Bei einer Stocherkahnfahrt kann man auch einfach mal die Seele baumeln lassen. Foto: Fritsch

Mittendrin: Unsere Autorin Lena Wind beim Stocherkahnfahren mit Ulrich Hartmann.

Nagold - Seit sechs Jahren gehört das Stocherkahnfahren auf der Nagold zu den Attraktionen der Stadt. Normalerweise nimmt Ulrich Hartmann in seinen zwei Kähnen Hochzeitsgäste und Touristen mit. Diesmal war ich mit an Bord und durfte das Stochern selbst ausprobieren.

 

Gleich mal vorne weg: Ich bin nicht in die Nagold gefallen, da muss ich Sie enttäuschen. Aber wackelig ist es auf so einem Stocherkahn. Das merke ich schon beim Einsteigen.

Zum Glück ist Ulrich Hartmann mit dabei. Seit seiner Studienzeit in Tübingen ist er leidenschaftlicher Stocherer. "40 Jahre lang habe ich davon geträumt", erzählt er mir. Seit der Landesgartenschau darf er die Stocherkahnfahrten auf der Nagold anbieten. Insgesamt 26 Passagiere kann er mitnehmen auf seinen zwei Kähnen. Heute sind wir zu siebt: Ulrich Hartmann und seine Frau Merly, ihre Nichte Meissy, deren Kinder Lorraine, Luisa und Sem – und ich. Meissy und die Kinder hat Ulrich Hartmann extra für die Fahrt eingeladen: "In einer Gruppe macht es einfach so viel mehr Spaß als alleine."

Einer nach dem anderen betreten wir den Kahn mit dem Namen Angels. Als erstes Ulrich: "Schön in der Mitte gehen, gleichmäßig einen Fuß vor den anderen setzen – wie Heidi Klum." Luisa, zehn Jahre, und Sem, acht Jahre, lösen derweil das Seil mit dem der Kahn am Ufer festgebunden ist. Dann bin ich an der Reihe. Vorsichtig setze ich meine Schritte auf die Planken. Die Arme ausgebreitet wie auf einem Schwebebalken. Trotzdem schwankt das Boot bedrohlich. Bei den Kindern sieht das ganz leicht aus. "Wir haben das schon oft gemacht", sagt Lorraine.

Dann geht es los von der Anlegestelle gegenüber des Otto-Hahn-Gymnasiums in Richtung Longwy-Platz. Erst mal übernimmt Ulrich Hartmann das Stochern. Mit der 6,50 Meter langen Stange aus Fichtenholz schiebt er uns durchs Wasser. Ich schaue genau hin, schließlich soll ich später lernen wie das geht. In einem Rutsch lässt er die Stange durch seine Finger fallen. Sobald das Stangenende das Flussbett berührt, stößt er das Boot ganz langsam nach vorne, indem er sich mit den Händen an der Stange nach vorne hangelt. "Mein Mann hat das Stochern auch schon mal ausprobiert", erzählt Meissy. Allerdings sei ihm die Stange ins Wasser gefallen. "Dann mussten wir mit den Händen paddeln und die Stange wieder aus dem Wasser fischen", sagt sie und lacht.

Indianergeheul unter jeder Brücke

Doch noch ist der Profi am Werk. Elegant und geradlinig schiebt Ulrich Hartmann den Kahn durchs Wasser. Wir anderen dürfen uns entspannen. Für Abwechslung sorgen die Brücken, die das Altstadufer mit dem Kleb verbinden. Hartmann, der erhöht am Ende des Kahns steht, muss sich dann klein machen. Luisa, Lorraine und Sem machen sich einen Spaß daraus unter jeder Brücke in Indianergeheul auszubrechen. Sie freuen sich über das Echo.

Später nimmt sich Meissy die Gitarre und die ganze Familie singt zusammen ein indonesisches Kirchenlied. In der Sonne auf der Nagold treibend, ist das eigentlich super schön und entspannend. Vor allem als wir dann noch die Füße ins Wasser baumeln lassen dürfen. "Ganz schön kalt", meint Sem. Und so treiben wir auf der Nagold, umrunden einmal die Fontaine und staunen über den Regenbogen, den die Wassertröpfchen und das Sonnenlicht verursachen.

Nur zwei Dinge stören die Idylle. Zum einen die Tatsache, dass die Kinder plötzlich etwas im Wasser treiben sehen. Eine tote Maus. "Oh, die arme Maus", meint die sechsjährige Luisa. Zum anderen bin ich angespannt, weil ich weiß, dass ich gleich selbst das Steuer übernehmen muss. "So, dann komm mal zu mir hoch", sagt Ulrich, als wir den Longwyplatz wieder hinter uns gelassen haben. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Barfuß erklimme ich das Podest am Ende des Stocherkahns. Gut, dass es so warm ist, denke ich und überlege, ob ich ein Handtuch im Auto habe, um mich abzutrocknen, falls ich ins Wasser falle. "Man darf sich nur nicht an der Stange festhalten, wenn man sie fallen lässt, sonst fällt man mit", scherzt Ulrich Hartmann. Einige Augenblicke bleibe ich einfach da oben stehen und suche mein Gleichgewicht. Dann drückt mir Ulrich die Stange in die Hand. "Langsam aus dem Wasser ziehen und zum Schluss mit einem Ruck nach oben ziehen", weist er mich an. Dann die Stange durch die Finger rutschen lassen bis sie den Boden berührt. Anschließend zieht man den Stab ganz langsam wieder aus dem Wasser und kann den Kahn dabei vorsichtig in die gewünschte Richtung lenken. Gar nicht so einfach.

Anfangs traue ich mich nicht den Stab durch die Finger rutschen zu lassen. Was wenn ich ihn fallen lasse? Außerdem ist der Stab ziemlich lang. Ohne die Hilfe von Ulrich Hartmann bekomme ich ihn gar nicht ganz aus dem Wasser. Vor allem als der Untergrund nicht mehr steinig ist und der Stab im Matsch stecken bleibt. Leicht panisch ziehe ich am Stab, während der Kahn immer weiter triftet. Ich sehe mich schon im Wasser liegen, aber Ulrich ist zur Stelle.

Mit der Zeit wird es besser, dann kommt auch schon die nächste Brücke. Zum Glück übernimmt Ulrich den Stab, während wir darunter durchfahren. Anschließend kann ich mich entspannen und wieder im Boot Platz nehmen. Wir sind zurück am Anlegeplatz.

Das größte Kompliment bekomme ich von Luisa. Sie versichert mir, dass sie als Passagier keinen Unterschied gemerkt hat zwischen meiner Steuerphase und der ihres Großonkels.

Ulrich Hartmann bietet seine Stocherkahnfahrten von April bis Oktober für bis zu 26 Besucher an. Er ist unter 0152/01 01 48 35 erreichbar. Auch spontane Buchungen sind möglich. Abfahrt ist an der Anlegestelle Am Schlossberg 4 in Nagold.

Gleich mal vorne weg: Ich bin nicht in die Nagold gefallen, da muss ich Sie enttäuschen. Aber wackelig ist es auf so einem Stocherkahn. Das merke ich schon beim Einsteigen.

Zum Glück ist Ulrich Hartmann mit dabei. Seit seiner Studienzeit in Tübingen ist er leidenschaftlicher Stocherer. "40 Jahre lang habe ich davon geträumt", erzählt er mir. Seit der Landesgartenschau darf er die Stocherkahnfahrten auf der Nagold anbieten. Insgesamt 26 Passagiere kann er mitnehmen auf seinen zwei Kähnen. Heute sind wir zu siebt: Ulrich Hartmann und seine Frau Merly, ihre Nichte Meissy, deren Kinder Lorraine, Luisa und Sem – und ich. Meissy und die Kinder hat Ulrich Hartmann extra für die Fahrt eingeladen: "In einer Gruppe macht es einfach so viel mehr Spaß als alleine."

Einer nach dem anderen betreten wir den Kahn mit dem Namen Angels. Als erstes Ulrich: "Schön in der Mitte gehen, gleichmäßig einen Fuß vor den anderen setzen – wie Heidi Klum." Luisa, zehn Jahre, und Sem, acht Jahre, lösen derweil das Seil mit dem der Kahn am Ufer festgebunden ist. Dann bin ich an der Reihe. Vorsichtig setze ich meine Schritte auf die Planken. Die Arme ausgebreitet wie auf einem Schwebebalken. Trotzdem schwankt das Boot bedrohlich. Bei den Kindern sieht das ganz leicht aus. "Wir haben das schon oft gemacht", sagt Lorraine.

Dann geht es los von der Anlegestelle gegenüber des Otto-Hahn-Gymnasiums in Richtung Longwy-Platz. Erst mal übernimmt Ulrich Hartmann das Stochern. Mit der 6,50 Meter langen Stange aus Fichtenholz schiebt er uns durchs Wasser. Ich schaue genau hin, schließlich soll ich später lernen wie das geht. In einem Rutsch lässt er die Stange durch seine Finger fallen. Sobald das Stangenende das Flussbett berührt, stößt er das Boot ganz langsam nach vorne, indem er sich mit den Händen an der Stange nach vorne hangelt. "Mein Mann hat das Stochern auch schon mal ausprobiert", erzählt Meissy. Allerdings sei ihm die Stange ins Wasser gefallen. "Dann mussten wir mit den Händen paddeln und die Stange wieder aus dem Wasser fischen", sagt sie und lacht.

Indianergeheul unter jeder Brücke

Doch noch ist der Profi am Werk. Elegant und geradlinig schiebt Ulrich Hartmann den Kahn durchs Wasser. Wir anderen dürfen uns entspannen. Für Abwechslung sorgen die Brücken, die das Altstadufer mit dem Kleb verbinden. Hartmann, der erhöht am Ende des Kahns steht, muss sich dann klein machen. Luisa, Lorraine und Sem machen sich einen Spaß daraus unter jeder Brücke in Indianergeheul auszubrechen. Sie freuen sich über das Echo.

Später nimmt sich Meissy die Gitarre und die ganze Familie singt zusammen ein indonesisches Kirchenlied. In der Sonne auf der Nagold treibend, ist das eigentlich super schön und entspannend. Vor allem als wir dann noch die Füße ins Wasser baumeln lassen dürfen. "Ganz schön kalt", meint Sem. Und so treiben wir auf der Nagold, umrunden einmal die Fontaine und staunen über den Regenbogen, den die Wassertröpfchen und das Sonnenlicht verursachen.

Nur zwei Dinge stören die Idylle. Zum einen die Tatsache, dass die Kinder plötzlich etwas im Wasser treiben sehen. Eine tote Maus. "Oh, die arme Maus", meint die sechsjährige Luisa. Zum anderen bin ich angespannt, weil ich weiß, dass ich gleich selbst das Steuer übernehmen muss. "So, dann komm mal zu mir hoch", sagt Ulrich, als wir den Longwyplatz wieder hinter uns gelassen haben. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Barfuß erklimme ich das Podest am Ende des Stocherkahns. Gut, dass es so warm ist, denke ich und überlege, ob ich ein Handtuch im Auto habe, um mich abzutrocknen, falls ich ins Wasser falle. "Man darf sich nur nicht an der Stange festhalten, wenn man sie fallen lässt, sonst fällt man mit", scherzt Ulrich Hartmann. Einige Augenblicke bleibe ich einfach da oben stehen und suche mein Gleichgewicht. Dann drückt mir Ulrich die Stange in die Hand. "Langsam aus dem Wasser ziehen und zum Schluss mit einem Ruck nach oben ziehen", weist er mich an. Dann die Stange durch die Finger rutschen lassen bis sie den Boden berührt. Anschließend zieht man den Stab ganz langsam wieder aus dem Wasser und kann den Kahn dabei vorsichtig in die gewünschte Richtung lenken. Gar nicht so einfach.

Anfangs traue ich mich nicht den Stab durch die Finger rutschen zu lassen. Was wenn ich ihn fallen lasse? Außerdem ist der Stab ziemlich lang. Ohne die Hilfe von Ulrich Hartmann bekomme ich ihn gar nicht ganz aus dem Wasser. Vor allem als der Untergrund nicht mehr steinig ist und der Stab im Matsch stecken bleibt. Leicht panisch ziehe ich am Stab, während der Kahn immer weiter triftet. Ich sehe mich schon im Wasser liegen, aber Ulrich ist zur Stelle.

Mit der Zeit wird es besser, dann kommt auch schon die nächste Brücke. Zum Glück übernimmt Ulrich den Stab, während wir darunter durchfahren. Anschließend kann ich mich entspannen und wieder im Boot Platz nehmen. Wir sind zurück am Anlegeplatz.

Das größte Kompliment bekomme ich von Luisa. Sie versichert mir, dass sie als Passagier keinen Unterschied gemerkt hat zwischen meiner Steuerphase und der ihres Großonkels.

Ulrich Hartmann bietet seine Stocherkahnfahrten von April bis Oktober für bis zu 26 Besucher an. Er ist unter 0152/01 01 48 35 erreichbar. Auch spontane Buchungen sind möglich. Abfahrt ist an der Anlegestelle Am Schlossberg 4 in Nagold.