Alltagskultur: Weihnachtsausstellung im Museum Steinhaus eröffnet
"Vom Samenkorn zum Schmuckstück" ist die bis 4. Februar im Museum Steinhaus laufende Weihnachtsausstellung betitelt. Bei der Vernissage waren die Macher begeistert über den großen Zuspruch zur Schau, die den Weg vor der Plantage bis ins Wohnzimmer beleuchtet.
Nagold. Bürgermeister Hagen Breitling zeigte sich bei der Eröffnung der Winterausstellung erfreut über die große Anzahl der Gäste, die den Weg ins Museum gefunden haben, um mitzuerleben, wie die letzte Phase eines Baumes thematisiert und zur Schau gestellt wird. Er fragte sich, ob in diesem Jahr altbewährter Schmuck vom Dachboden oder etwas Neues den ständigen Begleiter in der Weihnachtszeit ziert. Als Experte zu Bäumen, durfte er Karl-Heinz Moser von PlusBaum Samen begrüßen. Er wurde vor zwei Jahren angefragt und freute sich, dass er diese Ausstellung mit seinem Fachwissen begleiten durfte. "Dass so viele Leute sich für Weihnachtsbäume und ihre Geschichte interessieren, hätte ich nicht erwartet, ich bin geplättet", meinte er zu Beginn seiner Expertensicht auf die Ausstellung mit frisch gefällten und teils geschmückten Weihnachtsbäumen im Steinhaus sowie einer bebilderten und mit Texten versehenen Darstellung der Baumproduktion in seinem Unternehmen im Ausstellungsraum. Moser berichtete über Versuchsanbauten mit Weihnachtsbäumen, Samenimporte aus Georgien und den gewaltigen Risiken bei der Aufzucht von empfindlichen Nadelgehölzen, die acht bis zehn Jahre Pflege brauchen, um in diesen Tagen für das diesjährige Weihnachtsfest in den Verkauf zu gelangen.
Einblick in die Weihnachtsbaum-Produktion
Museumsmitarbeiterin Heike Roller hatte zur Vorbereitung der Ausstellung Gelegenheit, ein Jahr lang Einblick in die Weihnachtsbaum-Produktion zu erhalten. In der Ausstellung werden Nordmanntannen und Blaufichten aus der Plantage von Moser gezeigt, neben Rotfichten und Kiefer aus dem Garten von Norbert Kiefer, einem Kollegen von Herma Klar bei der Stadt Nagold.
Die Ausstellung vereint Naturkundliches und Kulturgeschichtliches rund um den Weihnachtsbaum. Museumsleiterin Klar sprach dabei vom "gesunkenen Kulturgut", wonach Kulturgüter von oben nach unten wandern. So schaute vor 200 Jahren, älter ist der Brauch rund um den Weihnachtsbaum noch nicht, das Bürgertum auf das Großbürgertum und diese auf den Adel, die sich rund um 1800 einen Weihnachtsbaum leisten konnten. Protestantische Familien brachten die Weihnachtsbaum-Bräuche aufs Land und während des deutsch-französischen und des ersten Weltkrieges spielten sie eine wichtige Rolle in Lazaretten. Die Soldaten brachten den Brauch mit nach Hause.
Dass sich Bräuche verändern und jede Familie ihre eigenen Ideen beim Schmücken des Weihnachtsbaumes realisiert zeigt im Steinhaus auch ein Holzweihnachtsbaum, geschmückt mit Fotos, die zeigen, wie die Menschen in und um Nagold ihren Baum zieren und in Szene setzen. Die Farbe Rot rangiert auf der Beliebtheitsskala dabei ganz oben. 40 Personen und Familien haben hierzu im vergangenen Jahr mehr als 70 Fotos eingesandt.
Die Amerikaner meinen, dass in Deutschland eine grüne Gurke an den Weihnachtsbaum gehängt wird, ausgehend von einer Zeit, als nicht alle Kinder ein Geschenk bekamen und das Kind, das die Gurke zuerst entdeckte, etwas geschenkt bekam.
Während Heike Roller für die Kreativideen und den Aufbau der Ausstellung verantwortlich war, hat Katharina Roller zur Vernissage kleine Weihnachtsbäume gebacken, die im Anschluss verkostet werden durften.
Die Ausstellung kann bis zum 4. Februar dienstags und donnerstags sowie an Sonn- und Feiertagen in der Zeit von 14 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt besucht werden. Am Schlusswochenende darf der mit essbarem Schmuck dekorierte Tannenbaum im Steinhaus geplündert werden.