Nicht nur wegen seiner guten Anbindung an den Raum Stuttgart ist das Baugebiet "Obere Kirchäcker" sehr begehrt.Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Obere Kirchäcker: Landkreis fordert in Emmingen Nachbesserungen bei Schall- und Artenschutz

Eine knapp hundertseitige Sitzungsvorlage im Technischen Ausschuss dokumentierte: Beim geplanten Neubaugebiet "Obere Kirchäcker" in Emmingen lief im bisherigen Planungsverfahren nicht alles so glatt wie erhofft. Lärm- und Umweltschutz mussten auf Drängen des Landkreises noch mal genauer untersucht werden.

Nagold. Und auch die notwendigen Grundstückverhandlungen mit den betroffenen Alteigentümern liefen wohl nicht in allen Aspekten so, wie von der Stadt erwartet und erhofft. In der Vorlage der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses (TA) des Nagolder Gemeinderates liest sich das dann so: "Auf der Grundlage des städtebaulichen Entwurfs wurden die erforderlichen liegenschaftlichen Belange erörtert und mit den Grundstückseigentümern verhandelt. Abgestimmt auf dieses Ergebnis wird der Geltungsbereich, der das Planungsgebiet des Bebauungsplans ›Obere Kirchenäcker‹ bestimmt, entsprechend modifiziert" – sprich: reduziert.

Übrig geblieben sind so jetzt ingesamt 22 Bauplätze auf – mit Neben- und Verkehrsflächen – knapp 19 000 Quadratmetern, wobei die künftigen bebaubaren Grundstücke für Einfamilien- und Doppelhäuser in einer Größenordnung von rund 420 bis zu rund 600 Quadratmeter liegen sollen. Dabei entstehen vier Bauplätze im Verlauf des in diesem Zuge ebenfalls geplanten Ausbaus beziehungsweise der Ertüchtigung der hier verlaufenden Immengasse. Für die restlichen 18 Bauplätze wird eine eigene, T-förmig verlaufende Erschließungsstraße von der K4350 (der Oberjettinger Straße) her gebaut, die in zwei Sackgassen her ausläuft. Besondere Herausforderung dabei: Da es sich um ein Hanggelände mit starker Neigung handelt, muss die Zufahrt von dieser Seite her rampenartig ausgebaut werden.

Trotzdem werde dieses Wohnbaugebiet, zeigte sich Oberbürgermeister Jürgen Großmann sicher, künftig "zu den besten Wohnbaugebieten Nagolds" gehören, da es mit die direkteste Anbindung in Richtung der Metropolregion Stuttgart böte. Diese Wohnlagen seien schon jetzt "sehr gefragt", was auch Emmingens Ortsvorsteher Oskar Huber in der TA-Sitzung bestätigte: Es gebe da "einen enormen Nachfragedruck", zumal Emmingen sein letztes eigenes Grundstück vor mittlerweile acht Jahren habe verkaufen können. Huber berichtete, dass allein in den vergangenen Monaten insgesamt acht Altimmobilien in Emmingen den Besitzer gewechselt hätten – und immer hätten Käufer aus dem Böblinger Raum die Bestandsbauten erworben.

Daher war es wohl keine Frage, dass bei diesem – im Vergleich zu den zeitgleich aufgesetzten neuen Wohnbaugebieten im Vollmaringen und Hochdorf – kleinsten Nagolder Neubaugebiet auch zusätzliche, vom Landkreis Calw aufgestellte Hürden gerne mit entsprechenden Aufwand abgearbeitet wurden. Notwendig wurden so zwei zusätzliche Gutachten zum Schall- und zum Artenschutz, die beide auch für den deutlich erweiterten Umfang der Sitzungsvorlage verantwortlichen waren. Fazit: Es gibt keine wirklichen Probleme, die man nicht vor Ort gut lösen könnte.

So wurden die sich aus dem neuen Lärmschutzgutachten ergebenden Vorschläge für passive Lärmschutzmaßnahmen in Richtung der angrenzenden Kreisstraße in den Bebauungsplan als Festsetzungen übernommen – was meint: Je nach Nutzungart der (Wohn-)Räume müssen Wände und vor allem Fenster zwingend bestimmte, abgestufte "Luftschalldämmungen" vorweisen. Die im Gutachten ebenfalls untersuchten Auswirkungen des nahegelegenen Sportplatzes der ’Sportfreunde Emmingen – östlich des Baugebiets liegend – erbrachten dagegen "keine Betroffenheiten", sodass in diesem Bereich auch keine weiteren Maßnahmen getroffen werden müssten.

Obstbäume müssen andernorts  ersetzt  werden

Deutlich umfangreicher die (zusätzlichen) Auflagen, die aufgrund des erforderlichen Gutachtens zum Artenschutz nun umgesetzt werden müssen, beziehungsweise teilweise bereits umgesetzt wurden. Zum einen geht es hier um geschützte "magere Flachlandmähwiesen", für die ein Ausgleich gesucht und geschaffen werden musste. Sowie um die durch die geplante Bebauung wegfallenden Obstbäume auf der bisherigen Streuobstwiese, die ebenfalls andernorts ersetzt werden müssten. Hier wollte es Stadtrat Thomas Ebinger (Grüne) genau wissen, wo die entsprechenden Ausgleiche geschaffen würden, da dort im Emmingen ja "eine sehr wertvolle Fläche" bebaut werden solle – weshalb man auch grundsätzlich in seiner Fraktion sehr froh über den geforderten Ausgleich sei.

Planungsamtsleiter Ralf Fuhrländer erläuterte dazu, dass in Bezug auf die Mähwiesen außerhalb von Emmingen unter anderem im Richtung Wasserturm Ersatzflächen bereits ausgewiesen und eingerichtet worden seien. Das gelte auch für die neu zu pflanzenden Obstbäume, wobei einige neue Obstbäume auch bereits vom Emminger Ortschaftsrat selbst im Gemeindegebiet gepflanzt worden seien – unter anderem auf einem Grundstück unmittelbar vor dem Wohnhaus von Ortsvorsteher Huber, also "bestens bewacht", wie OB Großmann schmunzelnd kommentierte. Entsprechend wurden vom TA die Änderungen am Bebauungsplanentwurf "Obere Kirchenäcker" einstimmig genehmigt und der notwendige modifizierte Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan zum finalen Entscheid an den Gemeinderat überwiesen.

Bleibt noch nachzutragen, dass aufgrund der gesetzlichen Vorgaben zum Wasserhaushaltsgesetz auch noch "ein größerer Rückstaukanal" neu in die Planung aufgenommen werden musste, der "zur uneingeschränkten Sicherung in seiner Trasse als eigenständiges Grundstück" festgesetzt werde. Heißt, eines der ursprünglichen Baugrundstücke wird nun für den unterirdischen Verlauf dieses Rückstaukanals vorgehalten. Überirdisch solle dieses unbebaubare Grundstück künftig als eine öffentliche Grünfläche angelegt werden.