Literarischer Liederabend der Urschelstiftung widmet sich den Schwaben Ludwig Uhland und Justinus Kerner

Von Dorothee Trommer Nagold. Die Urschelstiftung hatte zu einem literarischen Liederabend in den Kubus eingeladen. Die Dichter Ludwig Uhland und Justinus Kerner wurden damit besonders geehrt – sie waren eng befreundet, und ihre Todestage jährten sich heuer zum 150. Male.

 

Wie der österreichische Schauspieler Gerhard Polacek erzählte, war die Freundschaft zwischen den beiden schwäbischen Dichtern sehr eng, was in einem tragischen Ende gipfelte. Uhland habe sich bei Kerners Beerdigung so sehr erkältet, dass er davon nicht mehr genesen ist und seinem Freunde einige Monate später ins Grab nachfolgte.

Bariton Reiner Hiby wirkte an dem literarischen Liederabend mit und trug Lieder von beiden in verschiedenen Vertonungen vor. Begleitet wurde er dabei von Martin Kalmbach. Polacek und Hiby arbeiten regelmäßig zusammen.

Die Biografien beider Dichter wurden kurz dargestellt: Ludwig Uhland studierte in Tübingen fleißig Rechtswissenschaften – bis er Justinus Kerner kennen lernte. "Dann ging der Punk ab!", so Polacek. Der Medizinstudent Kerner steckte den ernsten Uhland mit seiner Lebenslust an, zusammen unternahmen sie ausgedehnte Wanderungen und nährten ihren poetischen Geist. "Die Kapelle" entstand im Jahr 1805 während dieser Zeit. Auch der Schwäbische Dichterkreis, zu dem später auch Eduard Mörike, Wilhelm Hauff und Nikolaus Lenau gehörten, verdankt sein Entstehen diesem Zusammentreffen. Eine Ehe wird gestiftet: Justinus Kerner lernte sein "Rickele" auf einem Fest zu Uhlands Geburtstag kennen. Ein bekanntes Gedicht Kerners ist "Der reichste Fürst", das fast als schwäbische Hymne gesehen werden kann, und wohl eher durch die erste Zeile "Preisend mit viel schönen Reden" bekannt ist.

Reiner Hiby trug zwölf Gedichte von Justinus Kerner vor, die von Robert Schumann vertont wurden. Diese Auswahl kommt öfters in Konzertsälen zur Aufführung. Der Bariton hat Opernerfahrung, was bei seinem Vortrag zu spüren war.

Schauspieler Polacek hatte auf einem bequemen Sessel auf der Bühne des Kubus Platz genommen – dies hinderte ihn aber nicht, sein Können zu entfalten und einige Gedichte sowie Kommentare zu den Dichterfreunden fesselnd zu präsentieren.

Justinus Kerner war nicht nur Dichter, sondern auch Arzt – unter anderem Badearzt in Wildbad. Später wandte er sich spiritistischen und okkulten Fragen zu, verfasste aber auch wichtige medizinische Studien. Auch so praktische Ratschläge wie Sauberkeit gab er seinen Patienten.

Nach der Pause führte Polacek in die Biografie Uhlands ein, er war schon zu Lebzeiten ein "Star" der Dichtkunst. Uhland-Büsten seien in Mode gewesen, so der Schauspieler. Auch in die Politik ging er mehrmals, zog sich aber immer wieder zurück. Er sprach sich gegen das Amt des Gemeinderats auf Lebenszeit aus, kritisierte den Druck, der auf Dichter ausgeübt wurde und setzte sich für Rechte der Israeliten ein. Als ihm 1853 vom preußischen König der "Pour le Mérite" angeboten wurde, blieb er fest: Er nehme keinen Orden aus der Hand eines Monarchen, der seinen Parteifreund Jacobi in den Tod geschickt habe, schrieb er in seinem Absagebrief an Alexander von Humboldt. Interessant auch, dass Uhlands Frau Emilie Auguste im Palais Vischer in Calw geboren ist. Diese Heirat ermöglichte ihm, von Stund an finanziell sorglos zu leben.

Die Todestageder Poeten jähren sichheuer zum 150. Mal

Reiner Hiby trug neun Gedichte von Uhland vor. Vertont wurden diese von ganz verschiedenen Komponisten: Franz Schubert, Felix Mendelsohn-Bartholdy, dessen Schwester Fanny, Carl Loewe und Johannes Brahms. Dies ist ein Beweis dafür, wie populär Uhlands Gedichte zu seiner Zeit waren, der Gedichtband wurde 42-mal aufgelegt, zu seinem 75.Geburtstag wurden im ganzen Land Uhland-Linden und Uhland-Eichen gepflanzt. Gerhard Polacek las teilweise die Gedichte erst vor, bevor Reiner Hiby den Liedern mit seinem wohlklingenden Bariton Leben verlieh. Das Publikum zeigte sich von dem literarischen Liederabend sehr angetan und bekam als Zugabe das Lied "Heimkehr".