Zum 31. Oktober schließt das Traditions-Gasthaus Alte Post.  Foto: Fritsch

Eigentümergemeinschaft gibt Personal-Not als Grund an. Damit endet 350-jährige Tradition.

Nagold - Die "Alte Post" in Nagold schließt zum Ende des Monats ihre Pforten – komplett. Das teilte der Sprecher der bisherigen Eigentümergemeinschaft, Hans Nock, in einem Schreiben an Gäste, Partner und Lieferanten des Hauses mit. Damit endet eine über 350-jährige Gasthaus-Tradition.

Hintergrund dieser letzten und drastischsten Maßnahme sei, so Hans Nock in seiner Mitteilung, die nach wie vor große Personal-Not in der Gastronomie-Branche. "Die Entscheidung ist gefallen, auf Grund der Tatsache, dass unsere Mitarbeitersuche für die Küche leider keinen Erfolg hatte und wir somit den Betrieb nicht mehr gewährleisten können."

Bereits im Frühsommer dieses Jahres hatte das altehrwürdige Haus den regelmäßigen Betrieb in seinem bis dahin mit einem Michelin-Stern gekrönten Gourmet-Restaurant auf der "Belle Etage", dem ersten Stockwerk der "Alten Post", einstellen müssen – schon damals wegen der bereits angespannten Personalsituation. Das Bistro-Restaurant "Luz" im Erdgeschoss und das Bankett-Geschäft im Gourmet-Restaurant liefen allerdings über den gesamten Sommer noch geordnet weiter – auch in der Hoffnung wohl, dass sich eine allgemeine Verbesserung der Situation noch ergeben könnte. Unabhängig davon entschloss man sich aber, den vom bisherigen Chefkoch der Alten Post, Stefan Beiter, gehaltenen Michelin-Stern von sich aus zurückzugeben (wir berichteten).

Nun also das komplette "Aus" für die Alte Post. Womit auch ein, man muss sagen, mehrjähriges "Experiment" der Eigentümergemeinschaft zum Betrieb des Hauses als gescheitert gelten muss. Mit zum Teil extrem großen Aufwand war über die Jahre versucht worden, das erste Haus am Platze mit seiner ruhmvollen Vergangenheit für die Gastronomie-Welt zu erhalten, gerade auch auf herausragenden kulinarischem Niveau. Immer wieder war dafür auch das Konzept des Hauses im Bereich Gestaltung und Präsentation sowie Ausstattung nachjustiert und verfeinert worden. Letztlich aber wohl nicht mit dem durchschlagenden, langfristigen Erfolg, wie es sich die zuletzt rund 50 Gesellschafter immer gewünscht hatten.

Wie es nun weitergeht ist völlig offen

"Wer uns, mich und die Gesellschafter, kennt, weiß was das für uns bedeutet", so Hans Nock dazu in seinem Schreiben. "Mit viel Engagement und Herzblut war es immer unser Ziel, Nagolds schönstes Wahrzeichen zu pflegen und zu erhalten und es mit einer guten Gastronomie zu beleben, wie dies Generationen zuvor bereits seit Jahrhunderten getan haben." Die Alte Post sollte "wie eh und je" ein Treffpunkt sein für Gäste aus Nah und Fern, für alle Generationen und Nationalitäten.

Wie es nun weiter geht mit der "Alten Post" – weitergehen kann – ist aktuell noch komplett offen. "Zwei Dinge sind uns an dieser Stelle sehr wichtig", erläutert dazu Hans Nock. Zum einen wolle man all denen danken, "die der ›Alten Post‹ immer die Treue gehalten haben und unsere Gäste waren." Der gleiche Dank gelte den Partnern, Handwerkern und Lieferanten, "auf die wir uns immer verlassen konnten und mit denen wir ein gutes Miteinander hatten." Zum anderen wolle man versuchen, "die Weichen für eine gute Zukunft für die Alte Post zu stellen. Dieses schöne Gebäude muss für Nagold erhalten bleiben und es wäre wünschenswert, es auch wieder mit Leben füllen zu können."

Gesellschafter beraten über Zukunft des Hauses

Wie eine solche zukünftige Lösung aussehen könnte, dazu wollte sich Nock aktuell nicht weiter äußern. Er deutete allerdings an, dass es in nächster Zeit eine Versammlung der Gesellschafter geben werde, auf der es konkret um die Zukunft des Hauses gehen werde. Eine Option dabei könnte wahrscheinlich sein, für die Restaurants der "Alten Post" einen freien Pächter zu suchen – der das Haus dann nach eigenem Ermessen und ohne Vorgaben an die Art der angebotenen Gastronomie wiedereröffnen könnte. Ein fundamentales Problem der "Alten Post" auch unter früheren Küchenchefs war, dass das einheimische Publikum nie mit der dargebotenen "Haute Cuisine" wirklich warm wurde und diese durch die notwendige Gäste-Frequenz unterstützte.

Welche Wege das bisherige Führungsteam der Alten Post mit Stefan Beiter als Küchenchef und Martina Hentsch als Restaurantleiterin künftig gehen wird, auch dazu wollte sich Hans Nock als Sprecher der Eigentümergemeinschaft erst einmal nicht äußern.