Der Vorsitzende des Kirchengemeinderates St. Petrus und Paulus Markus Fritsch in der KGR-Sitzung.Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Nagolder Katholiken gehen neue Wege der Begegnung

Nagold. Die Corona-Pandemie hat auch die Kirchengemeinden kalt erwischt. Von heute auf morgen konnten Gruppen und Kreise, Gremien und Gottesdienste, Familienfeste und Seelsorge nicht mehr wie gewohnt stattfinden.

Die Frage, wie man als Kirchengemeinde Menschen erreichen kann, stand schon vor der Pandemie zur Diskussion. Durch die Corona-Bestimmungen wurde diese Frage noch existenzieller. "Wir wussten, dass unsere Gemeindemitglieder in Nöten sind. Wir mussten jetzt neue Wege finden um uns zu begegnen", heißt es in einer Pressemitteilung der katholischen Kirche Nagold.

Sicher durften die Kirchen weiterhin Gottesdienste anbieten. Dies erlaubt das, durch die Verfassung verbriefte Recht der Religionsfreiheit. Allerdings gelten in den Kirchen sehr strenge Auflagen. Viele, bislang treue Gemeindemitglieder bleiben deshalb den Gottesdiensten fern.

So entstanden Gottesdienstformen, die zuhause in den Familien gefeiert wurden. In den Kirchen lagen Bodenbilder als Impuls zum Nachdenken. An St. Martin wurde ein Stationenweg um die Kirche gestaltet, der von vielen Nagolder Familien gegangen wurde. Tüten mit Bastel- und Spielanleitungen lagen in den Kirchen zum Mitnehmen aus. An den Sonntagen, an denen sich auch die Gemeinden nicht zum Gottesdienst versammeln durften, lagen die Predigten im Schriftenstand. Ministranten, Schul- und Kindergartenkinder bastelten Grüße für Senioren in den Altenheimen. Mit dem Telefon erreichte man die ältesten Gemeindemitglieder und die pflegenden Angehörigen zuhause.

Per Livestream übertragen

Auch die Digitalisierung zog in der Kirchengemeinde ein: Inzwischen werden Gottesdienste aus Nagold per Livestream übertragen, Jugendliche übernehmen den Streamingdienst. Gremien und Gruppen treffen sich in Videokonferenzen.

"Auch die erste Kirchengemeinderatssitzung im Jahr 2021 unserer Kirchengemeinde Petrus und Paulus in Nagold wurde wieder per Videokonferenz durchgeführt", so der gewählte Vorsitzende Markus Fritsch. "Hier stellt sich in unserem Gremium eine gewisse Routine ein und wir sind froh dieses Format nutzen zu können. So können die wichtigen Dinge in der Kirchengemeinde erledigt werden und wir sind handlungsfähig", ergänzt Fritsch. Frauen treffen sich per Videoschalte, um miteinander zu reden, gemeinsam zu kochen, einfach mal aufzutanken. Seelsorger nutzen nicht nur das Telefon, sondern auch die Videoschalte, um Menschen zu begleiten. Die Kommunionvorbereitung findet zuhause durch die Eltern statt. Per Zoom-Konferenz wird mit der Gemeindereferentin Vicic in der Bibel gelesen und gesprochen.

Trotzdem fragen sich auch Kirchengemeinden: "Wie lange noch müssen wir warten, bis Hochzeiten, Kommunionfeiern, Firmungen und Taufen wieder ausgelassen gefeiert werden können?" Gemeinschaft in einer Feier zu erleben, das gehöre zum Leben. Neue Wege, mit Menschen durch die Corona-Zeit zu gehen werden gefunden, "sie ersetzen jedoch nicht die direkte Begegnung in Präsenz."