Dodokay trat mit seinem neuen Programm "Genau mein Ding!" in der Nagolder Stadthalle auf. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Witzig: Dodokay hält bei seinem neuen Programm "Genau mein Ding!" den Schwaben einen Spiegel vor

Dominik Kuhn, besser bekannt als Dodokay, startete seine aktuelle Tour mit dem neuen Programm "Genau mein Ding!" in der Stadthalle Nagold.

Nagold. Vor rund 500 Gästen präsentierte er neben eigens in schwäbischem Dialekt synchronisierten Filmausschnitten zum Brüllen komische Alltagssituationen aus dem Leben der Schwaben. Das Premierenpublikum war begeistert und quittierte die rund zweistündige Bühnenshow mit reichlich Applaus.

Der gelbe Sack, die Kehrwoche, aber auch Menschen, Meinungen und Maultaschen lieferten dem Komiker und Voice-Artist Dodokay die Steilvorlagen für ein abendfüllendes Bühnenprogramm, das dem Schwaben einen Spiegel vorhält und mit den typischen sprachlichen Eigenarten zum Brüllen komisch ist. Das Nagolder Publikum bog sich vor Lachen.

Ein Blick in den Bundestag kann mitunter einen langweiligen Eindruck entstehen lassen. Nicht, wenn Sprachkünstler Dodokay den Politikern Worte in den Mund legt, die Abgeordneten stimmlich imitiert und sie über die bevorstehende Weihnachtsfeier diskutieren lässt. Als ob die Damen und Herren der Politik sonst nichts Besseres zu tun hätten. Lustig ist das allemal und das Publikum in der Stadthalle amüsierte sich köstlich darüber.

Dodokay plauderte über sein Bühnengespräch mit Günther Oettinger

Der selbst als Schwabe aufgewachsene und aus Reutlingen stammende Komiker machte keinen Hehl daraus, dass man auf der Bühne keine Witze erzählen muss, um lustig rüberzukommen. Es reichen ganz normale Alltagssituationen aus dem Schwäbischen, die er ganz zu seinem Ding gemacht und daraus ein neues Bühnenprogramm entwickelt hat.

Gelacht werden durfte über die Kehrwoche, bei der Dodokay Crashed Ice in den Hausflur wirft, damit es wenigstens so aussieht, als hätte er feucht gewischt. Und wer bisher nicht wusste, was ein "Müll Opinion Leader" sein soll, der erfuhr am Abend mit dem Künstler, dass es sich dabei um die Person handelt, die in einer schwäbischen Straße als erstes den Mülleimer rausstellt, genauso wie seine Nachbarin.

Dodokay plauderte über sein Bühnengespräch mit Günther Oettinger, dem er auch schon in Filmsequenzen seine Worte in den Mund gelegt hat und über die eigenartige schwäbische Sprache. Polizisten und Feuerwehrmänner verfallen nicht selten bei Fernsehinterviews in geschwollenes Hochdeutsch, um kompetenter zu wirken.

Er testete sein Publikum, um herauszufinden, ob die von ihm festgestellten Alltagssituationen oder schwäbischen Phänomene bekannt und vor allem üblich sind, wie beispielsweise der Beginn einer Antwort auf Fragen, die alle mit einem "ha…" anfangen. Das Nagolder Publikum war überhaupt an diesem Abend ein Indikator dafür, wie sich die Tour weiterentwickelt. Dodokay notierte sich die Reaktionen des Publikums auf seine Gags und welche dabei gut ankamen.

Zwischen den amüsanten Geschichten rund um die oft als negativ wahrgenommenen Schwaben mit ihrer harten und kantigen Sprache, zeigte er mehrfach Filmausschnitte mit schwäbischer Synchronisation, bei der er sämtlichen Personen eine andere Stimmlage zukommen lässt.

Er bezeichnete den Schwaben als gespalten, schizo und gaga, weil er von "dem Chinesen" spricht, als einem Individuum, der für unendlich viel Scheiße zuständig und verantwortlich sein soll.

Große Lacher erntete Dodokay mit seinen Beobachtungen bei Arzthelferinnen oder Bäckerei-Fachverkäuferinnen. Während die liebliche Sprechstundenhilfe mit Worten wie "Sie dürfen grad gschwind hier warten" bei ihm Kopfschütteln auslöst, bringt er die Verkäuferin in der Bäckerei beim Verpacken von Schneckennudel und Amerikaner ins Schwitzen.

Auschnitte aus "1000 Glotzböbbel vom Dr. Mabuse"

Er lehnt es ab, beides zusammen einzupacken, da die beiden beim letzten Mal zu sehr gestritten haben. Dem Publikum trug er auf, solche und andere Situationen einfach mal auszuprobieren – und kann sich bei diesen Tipps ein Lachen nicht verkneifen.

In seiner Synchro-Version des James Bond-Films "Dr. No" wird der Hauptdarsteller zum Klodeckelverkäufer Dieter Bond. Ausschnitte aus "1000 Glotzböbbel vom Dr. Mabuse" fehlen ebenso wenig wie "SV 49 aus dem Adler", wofür er rund 600 Stunden Bundestagssitzung auf seinem Computer gespeichert hat.

Dass der Gelbe Sack für einen rechten Schwaben ebenso wichtig ist wie der Sicomatic, läuft wie ein roter Faden durch den Bühnenauftritt, verzichtet aber nicht auf den Hinweis, dass der etwas angestaubte Schnellkochtopf vom Thermomix abgelöst wurde, auf den Nagold – so die Schlussaussage vor der Zugabe – verzichten kann.

Ein äußerst gelungener Tour-Auftakt, der mit viel Applaus, einer Zugabe und einer Gute-Nacht-Geschichte nach über zwei Stunden endete.