Konzert: Offenes Junges Ensemble OJE wird bei Auftritten in Nagold und Berneck seinem guten Ruf gerecht

Nagold/Altensteig-Berneck Kurz vor der Jahreswende trat das Vokalensemble OJE (Offenes Junges Ensemble) in Berneck und Nagold in seinem Weihnachtsprogramm auf.

Nach dem ersten Erfolg in der traumhaft verschneiten Laurentiuskirche bestätigten die Sänger ihren guten Ruf mit dem Konzert in Nagold am Folgetag. Trotz schmuddeligen Tauwetters eilten die Zuhörer scharenweise zur Remigiuskirche und füllten den Kirchenraum vollständig.

Seit mehr als zehn Jahren, anfangs mit Julian Mack und Johannes Kalmbach am Dirigentenpult, weckt das Projektensemble aus dem Nordschwarzwald großes Publikumsinteresse. Nun stellte die A-Capella-Gruppe unter Paul Ehrmann ein neues und anspruchsvolles Programm auf die Beine. Das Motto der diesjährigen Konzerte leitete OJE von dem überwiegend durch Männerstimmen angeführten und teilweise von Klavier (Jonathan Ehrmann) begleiteten altenglischen Weihnachtslied "God rest ye merry, gentlemen!" ab. Für die Aufführung der doppelchörigen Motette "Nun komm der Heiden Heiland" von Samuel Scheidt koppelte sich das Solistenquartett mit Mareike Albrecht, Aileen Hofmann, Constantin Callies und Paul Schneider von der zahlenmäßig bescheidenen, jedoch stimmstarken Mannschaft ab. Unter der überzeugend wirkenden und energischen Hand des Dirigenten vereinigten sich dann die Chorstimmen zu einem polyphonen, feierlich klingenden Lobgesang.

In üblicher Aufstellung vor dem Altar gewann der Chorklang an farblicher Geschlossenheit. Auch die sicheren Einsätze sowie dynamische Nuancen – wie seidiges, an- und abschwellendes Piano in "Weihnachten" für achtstimmigen Chor von Felix Mendelssohn-Bartholdy – stellten die bemerkenswerte musikalische Sensibilität und das hohe Gesangspotenzial der jungen Erwachsenen unter Beweis.

Diese Tugenden kamen noch deutlicher zum Vorschein in der schwebenden Harmonie und dynamischen Vielfalt des "Lux aurumque" von Eric Whitacre, wo jede einzelne Stimme der elfköpfigen Gruppe ihre individuelle Rolle bekam und gewissenhaft erfüllte. Witzige Akzentverschiebungen verliehen dem katalanischen Weihnachtslied "Fum, fum, fum" südländische Freude und Leichtigkeit, im Schlaflied "Hush you, my baby" begeisterte OJE das Publikum mit einfühlsamem Tenor-Solo auf dem Untergrund der reizend-heiklen, mit Modulationen gefüllten Harmonie.

Wie ein Inbegriff der weihnachtlichen Besinnlichkeit wirkte der wiegende Charakter des "Prelude, Fugue et variations" op. 18 für Orgel von César Franck, den Paul Ehrmann mit farbiger Registrierung und zarter Dynamik unterstrich.

Die technische Bereitschaft aller Beteiligten sowie ihr inneres Verlangen nach Entfaltung eigener musikalischer Kreativität durchzogen sämtliche Programmpunkte. Auf dieser Grundlage war es dem frisch zusammengesetzten Ensemble möglich, in kürzester Zeit das anspruchsvolle Übungs-Pensum in ein einstündiges, stimmungsvolles Konzert zu verwandeln.

Der Neujahrssegen des Pfarrers Detlev Börries und der gemeinsame Gesang von "In dulci jubilo" betonten den festlichen Charakter der Aufführung. Mit dem feinsinnigen "Nachtlied" von Max Reger schloss OJE seine Musikstunde ab. Vorerst, da der Chor auf Verlangen des unentwegt applaudierenden und johlenden Publikums da capo seine Glanznummer des Abends sang – eine heitere französische Weihnachtsweise "Ding dong".