Bei der Gartenmesse in Nagold wechselt das ein oder andere Pflänzchen den Besitzer. Foto: Thomas Fritsch

Gartenfreunde schlendern bei sommerlichen Temperaturen durch Innenstadt. Pflanzen und Dekoartikel im Angebot.

Nagold - Ein weiteres, tolles Festwochenende in Nagold. Und dazu natürlich: Kaiserwetter! Und eine geradezu mediterrane Atmosphäre in der gesamten Innenstadt bei der Gartenmesse, der Keramika, dem Wochen- und Bauernmarkt.

Fast überall nur das allerbreiteste Grinsen bei den Besuchern auf Nagolds Flaniermeile. Wie zum Beispiel bei der kleinen Vera (6 Jahre), die gerade bei Thomas Benirschke an dessen Zaubertöpferscheibe im Innenhof des Rathauses sitzt. Irgendwie scheint die Kleine selbst nicht fassen zu können, wie sich unter ihren zarten Händen aus dem nassen Klumpen Erde eine tolle Schüssel formt.

Klar, der "Zauber-Töpfer" Benirschke assistiert Vera mit seinen erfahrenen Keramiker-Händen. Aber nur so, dass die Kinder trotzdem den ganzen Schöpferstolz für das fertige Werk ernten können. Applaus für Vera von den reichlich umstehenden, neugierigen und ebenso gut gelaunten Passanten. "Das ist wahre Magie", sagt Benirschke. Wobei für Veras Mama jetzt die eigentliche Herausforderung beginnt: Die "geformte Erde", wie der Zauber-Töpfermeister so eine selbstgetöpfertes Stück klassifiziert, muss natürlich möglichst heil nach Hause gebracht werden. Einen Brennofen hat es hier nicht, in dem aus der "geformten Erde" echter "Stein" werden würde. So muss ein Fön reichen, die tollen Exponate zumindest transportfähig zu trocken.

"Zum Glück muss ich das Stück aber nicht nach Frankfurt liefern"

Zwei, drei Stände weiter wieder so ein besonders breites Grinsen – bei Töpfermeisterin Birgit Labor: "Ich habe gerade eine meiner großen Statuen tatsächlich nach Frankfurt verkauft", freut sie sich gemeinsam mit Tochter und Töpfer-Kollegin Rebecca. "Das war wirklich niedlich." Drei enthusiastische Damen seien am Stand gewesen, der Mann der Kundin über Whatsapp am Smartphone dazugeschaltet – um gemeinsam über den Kauf des Werkes mit dem Namen "Sehnsucht" zu entscheiden. "Zum Glück muss ich das Stück aber nicht nach Frankfurt liefern." Es wurde gleich so mitgenommen. "So ist es eben – das Nagolder Publikum."

Der Satz lässt aufhorchen. Ist es denn ein besonderes, dieses Nagolder Publikum? "Oh ja", sagen Birgit und Rebecca aus einem Mund. "Die Menschen hier sind immer sehr neugierig, sehr interessiert." Und vor allem: Sie kaufen auch tatsächlich "mit viel Sachverstand" auch große Stücke aus dem angebotenen Sortiment. Dazu komme, dass "die Nagolder Veranstaltungen immer unfassbar gut besucht" seien. Ja, auch das ist offensichtlich auch an diesem Wochenende wieder der Fall. Aber mal an einem anderen Stand nachfragen, ob das hier alle Anbieter so sehen – die Sache mit dem tollen Nagolder Publikum.

"Wir Händler sind ›fahrendes Volk‹, solche Sachen sind wichtig."

Alexandra Frey steht mit ihren Werken vis-a-vis des Urschelbrunnens. "Schneckenlicht" nennt sie ihr Angebot: offene, innen vergoldete und versilberte Halb-Kugeln, in denen kleine Kerzen und Lichter zu ungeahnter Leuchtkraft wachsen können. Heidi aus Tübingen scheint ganz begeistert zu sein von diesen Dingern, setzt gerade an, ein größeres der Exemplare zu kaufen. "Es ist unser drittes Schneckenlicht", erläutert Heidis Ehemann die Transaktion. Und offenbart dabei, dass das Tübinger Paar der Keramik-Künstlerin Frey immer wieder auf die unterschiedlichsten Märkte, wie jetzt hier in Nagold, hinterher reist. "Ja, wir sind echte Fans von ihr." Auch das hat man noch nicht erlebt: Marktbeschicker, die ihre eigene Stammkundschaft in die Gastgeber-Stadt mitbringen.

Klar, dass auch Alexandra Frey jetzt so ein breites Grinsen im Gesicht hat. "Die Geschäfte laufen in Nagold immer ziemlich gut", erzählt auch sie. "Ein tolles Pflaster." Und die Keramika als Kombi-Event mit der Gartenmesse und dem Wochen- und Bauernmarkt sei "einfach richtig gut organisiert". Auch die Infrastruktur stimme – mit dem tollen Rathaus-Café gegenüber; und ihrem Wohnmobil-Stellplatz am Nagoldufer, wie Frey verrät. "Wir Händler sind ›fahrendes Volk‹, solche Sachen sind für uns wichtig." Und hier in Nagold sei alles ideal. Eben auch das Publikum. "Keine Affen!" Was damit denn gemeint sei: "Klugscheißer, die nur alles besser wissen und gar nichts kaufen wollen." Hoppla. ›Fahrendes Volk‹ redet aber wirklich Klartext. Nur gut, dass es in Nagold für sie nichts zu meckern gibt.

Zumal man jetzt bei der Gartenmesse angekommen ist. Ein Blütenduft an diesem klaren Tag, der einen fast umhaut. Gute Gerüche machen glücklich. Zumal ein paar Meter weiter sich Zimt-Duft vom Crepes-Stand unwiderstehlich in die Straßen-Aromen mischt. Okay, wieder ein paar Meter weiter erriecht man auch den ersten Fischstand des Wochenmarktes – zumindest ungewohnt fürs hiesige Mittelgebirge. Aber auch das kann ziemlich appetitlich sein, wenn man guten Fisch zu schätzen weiß.

Aber erstmal doch noch zurück zum Unteren Marktbrunnen – zu den vielen Blumenständen hier. Und sich berauschen lassen von den unendlich vielen sinnlichen Eindrücken.