Aus voller Brust: Bliss, die A-Capella-Formation in der Alten Seminarturnhalle. Foto: Zabota Foto: Schwarzwälder Bote

Kleinkunst: Das A-Capella-Männerquintett Bliss gastiert in der Alten Seminarturnhalle

Nagold. Zur Einstimmung gab es eine Ode an Nagold: "Das Viadukt ist weithin bekannt, hier fühlen wir uns zu Hause, hier scheint die Sonne am längsten, Nagold ist so viel geiler als Calw." Sehr nett, allerdings hatten es die fünf Herren aus dem schweizerischen St. Gallen gar nicht nötig, sich an das Publikum ranzuschmeißen. Sie überzeugten auch so. Und zwar ganz allein mit ihren Stimmen.

Enttäuscht waren allenfalls jene Damen, die halbnackte, knackige Männerkörper erwartet haben. Solche waren ja auf dem Plakat für diese Tournee zu sehen, entsprechend der Name des Programms: "Mannschaft". Vielleicht besser so. Immerhin feiert die A-Capella-Formation heuer ein Jubiläum: 20 Jahre stehen sie nun auf der Bühne. Da versteht es sich von selbst, dass nicht nur Sixpacks unter den Hemden zum Vorschein kommen würden, sondern auch der eine oder andere "Maultaschenfriedhof". Nur einer riss sich zu Beginn der Show das Hemd vom Leibe, wurde aber von seinen Mitkünstlern gemaßregelt und von der Bühne verwiesen. Aber nur kurz.

Genau genommen stehen die fünf Herren, Claudio, Lukas, Matthias, Tom und Viktor gar nicht in auf der Bühne: Sie tanzen, steppen, wirbeln umher. Kommen die nicht ins Schnaufen? Und wenn, merkte man nichts. Die Stimmen waren tadellos, vom höchsten Tenor bis zum tiefsten Bass. Das Repertoire reichte vom volkstümlichen Lied aus den Alpen bis zu AC/DC. In "Highway to Hell" ist es dem Bliss-Tenor Claudio enorm gut gelungen, so hoch zu singen, wie im Original der AC/DC-Sänger Bon Scott.

Nach der Pause dreht Bliss richtig auf

Zum Dahinschmelzen war aber wirklich das Schweizer Volkslied. Das haben die fünf Herren nicht nur a capella, sondern auch ohne Mikrofone gesungen. "Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines Fitzl Glück für Dich". Nur dieses Lied sangen sie auf schwyzerdütsch, wobei sich dann "Glück" wie "Glückch" anhörte. Zwischendurch gab es Humor wie "Möge der Wind in Deinem Rücken niemals Dein eigener sein".

Die Show namens "Mannschaft" drehte sich natürlich um Männerthemen: Frauen, Fußball, Autos, oder wie es im Programmheft heißt, "Bizeps, Bier und Haarausfall". Was Männer, sofern sie Väter sind, bewegt, ist das Verhältnis zu ihren Söhnen. Humor, das zeigten die fünf Schweizer, kann durchaus Niveau haben.

Nach der Pause drehte Bliss richtig auf. Es zeigte sich, dass selbst eine A-Capella-Band nicht ohne etwas Schlagzeug, eine Lightshow sowie viel Schall und Rauch auskommt. Was den Saal am Ende zum Kochen brachte.