Carmela de Feo als La Signora nutzt bei ihrem Programm jede Ecke der Bühne in der Alten Seminarturnhalle aus.   Foto: Fingerhut Foto: Schwarzwälder Bote

Kleinkunst: Carmela de Feo kommt in der Alten Seminarturnhalle gut an

Nagold. Voller Schwung springt Carmela de Feo als La Signora auf die Bühne in der gut gefüllten Alten Seminarturnhalle. Ihr Kostüm ist schwarz, streng und hoch geschlossen, mit langem Rock – ganz die italienische Gouvernante. Ihre Sprache und ihr Auftritt sind ruhrpottgefärbt, locker, spritzig und energiegeladen.

Sie nennt ihre Show "Schablone in der ich wohne". Damit sind die 20 Quadratmeter Bühne gemeint, auf der sie hüpft und springt und dabei jede Ecke ausnutzt.

Carmela de Feo ist Kind italienischer Arbeitsmigranten und bei Essen aufgewachsen. Sie verbindet meisterlich italienisches Temperament und die Schnoddrigkeit und klare Sprache des Ruhrpotts.

Melodien von bekannten Ohrwürmern

Es ist schwer zu sagen, was an dieser Künstlerin am meisten fasziniert: Da sind die tollen Songs, die sie mit ihrem Akkordeon begleitet. Nicht umsonst hat sie an der Folkwang Hochschule in Essen studiert. Melodien von Ohrwürmern wie Mercedes Benz von Janis Joplin oder Down Town von Petula Clark versieht sie mit knalligen Texten und reißt das Publikum, ohne es zu animieren, schon bei dem ersten Lied zum Klatschen mit. Medleys aus Kinderreimen erfreuen ebenso wie eine halb gesungene Kriminalgeschichte mit Polizeisirene.

Da ist der Mut zur Hässlichkeit – ein Haarnetz über den strengen Knoten ins Gesicht gezogen. Fratzenschneiden und ungelenke Bewegungen auf der Bühne gehören dazu, wenn sie ihren "Showgirlkillerinstinkt" beschreibt, mit dem sie "Kollegen auf der Bühne wegbeißt". Sie nennt es "professionelle Kieferarbeit".

Da spielt sie mit Charme und Eleganz, wenn sie zwischendurch das Publikum betört.

Da blitzt immer wieder Selbstironie auf, wenn sie zum Beispiel singt, sie sei ein Medienstar, sie sei auf Tour - auf ihrem Flur! Oder wenn sie den "Zwergenwuchs" der Italiener damit erklärt, dass diese so vollgestopft sind mit Talent, dass auch irgendwo gespart werden musste.

Künstlerin bezieht das Publikum mit ein

Aber am meisten fasziniert wohl, wie Carmela de Feo das Publikum mit einbezieht. So fragt sie am Schluss: "Was sind das für Menschen, die sich bei so einem Programm in die erste Reihe setzen? Wissen die nicht Bescheid?" Und die ersten Tische wurden tatsächlich intensiv in ihr Programm einbezogen. Männer, die mit "karierten Hemden kommen" und andere, "die doch versucht haben, etwas aus sich zu machen", die "Sekte der Thermomixer", "Männer über die ich gestern doch noch was Positives wusste", die "geborenen Griller", der Jugendliche, der mit seinem Kumpel "zu ’ner alten Dame mit Haarnetz kommt statt sich auf ’ner Fete zu amüsieren oder wenigstens Handy zu spielen" – alle bekommen ihr Fett ab. Aber sie will die Grenze nie überschreiten, wo das Lachen im Halse stecken bleibt oder die Menschen sich gekränkt fühlen. Carmela de Feo geht es um den gemeinsamen Moment mit ihrem Publikum, sie möchte, dass ihr Publikum aus sich herausgeht, das Leben außerhalb der Halle kurz vergisst und mit ihr gemeinsam lacht.

Dieses Talent, spontan mit dem Publikum zu kommunizieren, hatte sie einst zufällig entdeckt, als sie Akkordeonbegleitung bei argentinischen Tango-Konzerten war. Sie verzog ganz unbewusst ihr Gesicht passend zu den teils skurrilen Texten der anderen Künstler. Doch das Publikum antwortete mit Lachen. In dem Moment wurde ihr klar: Sie wollte nicht nur musikalisch begleiten, sie wollte Comedian sein. Die Zwiesprache mit den Menschen bei ihren Auftritten macht ihr so viel Spaß, dass sie rund 130 Auftritte im Jahr mühelos packt.

Und das Publikum hält ihr die Stange: An diesem Abend mit Konzentration und viel Vergnügen. Aber auch mit dem Bedürfnis, sie wieder zu erleben. Jedenfalls waren viele Gäste da, die sie schon einmal genossen hatten.