So kannte man ihn: Hans-Peter Köpf. Foto: Fritsch

Theologe und Historiker stirbt kurz vor Vollendung seines 83. Lebensjahrs.

Nagold - Als Abiturient besuchte er – einfach so – Hermann Hesse in dessen Haus im Tessin: Hans-Peter "HP" Köpf. Danach wurde er nicht wie geplant Dichter, sondern Theologe. Und ein streitbarer Historiker. Am vergangenem Samstag verstarb der "sanfte Kämpfer" kurz vor Vollendung seines 83. Lebensjahrs.

Bis zuletzt habe Köpf, dieser immer rege Geist, noch gearbeitet. Gekämpft. Erzählt die Frau an seiner Seite, die Künstlerin Verena Kraft. 2015 hatte Köpf erst einen Herzinfarkt, dann einen Schlaganfall – von denen er sich insgesamt nie wirklich erholen sollte. Vergangenes Jahr als Folge davon eine große Herz-OP. "Die Operation selbst hat er sehr gut überstanden." Aber dann ging in der Reha etwas schief. Anfang des Jahres erfasste Köpf ein Virus-Infekt der Lungen – an dessen Folgen das Nagolder Original nun verstarb.

HP Köpf verbrachte seine ersten Lebensjahre in Neuenbürg, auf dem dortigen Schloss, wo sich die Dienstwohnung des Vaters befand. Im Jahr 1948 siedelte die Familie nach Nagold um. Der Vater – Ernst Köpf – war Lehrer. In Nagold wurde er "Chef der Oberschule", wie es Köpf einmal ausdrückte. Ebenfalls eine für Nagold prägende Persönlichkeit.

"Er hat sich immer wieder selbst aufgebaut"

Nach dem Abitur: die Reise zum Idol Hermann Hesse. Per Postkarte kündigte der junge Köpf seinen Besuch an, trampte durch die Alpen. Und stand pünktlich an Goethes Geburtstag vor der Gartenpforte von Hesse. Eine Dreiviertelstunde unterhielten sich Hesse und HP. Danach stand für Köpf fest, "dass die Schuhe des Dichters doch eine Nummer zu groß" für ihn waren.

Stattdessen wand er sich erst der Theologie zu. Studierte in Tübingen und Wien, bekam aber eine Anstellung "nur" im Archiv der Württembergischen Landeskirche. Weil gleich Köpfs erste Predigt vor einer Gemeinde die Gläubigen derart verstörte, dass die Kirchenoberen einige Wochen brauchten, um ihre Schäfchen wieder zu beruhigen. Deshalb sollte Köpf nun lieber in den Dekanaten deren historische Schätze sichten und sortieren. Womit dieser seine Passion fand. Und seine Bestimmung als Historiker. Der er – nebenbei in den Wintersemestern – sein zweites Studium, diesmal das der Geschichte, widmete.

Köpf wurde so zu einem der profundesten Kenner vor allem des späten Mittelalters, und von da ausgehend zurück bis zum frühen Mittelalter. Wobei Köpf zeitlebens sehr freigiebig mit seinem Wissen und seinen Erfahrungen war. "Viele Kollegen wandten sich an ihn, um seinen Rat und seine Expertise bei eigenen Arbeiten zu Rate zu ziehen", erzählt Verena Kraft – die selbst Köpfs "spätes Glück" wurde in seinem nie ganz einfachen Leben. Seit 2007 waren sie ein Paar, erst 2017 hatten sie geheiratet.

"Eine tolle Zeit", sagt Kraft. Trotz der Belastungen durch Köpfs Krankheit. "Er hat sich immer wieder selbst aufgebaut", gekämpft. Lief ein ums andere Mal aus eigener Kraft den steilen Weg den Nagolder Schlossberg hinauf, "bis zur Fahne" – um es sich zu beweisen, dass er es noch schafft. Das letzte Mal im Sommer letzten Jahres. "Er war so unendlich lebensfroh, voller Energie." Nicht nur als Historiker. Köpf habe in seinem Leben stets getanzt, gedichtet, komponiert, sei viel gewandert. "Er hatte zu so vielen Themen etwas zu sagen", etwas Entscheidendes beitragen können.

Köpf hinterlässt einen riesigen Nachlass – neben seiner umfangreichen Werkliste als Historiker und Heimatforscher, zu der Bücher wie "Ebershardt. Geschichte eines nordschwarzwälder Dorfes" (2016) oder "Rotfelden – Eine tausendjährige Geschichte" (2005) gehören. Verena Kraft überlegt jetzt, wie sie "diesen großen Schatz an Wissen" weiterhin für andere Forscher verfügbar machen kann. "Aber das meiste von diesem wertvollen Wissen war in seinem Kopf", der wache Geist. "Und ist nun verloren." Was von Köpf für sie persönlich bleibt? Verena Kraft: "Wundervolle Erinnerungen. Wir haben viel gespielt, gelacht. Ein sehr intensives Leben." Und: "Ich habe von ihm viele schöne Worte."

Die Beerdigung von Hans-Peter Köpf findet am Freitag, 1. März, ab 14 Uhr auf dem Nagolder Friedhof statt.