Roland Bernhard (rechts) als Stiftungsratsvorsitzender nahm die Ehrung vor. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

GWW: Bosch Rexroth für wirtschaftliche und soziale Kooperation ausgezeichnet

Nagold/Horb. Das Horber Werk der Bosch Rexroth AG erhielt in diesen Tagen eine besondere Auszeichnung: Für die langjährige Kooperation mit der in Nagold ansässigen GWW-Gemeinnützige Werkstätten und Wohnstätten GmbH und weiteren Unternehmen des Campus Mensch wurde es mit dem Campus Mensch Kooperationspreis ausgezeichnet.

Der 2019 zum dritten Mal verliehene Preis möchte die gute und nachhaltige Zusammenarbeit von Unternehmen, Organisationen oder Kommunen mit den Sozialunternehmen GWW, Femos, 1a Zugang und Stiftung Zenit des Campus Mensch würdigen. Im Zentrum steht die besondere Wirkung der Zusammenarbeit auf Menschen mit Behinderungen.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung erklärte der Stiftungsratsvorsitzende der Stiftung Zenit und Böblinger Landrat Roland Bernhard, dass eine gute wirtschaftliche Partnerschaft allein für den Kooperationspreis nicht ausreiche. Zwar pflege die Bosch Rexroth AG seit über 25 Jahren eine gute Zusammenarbeit mit der GWW, aber insbesondere die darüber hinaus gehenden sozialen Aktivitäten gaben den Ausschlag der diesjährigen Preisverleihung an das Horber Unternehmen.

Teil der Nagolder Unternehmensfamilie

Nachdem die ersten kleineren Montageumfänge Anfang der neunziger Jahre im GWW Werk platziert wurden, konnten die Werkstätten für behinderte Menschen durch eine professionelle Auftragsbearbeitung und fehlerfreie Fertigung punkten. Schnell wurden die Umfänge ausgebaut. Parallel dazu wurden die Tätigkeiten anspruchsvoller und komplexer. Heute werden in Nagold in erster Linie Baugruppen für Hydraulikpumpen für Bosch Rexroth gefertigt. Die damit verbundenen vielfältigen Tätigkeiten, bei denen Metallteile entgratet werden, gewaschen, gebürstet und auf Bruchteile von Millimetern genau geschliffen werden, bieten einer großen Anzahl von behinderten Menschen Arbeit. "Diese Arbeiten sind wichtig, denn sie zeigen, dass Menschen mit Behinderung in der hochkomplexen Arbeitswelt teilhaben können", erklärte Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann. "Durch die erstklassige Arbeitsleistung haben sie sich eine stabile Position in der Nagolder Unternehmensfamilie geschaffen", so Großmann weiter. Diese hohe Arbeitsqualität bescheinigte die Robert Bosch GmbH der GWW bereits 2013, als sie die GWW als weltweit erstes Sozialunternehmen zum Vorzugslieferanten "preferred supplier" auszeichnete.

Wesentlich für die Preisverleihung an Bosch Rexroth sind allerdings die Kontakte die sich parallel zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit entwickelt haben. So trafen sich die Fußball Werksmannschaften beider Unternehmen schon zu Freundschaftsturnieren und die inklusive GWW- Musikband trat beim 60-jährigen Standortjubiläum in Horb vor der feiernden Belegschaft auf. "Die Campus Mensch Unternehmen treten für eine barrierefreie Gesellschaft ein. Und dazu gehört neben der wirtschaftlichen auch eine soziale Ausrichtung", erläuterte Andrea Stratmann, Vorständin der Stiftung Zenit. Ein wesentlicher Bestandteil in der Kooperation der beiden Unternehmen sind daher die sogenannten sozialen Kompetenztrainings. Seit 2004 besuchen regelmäßig die Auszubildenden und jungen Führungskräfte von Bosch Rexroth das GWW Werk in Nagold. Während ihrer einwöchigen Mitarbeit in den unterschiedlichen Abteilungen lernen sie den Umgang mit den verschiedenen Menschen kennen. Menschen mit Behinderung berichten dabei über ihr Leben und ihre Geschichte. Diese authentischen Berichte sind es, die die jungen Menschen zutiefst beeindrucken. Davon zeigt sich auch der kaufmännische Werkleiter von Bosch Rexroth, Franz Wildgruber überzeugt: "Wir erhalten sehr positive Rückmeldungen von den Auszubildenden. Sie sind immer wieder überrascht, wie herzlich die Mitarbeiter der GWW auf sie zugehen. Ein Auszubildender fasste sein Erlebnis in einem Satz zusammen: In dieser Woche bei der GWW lernt man fürs Leben."

Dass der Erfolg dieser Zusammenarbeit den Unternehmen nicht einfach zufällt, ist beiden Seiten klar. So suchen sie strukturiert nach gemeinsamen Kooperationsmöglichkeiten, die einen Mehrwert für alle Beteiligten bieten. Das Ergebnis sei eine gute wirtschaftliche Zusammenarbeit, aber eben auch nachhaltige soziale Themen, die in die verschiedenen Unternehmensbereiche hineinwirkten. Für den Stiftungsratsvorsitzenden Bernhard sind solche Kooperationen nicht nur innovativ, sondern geradezu Voraussetzung für ein gutes soziales Miteinander: "Wenn Inklusion gelingen soll, benötigen wir Partner, die fest in der Gesellschaft verankert sind. Und der mit der Bosch Rexroth AG beschrittene Weg ist hierbei vorbildlich und wird daher mit dem Kooperationspreis von Campus Mensch ausgezeichnet."