Martin Zingsheim kitzelte so manches Lachen aus seinem Publikum in der Semihalle.   Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Kleinkunst: Martin Zingsheim in der Alten Seminarturnhalle

Nagold. Bei Martin Zingsheim läuft das "Kopfkino" auf Hochtouren: In vielen Jahrzehnten stehen die Computerspiel-Freaks vor der Himmelstüre und halten Petrus für den Endgegner. Nur eine von vielen Szenen, die er dem Publikum in der Alten Seminarturnhalle vor Augen führte.

Stellen Sie sich mal vor: Heutzutage kommt jemand zu Ihnen und sagt, er wäre Gottes Sohn. Das käme sicher nicht gut an, wie sich Kabarettist Martin Zingsheim ausmalte. Und daran ließ er sein Publikum wortreich teilhaben.

Woran es manchmal ein wenig fehlte, war das Feedback aus den Reihen der Bistrotische. Der Mittdreißiger packte Erinnerungen an seine Kindheit in den 90ern aus, imitierte berühmte Stimmen und zeichnete liebevoll Erlebnisse mit der Jugend von heute nach. So manchen Lacher bekam er dafür, wahrhaftige Begeisterung blieb jedoch aus.

Dabei ließ sich der mehrfach ausgezeichnete Komiker nicht beirren. Er bewahrte sich ein sympathisches Lächeln im Gesicht und versuchte es mit einer Pointe nach der anderen. Selbst die verhaltenen Reaktionen nahm er immer mal auf die Schippe. Für "Ich spüre Ihre Begeisterung … vereinzelt" kam so manches Kichern zurück. Und schließlich tauten die rund 60 Zuschauer Richtung Schluss doch noch ein wenig auf.

Spontaner Applaus für kurzen Song

Sätze wie "Zersetzung kommt von innen – das kennt man von der SPD" wusste das Publikum durchaus zu würdigen. Das "Outsourcing" schwieriger Fragen der Kinder an Oma konnte ebenfalls den ein oder anderen begeistern. Für die Wichtigkeit der korrekten englischen Aussprache führte Zingsheim ein gutes Beispiel an: Wer weiß schon, was er angedreht bekommt, wenn er auf dem Schwarzmarkt "Crystal Mett" bestellt. Musikalisches Talent bewies Martin Zingsheim, als er über bekannte Marken in schneller Sprache einen kurzen Song zum Besten gab. Dafür gab es dann sogar spontanen Applaus. Die Schnelligkeit seiner Zunge demonstrierte er außerdem bei einer Aneinanderreihung von tierischen Sprichworten zu einem Satz beeindruckender Länge – und das beinahe ohne Luft zu holen. Solch einen kleinen Monolog vermochte Zingsheim auch aus anderen Bausteinen wie Filmtiteln zu gestalten.

Ein ernstes Thema hob er sich bis zuletzt auf: sein Outing – als Veganer. Veganer sein mache Spaß, nur die Veganer seien nicht so prickelnd. Mit den Verhältnissen in Schlachthöfen schnitt er durchaus ernste Themen an, hatte aber immer zügig einen Scherz zur Hand, der die Stimmung gleich wieder auflockerte. Unter anderem über heutige Jugendliche, die mit einem Nutztier auf der Weide nicht mehr wirklich viel anfangen können. Mit einem schelmischen Lachen versicherte Zingsheim nach diesen anschaulichen Ausführungen: "Sie werden beim nächsten Imbissbuden-Besuch an mich denken."

Der Applaus schwoll zum Ende hin doch noch an und die Zuschauer schienen sich gut amüsiert zu haben. Es stellten sich mehr Lacher zwischendurch ein und Martin Zingsheims Zugabe, bei der er so locker und authentisch rüberkam wie den ganzen Abend schon, kitzelte noch so manches Lachen und Klatschen aus dem Publikum.