Als Triathletin schwimmt, fährt und läuft Sarah Wilm mit den besten Sportlern der Welt mit.
Rohrdorf - Dritte in Europa, Vierte der Welt und dabei steht sie erst am Anfang. Sarah Wilm ist ein Ausnahmetalent, das sich innerhalb eines Jahres unter die besten Triathleten der Welt gemischt hat.
750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, fünf Kilometer laufen – das Ziel vor Augen, 35 Grad in der Sonne oder strömender Regen, eiskaltes Wasser, oder sogar die Überreste von giftigen Meerestieren – völlig egal, denn die Ziel-Linie wartet. Sarah Wilm ist erst kürzlich 18 geworden, aber dennoch hängt im Schrank der Rohrdorferin ein Kleidungsstück, das alles andere als alltäglich ist: Auf ihrem Trainingsdress prangt nicht nur in großen Buchstaben der Name WILM, sondern auch die Bundesflagge mit zugehörigem Schriftzug "GER". Nicht ohne Grund, denn bereits mehrmals war Sarah bei internationalen Wettbewerben für Deutschland am Start – zuletzt bei der Weltmeisterschaft in Neuseeland.
Zehn Jahre war Sarah alt, als alles begann, damals noch über die beschauliche Strecke von 25 Metern Schwimmen, 400 Meter Laufen und zwei Kilometer Fahrradfahren. Davor war Sarah aber schon Mitglied bei den Leichtathleten, genauso wie in der Schwimmabteilung des VfL Nagold. Das Talent für die anspruchsvolle Sportart hat sie von ihrem Vater und ihrer Mutter gleichermaßen: Beide Eltern sind begeisterte Triathleten. Deshalb durfte Sarah auch schon früh an Wettkämpfen wie dem LBS-Nachwuchscup teilnehmen.
Ticket nach Neuseeland
Seit eineinhalb Jahren wohnt Sarah jetzt in Freiburg. Ein Internat des Olympiastützpunktes wurde zu ihrem neuen Zuhause. Hier hat sie die Möglichkeit, trotz Abi-Stress an der Staudinger Schule ihr Talent voll zu entfalten. Das Jahr 2012 war schließlich der endgültige Startschuss für die 18-Jährige. Begeistert und mit sympathischem Lächeln erzählt Sarah von ihren Erlebnissen in Israel bei der EM oder zuletzt in Neuseeland bei der Weltmeisterschaft: "Der dritte Platz bei der EM in Israel war mein Ticket nach Neuseeland.
Das ›Grand Final‹ fand dann im Oktober in Auckland statt", erinnert sich die heute 18-Jährige. "Es war ein tolles Gefühl, ich hatte mein Bundesdress noch nicht oft getragen und in Neuseeland ist Triathlon als Sportart wirklich sehr angesehen. In der ganzen Stadt waren Plakate von dem Event. Jetzt stand ich da, um mit den Besten der Welt in meiner Altersklasse um den Sieg zu laufen. Das ganze deutsche Team war dabei, also Leute, die ich sonst nur vom Fernsehen her kannte", schwärmt Sarah von dem bis dahin einmaligen Erlebnis.
Die Wettkampfbedingungen in Auckland waren aber alles andere als optimal: Zwar wurden sogar vierspurige Straßen für die Sportler abgesperrt, aber das Wasser im Hafenbecken hatte nur 14 Grad, und es regnete.
"Ich hatte drei Badekappen auf und mir sogar Plastiktüten in meinen Neoprenanzug gestopft", erzählt Sarah Wilm von ihrem Kampf gegen das Auskühlen. Das einzige, was ihr zugute kam, war die Beschaffenheit der Lauf- und Fahrstrecke: "Es war sehr bergig, immer rauf und runter, das ist genau mein Ding."
Und tatsächlich: Sarah läuft bis zum Ende in der fünfköpfigen Spitzengruppe mit. 500 Meter vor dem Ziel, eine Biegung, glitschige Oberfläche – Sarah stürzt. Am Ende war es der vierte Platz – und darauf kann sie wirklich stolz sein. "Mein Trainer meinte auch ›vielleicht ist es ganz gut, dass du noch nicht gewonnen hast, dann hast du noch Luft nach oben‹".
Es spricht viel dafür, dass sich Sarah genau in diese Richtung weiterbewegen wird: "2012 war mein Jahr, jetzt mach ich erstmal mein Abi, und gehe aber dann bei der EM in der Türkei an den Start", so die Spitzensportlerin zur Zukunft. Und vielleicht ist auch dann wieder das kleine Plüschpferd mit dabei, dass sie von ihren Freunden als Glücksbringer für die WM in Neuseeland bekommen hat, und das während des Wettkampfs vom Flaschenhalter aus dafür gesorgt hat, dass nicht Schlimmeres passiert.