händler bieten dort alles von Schmuck über Kräuter bis hin zu Lederwaren. Es gebe Live-Musik, eine Tanzgruppe führe mittelalterliche Tänze auf und Schwertkämpfer zeigten, was sie könne. Auf der angrenzenden Wiese werde historisches Lagerleben nachgestellt. Dort können Besucher das Handwerk der Schmiede, Seiler oder Drechsler kennenlernen. Von Freitag auf Samstag gebe es Musik und Tanz zur Sonnwendfeier. Die Bewirtung übernehme das Naturfreundehaus. Es sei noch nie gezählt worden, aber man rechne immer mit 1500 bis 2000 Besuchern.

Ziemlich viel Arbeit für einen knapp 30-köpfigen Verein. "Und wir finanzieren die Veranstaltung jedes Jahr aus eigener Kasse", betont der Vorsitzende Dieter Wurster. "Das Ganze ist sehr familiär gehalten. Es geht nicht um Kommerz", stellt er klar. "Wir verlangen keinen Eintritt." Über Aktionen und Mitgliedsbeiträge unter dem Jahr werde dann wieder auf den nächsten Markt hin gearbeitet. "Wir übernehmen zum Beispiel die Burgbewirtung bei Feiern und haben auch einen Auftritt beim Keltenfest", sagt er. "Und ansonsten sind wir einfach ein gemütlicher, lustiger Haufen, der sich auch auf anderen Märkten trifft und dort handelt."

Das Besondere am Verein sei, da sind sich die Mitglieder einig, dass er sich nicht auf eine bestimmte Epoche festlegt. "Von der Keltenzeit über die Wikinger-Zeit bis hin zum Spätmittelalter bedienen unsere Mitglieder alles", erklärt Wurster. Er selbst sei mehr im Mittelalter beheimatet, aber wenn es sein müsse, sei er auch mal als Kelte unterwegs. Es komme eben darauf an, was auf einem Markt gerade gebraucht wird. Je nach Bedarf sei er "Herold, Tavernenwirt, Händler oder Bogenschütze, also der Prügelknabe für alles", sagt er und lacht. Das klingt, als haben die Mitglieder einen ganzen Fundus an Kostümen daheim. "Gewandung! Nicht Kostüme", stellt der Vorsitzende klar. Das habe nichts mit Fastnacht zu tun. "Viele der Gewandungen sind selbst gemacht und aus teuren Stoffen hergestellt", sie seien also im Grunde alltagstauglich. Aber es stimme schon, dass man mehr mittelalterliche als zeitgenössische Kleidung im Schrank habe. "Oft sieht man etwas und näht es dann nach oder beauftragt einen bekannten Händler", merkt Vereinsmitglied Ulrike Rösenberg an. Man wolle schließlich etwas haben, das nicht jeder trägt. "Wenn die Leute nicht so komisch gucken würden, dann würden wir noch öfter in Gewandung herumlaufen", meint Lüttich schmunzelnd. Und wenn der Verein einen Ausflug unternehme, trage man durchaus Gewandung.

"Die irische und keltische Musik habe ich schon mit 14 Jahren geliebt", erinnert sich Lüttich. Damals habe es derartige Märkte leider noch nicht in der Umgebung gegeben. "Das erste Mal habe ich einen Mittelaltermarkt in Horb besucht", sagt Carmen Sautter, ebenfalls Vorsitzende. "Ich wusste sofort, das ist genau meins."

"Mein erster Markt war in Neuenbürg", erinnert sich Rösenberg. "Dort habe ich mich mit einem Händler angefreundet, dem ich fortan ausgeholfen habe." Und dann habe sie mitbekommen, dass der Nagolder Verein einen Schmuckhändler suchte.

Jedes der Mitglieder kam auf seine Weise zum Mittelalter. "Wir sind alle irgendwie anders. Wir passen in kein Schema", meint Wurster – mit Stolz. Was den Reiz am Mittelalter ausmache, sei die Ferne zum Alltag. "Man hat weder ein Handy, noch eine Uhr, alles wirkt irgendwie entschleunigt. Zeit spielt keine große Rolle", erklärt Rösenberg. "Oder man ist schmutzig und stinkt nach Feuerrauch und freut sich, wenn man im Alltag zurück ist und wieder Wasser hat, das einfach aus der Wand fließt", scherzt Wurster. "Aber das Schönste", so Rösenberg, sei der Abend, wenn der Markt zu Ende ist und man gemeinsam am Lagerfeuer sei. "Einfach nur zusammensitzen zu können und sich darüber zu freuen, was man wieder einmal geschafft hat."