Die B 463 wird zunächst über 1,9 Kilometer wechselseitig dreispurig ausgebaut.Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

B 463: Dreispuriger Ausbau kommt in Rekordzeit

"Ich verstehe die Welt nicht mehr!?" Selten dokumentierte Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann als Kreisrat so deutlich sein Unverständnis über Diskussionsbeiträge seiner Ratskollegen wie jüngst im Verwaltungs- und Wirtschaftsausschuss (VWA) des Kreistags.

Kreis Calw. Das Thema, das die Wogen im Gremium so unerwartet hoch schlagen ließ: der geplante dreispurige Ausbau der B 463 auf verschiedenen Abschnitten zwischen Nagold und Pforzheim – für den jetzt die Umsetzungsplanung für den ersten der insgesamt drei Abschnitte starten soll. Dieser betrifft die Strecke zwischen Bad Liebenzell und Dennjächt, die auf einer Länge von rund 1,9 Kilometern um eine wechselseitig nutzbare Überspur ergänzt werden soll. Kosten: 8,6 Millionen Euro. Bauherr und 100-prozentiger Kostenträger: der Bund, dem die Bundesstraße gehört.

"Der Landkreis Calw veranschlagt keine Mittel für diese Maßnahme", hörte man Jörg Repple sagen, der als Abteilungsleiter Straßenbau des Landratsamts im VWA den Stand des Projekts erläutert hatte.

"Warum wird dieser dreispurige Ausbau einer Strecke, die gerade mal 5000 Fahrzeuge pro Tag befahren, so schnell umgesetzt – und beim Calwer Tunnel, der für über 20 000 Fahrzeuge am Tag gedacht ist, tut sich seit 15 Jahren nichts", wollte Rainer Prewo (SPD) wissen. Dabei hatte Jörg Repple zuvor ausführlich davon berichten, dass dieser dreispurige Ausbau der B 463 (mit mehr als 5800 Fahrzeugen am Tag) ein "Pilotprojekt" für den Bund sei, mit dem dieser herausfinden will, wie man im Rahmen des vom Bund initiierten "Projekts Zero" (Reduzierung der Zahl an Verkehrstoten auf Null) auf solch wild mäandernden Straßenverläufen, wie sie die Bundesstraße entlang der Nagold bietet, den "Überholdruck" mindern und einen echten Unfallschwerpunkt entschärfen könnte.

Und weil der Bund schon mal dabei war, habe er – so Repple weiter – außerdem auch noch ein zweites Pilotprojekt an den dreispurigen Ausbau dieser Gefahrenstrecke "angehängt". Und das zielt auf die lückenlose Digitalisierung der Trasse mittels sogenannter "Leckwellenleiter" ab, die in geografisch schwierigen Gelände das Aufstellen vieler Mobilfunk-Sendemasten ersetzen könnten, die man sonst für eine flächendeckende Versorgung solcher Straßenzüge benötigen würde. Leckwellenleiter sind Koaxialkabel, die nicht nur am jeweiligen Ende, sondern über ihre gesamte Länge Funkwellen abgeben ("herauslecken lassen") können.

Aber Prewo, wie auch Volker Schuler (FWV) und vor allem Andreas Kubesch (Grüne) störten sich auch mächtig daran, dass der Ausbau dieser Trasse entlang des Nagoldufers eben auch in einer naturnahen und schützenswerten Umgebung stattfinden solle. Vorwurf und Hinweis von Kubesch: "Ich halte das Projekt für gänzlich unnötig und unsinnig – und lehne es ab", zumal das eigentliche "Nadelöhr" der B 463 im Abschnitt zwischen Pforzheim und Bad Liebenzell zwischen Dillweißenstein und Unterreichenbach" liege.

Woraufhin Landrat Helmut Riegger noch einmal daran erinnerte, dass es hier um ein Bauprojekt des Bundes gehe – zu dem es erst einmal gar keines Entscheids des Kreistags bedürfe. Außerdem, so Riegger, diene der Ausbau der B 463 mittelfristig auch der besseren Anbindung des Landkreises an die Westtangente bei Pforzheim. Aber ja, bestätigte Riegger auch einen von Prewo wohl als Vorwurf gemeinten Hinweis, er habe sich da als Landrat – wie einst römische Senatoren für ihre Reichsstraßen – von sich aus für diese Projekt eingesetzt. Er sei damit, so Riegger, aber einer Forderung vor allem aus der Wirtschaft im Kreis Calw nachgekommen. Mit Unterstützung der Landtagsabgeordneten Hans-Joachim Fuchtel (und Saskia Esken) habe sich dann irgendwann bei einem Gespräch im Bundesverkehrsministerium "die Tür aufgetan", mittels der genannten Pilotprojektierungen eine rasche Umsetzung hinzubekommen.

Weshalb Nagold OB Großmann dann auch als Appell letztlich feststellte: "Etwas besseres kann uns doch gar nicht passieren", als dass der Bund auf eigene Kosten umfassend beschleunigt ein solches Projekt für den Kreis Calw umsetze.