Auch die Nabu-Ortsgruppe Nagold/Altensteig steht dem geplanten KSK-Absetzgelände äußerst kritisch gegenüber. Foto: Fritsch

Nabu-Ortgsruppe Nagold/Altensteig fürchtet unter anderem um den Egenhauser Kapf.

Nagold/Haiterbach - Das geplante KSK-Absetzgelände bei Haiterbach sieht auch die Naturschutzbund-Ortsgruppe Nagold/Altensteig äußerst kritisch. In einer Presseerklärung verweist Karl-Heinz Gänßle im Namen der Nabu-Gruppe unter anderem auf die möglichen Folgen für das Naturschutzgebiet Egenhauser Kapf.

"Die Dimension des geplanten Absetzgeländes am Dürrenhardter Hof wird erst ersichtlich, wenn man sich die geplanten Flugkorridore auf der Korridorkarte anschaut", heißt es in der Mitteilung. "Fünf An- und Abflugkorridore, acht Rundkorridore, eine Gesamtlänge von rund 25 Kilometern, eine Gesamtbreite von rund zehn Kilometern", umschreibt der Nabu die Dimension. Das Planungsgebiet erreiche im Nordosten die Gemeinden Gäufelden/Jettingen, im Südwesten Schopfloch/Waldachtal/Pfalzgrafenweiler, im Norden Egenhausen/Rohrdorf, im Süden Hochdorf und Altheim. Durch die Überschneidung der Korridore seien zwei Städte und mehrere Gemeinden gleich mehrfach belastet, da die Wahrscheinlichkeit der Überflüge dort weitaus höher sei.

Gänßle betont: "Das Planungsgebiet zeichnet sich durch eine heute kaum mehr vorzufindende kleinstrukturierte, artenreiche Landschaft aus. Jeglicher Eingriff in diese Struktur, aber auch die Verlärmung der letzten Ruhezonen fördern den Artenschwund." Auch für den Menschen gelte: Je artenreicher sein Umfeld sei, desto stabiler sein Lebensraum.

Gänßle, der auch Naturschutzwart und Betreuer des Naturschutzgebietes "Egenhäuser Kapf" ist, macht deutlich, dass er mit Entsetzen festgestellt habe, dass das südöstliche Gebiet um den Egenhäuser Kapf weitaus stärker, als bisher angenommen, betroffen sei. "Das Naturschutzgebiet Egenhäuser Kapf ist ein Schutzgebiet von überregionaler Bedeutung und eines der bedeutendsten Naherholungsgebiete am östlichen Schwarzwaldrand. Seit 25 Jahren werden jährlich tausende Euro von der Gemeinde Egenhausen und erhebliche Landesmittel in die Pflege und Weiterentwicklung dieses einzigartigen Schutzgebietes investiert und das mit großem Erfolg. Die geplanten Flugkorridore überschneiden sich gleich mehrfach an einer der empfindlichsten Stellen des Natur- und Landschaftsschutzgebiets", heißt es in der Pressemitteilung.

Karl-Heinz Gänßle führt "einige wenige bedeutende Vogelarten" auf, die seiner Ansicht nach bei der Verwirklichung des Absetzgeländes allein am südöstlichen Teil des Schutzgebietes stark gefährdet wären: Wanderfalke, Uhu, Rotmilan, Schwarzmilan, Kolkrabe, Turmfalke, Grünspecht und teils sehr seltene Grasmückenarten.

Im betroffenen Gebiet liege zudem die Obstanlage von Egenhausen, bestückt mit rund 60 Vogelnistkästen und weitere für andere Arten, die einen hohen Belegungsgrad aufweisen. Weiter heißt es: "Auch kann jährlich mehrmals der Vogelzug der Kraniche über das geplante Absetzgelände beobachtet werden."

Schwer zu begreifen sei aber auch, dass der An- und Abflugkorridor im Nordosten genau über dem Krankenhaus Nagold liege und dabei große Teile der Stadt Nagold auch noch betroffen seien. Auch der Korridor im Nordwesten liege über einer Klinik – der Fachklinik für Psychotherapie und Psychiatrie de’Ignis in Egenhausen, deren Patienten bedürften eigentlich der besonderen Ruhe. Der Nabu: "Genau über deren Standort überschneiden sich mehrere Korridore, einer davon abbiegend, an dem die Flugzeuge wesentlich lärmintensiver sind."

Für Gänßle und seinen Verein ist es nicht nachvollziehbar, dass "ausgerechnet in dieser sensiblen, kleinstrukturierten und damit artenreichen Landschaft, mit einem hohen Erholungswert, ein Absetzgelände der Bundeswehr und amerikanischer Streitkräfte" verwirklicht werden soll.

Gänßles Fazit: "Es gibt genügend besser geeignete Standorte. Gegebenenfalls muss eben auch die Besatzung der KSK einen Standortswechsel vornehmen, am besten in die Nähe der Schaltzentrale der Politik, das hätte gleich den Vorteil der kürzeren Wege."