Ulrich Kallfass (von links) , stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Kreiskliniken, Regionaldirektorin Alexandra Freimuth, Pflegedienstleiter Dieter Schmid, Landrat Helmut Riegger, Hubert Mörk, ärztlicher Direktor des Nagolder Krankenhauses, Oberbürgermeister Jürgen Großmann und Jörg Nötzel, Vorsitzender der Geschäftsführung des Klinikverbunds Südwest. Foto: Kunert

Ab sofort mehr Platz als üblich. Achtwöchiger Testbetrieb für 20.000 Euro teures Musterpatientenzimmer.

Nagold - Großer Bahnhof für ein nur auf den ersten Blick "kleines" Zimmer: Landrat, dessen Stellvertreter im Klinik-Aufsichtsrat, Oberbürgermeister, ärztlicher Direkter, Regionaldirektorin, Geschäftsführer des Klinikverbunds, Pflegedienstleitung und Architekt zwängen sich auf 28 Quadratmeter.

Sie platzen allesamt fast vor Stolz. Denn dieses Zimmer mit der Nummer 308 des Nagolder Kreiskrankenhauses ist etwas ganz Besonderes: ein vollfunktionsfähiges Musterpatientenzimmer. Rund 20.000 Euro hat sich der Landkreis die Muster-Sanierung und -Renovierung dieses Zimmers kosten lassen, um einmal durchzutesten, wie sich künftig der Umgang mit Patienten "nach Nagolder Art" optimieren ließe.

"Wirklich sehr schick", freut sich denn auch Nagolds OB Jürgen Großmann. "Beinahe schon die Qualität eines Hotelzimmers." Und in der Tat ist schon die Zimmertür ein Highlight, in "gekalkte Eiche"-Optik. Innen ist die Farbgestaltung noch dezent gehalten – um nicht abzulenken. Das könnte später auch noch "bunter" werden – denn Farben, zeigen Studien, tragen zum Heilungserfolg bei, so Pflegedienstleiter Dieter Schmid. Dessen persönliche "größte Errungenschaft" dieses Musterpatientenzimmers: "Der wahnsinnig viele Platz zwischen den Betten."

Es ist eine Besonderheit – und auf einmal auch ein Glücksfall – dass in Nagold die überwiegende Zahl der künftigen Patientenzimmer aus dem bisherigen Bestand heraus erstellt werden. Denn so werden aus Dreibett- auf einmal Zweibettzimmer – mit eben jenen rund 28 Quadratmeter Grundfläche. Viel Platz im Zimmer bedeutet: größtmögliche Barrierefreiheit, größtmögliche Bewegungsfreiheit für die Pflegekräfte, die gegebenenfalls auch mal mit Rollstühlen und "Heberichtern" problemlos zwischen den Betten rangieren können. Auch im Bad, das "schwellenfrei" ist und ebenfalls viel Raum für die "Mobilisierung" der Patienten besitzt.

Ausstattung mit pfiffigen Details

Aber auch in der Ausstattung des Musterzimmer steckt viel pfiffiges Know-how: die Böden haben keine "Ecken", sondern Hohlkehlen – die man leichter sauber halten kann. "Hygiene" ist das oberste Gebot, sagt Hubert Mörk, der ärztliche Direktor des Nagolder Krankenhauses. Ein Ablagefach für Patientenakten (während der Visite) im zentralen Schrank eliminiert ein Keim-Risiko.

Der Ablagebereich für die Patienten ist "fahrbar", kann mit ihnen umziehen Gleichzeitig fungieren die Schranktüren als Raumteiler. Und über den Betten (oder am fahrbaren Nachtisch; oder an den Wand gegenüber) gibt es einen Multimedia-Monitor, der als TV-Gerät funktioniert – aber auch als Display für die Betrachtung von Patientenunterlagen wie zum Beispiel Röntgenbilder.

Acht Wochen lang geht das Nagolder Musterpatientenzimmer jetzt erst einmal in den Testbetrieb, um Erfahrung zu sammeln.

Was auch Landrat Helmut Riegger irgendwie ebenfalls noch ein bisschen stolzer macht als sowieso schon: "Es ist so – die besten Ideen kommen immer aus dem eigenen Haus."

Das "Kreisklinikum Calw-Nagold, Kliniken Nagold" wird in den kommenden Jahren mit einem Aufwand von (derzeit geschätzt) 85 Millionen Euro zum "Schwerpunktversorger" für den Kreis Calw innerhalb des Klinikverbunds Südwest ausgebaut. Vorgesehen sind unter anderem die umfassende Erneuerung der Haustechnik und der Neubau eines Bettentrakts, durchgängige Zwei-Bett-Zimmerstruktur mit eigenem Sanitärbereich sowie Neubau der Intensivstation. Zudem wird die zentrale Notaufnahme größer – wegen gestiegenen Anforderungen und größerer Patientenzahlen. Der Baubeginn des Bettenhaus ist für April vorgesehen. Als künftige Abteilungen sind vorgesehen: Chirurgie (Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Unfallchirurgie inklusive lokalem Traumazentrum); Innere Medizin mit den Schwerpunkten Kardiologie und Gastroenterologie; Urologie; Neurologie mit Stroke Unit (Schlaganfalleinheit); Intensivstation; Radiologie und Nuklearmedizin; zentrale Notaufnahme mit 24/7-OP-Bereitschaft; Medizinisches Versorgungszentrum; Gynäkologische Praxis. Das Haus soll künftig über rund 270 Betten verfügen.