Oberbürgermeister Jürgen Großmann zeigte sich zufrieden. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Richtfest: Wegen hartem Winter hängt der Zeitplan etwas hinterher / 15-Millionen-Neubau

Es ist ein Bau mit "Wow"-Effekt: "Der Anker", das neue Gebäude-Ensemble auf dem Gelände der ehemaligen Anker-Brauerei im Herzen von Nagold, das am Freitag sein Richtfest feiern konnte. Imposante 18 Meter Fassaden-Höhe zum ZOB hin. Fast vier Meter lichte Raumhöhen.

Nagold. Dazu im Erdgeschoss ein eindrucksvoll weiter Verkaufsraum mit über 30 Metern Tiefe, in dem zur ersten großen Party an diesem Ort die über 150 Festgäste aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Nachbarschaft an langen Tischreihen Platz nahmen. Nicht alle wirklich restlos entspannt ob dessen, was hier bereits erreicht wurde – denn der Zeitdruck bis zum Einzug der ersten Mieter im Sommer ("H&M"; im August geplant) und zur endgültigen Fertigstellung im Herbst ist richtig groß.

"Wir haben durch den Winter knapp zwei Wochen im Zeitplan verloren", berichtet beispielsweise Ulrich Häfele, einer der drei Nagolder Investoren, die zusammen mit dem Projekt-Entwickler Orhan Tiryaki aus Freudenstadt und dem Arichtekten-Duo Hans-Peter Bonasera (Nagold) und Ulrich Schwille (Reutlingen) den 15-Millionen-Euro-Bau stemmen. Auch das "zweite UG" – das zweite Untergeschoss des Riesen-Baus – machte in der Gründungsphase der Baustelle so dicht an der Waldach doch mehr Ärger als erwartet. Mehr Pumpen, größere Pumpen mussten das extrem tiefe Bauloch trockenlegen. "Schon eine besondere Herausforderung", sagt etwa Bauleiter Markus Teufel von der Firma Adolf List aus Gönningen (Reutlingen). Aber auch eine, die super gemeistert wurde.

Das sagt wiederum ein sichtlich zufriedener Oberbürgermeister Jürgen Großmann, nachdem die Festgemeinde nach dem Richtspruch von "Oberbauleiter" Matthias Brause wegen der doch irgendwie frischen Temperaturen zu dieser Mittagszeit ins geschützte Innere des fertigen Rohbaus geflüchtet war.

"Das soll ja alles hier richtig cool werden"

"Diese Baustelle hat uns von der Stadt keine Probleme bereitet", so der OB. Da hatte man mit mehr "Stress" aufgrund von Verkehrsbehinderungen wegen des nahen ZOBs gerechnet. Und auch "das Maß der Beschwerden" von Nachbarn und Anwohnern sei "ganz, ganz gering" gewesen. Dank vom Schultes an alle Genannten auch in diese Richtung.

Derweil steigt wohl ganz offensichtlich die Ungeduld bei all jenen, die künftig hier als Kunden ein- und ausgehen werden. Paula, Carolin, Lenja und Maria zum Beispiel, alle zwischen elf und zwölf Jahre alt. Natürlich wissen sie, dass hier mit "H&M" ganz genau eines ihrer Lieblings-Klamotten-Labels einziehen wird. Weshalb sie heute den roten Teppich vor dem Rohbau und die quasi offenen Türen als Einladung verstehen, den künftigen Mode-Tempel ein erstes Mal zu entern. Und das von den Bauträgern aufgestellte Modell des fertigen Gebäudes zu bewundern.

"Das soll ja alles hier richtig cool werden", kommt’s denn auch anerkennend von Carolin. OB Großmann drückt das in seinem Grußwort ein paar Meter weiter so aus: "Der Anker steht für einen neuen architektonischen Akzent in der Stadt." Und die Architekten Bonasera und Schwille erklären auch, warum ausgerechnet dieser Bau so "cool", wie es Carolin nennt, wird: Man habe bewusst Investoren aus Nagold gesucht und eine Investoren-Gruppe gefunden, die hier nicht "wie irgendwelche namenlosen Geldgeber" nur auf Rendite setzen, "sondern, die ihre eigene Stadt verschönern wollen." Damit sei "Der Anker" wahrlich kein Bauprojekt von der Stange, sondern ein echter Premium-Bau mit absoluten Preisträger-Qualitäten bei künftigen Architektur-Wettbewerben.

Da darf man denn wohl auch mal bei einem solchen Anlass heikle Fragen an die Bauherren stellen: Wie ist das denn nun mit H&M, das als Unternehmen international derzeit ja eher für negative Schlagzeilen sorgt ob seiner schwierigen Geschäftsentwicklung, und andernorts gerade fleißig gewachsene Standorte schließt – steht der erste und größte Mieter im Anker mit künftig 1500 Quadratmeter Verkaufsflächen auf drei der Etagen zu seinem künftigen Nagolder Standort? Kein Zögern: Ein klares "Ja" kommt von den Investoren. Nagold sei ein ungefährdeter Premium-Standort für die Modekette aus Schweden. Was Carolin und ihrer Freundinnen sicher mit Wohlwollen vernehmen werden.