Liv Kristine sang in Nagolds Alter Seminarturnhalle lauter Lieblingslieder. Foto: M. Bernklau Foto: Schwarzwälder Bote

Gastspiel: Liv Kristine gibt ihren Nagolder Fans in der Alten Seminarturnhalle ihr sechstes Konzert

Nagold. Wir wissen nicht, was Liv Kristine anderswo für Konzerte gibt. Aber was sie am Freitagabend bei ihrem nun schon sechsten Nagolder Auftritt bot, das klang schon sehr nach einem ganz besonderen Geschenk für ihre ganz besonderen Fans in der Alten Seminarturnhalle.

Wie wissen auch nicht um die Hintergründe der Trennung der norwegischen Sängerin und Songwriterin von ihrem langjährigen Lebens- und Schaffenspartner Alexander Krull und dessen deutscher Gruppe Leaves’ Eyes.

Die eher engelhaft blonde und ganz zierliche Frau passt ja eigentlich rein äußerlich gar nicht so gut zur eher düsteren, schweren und schwarzen Stil von Gothic, Death oder dem übrigen Metal, wie er in Wacken alljährlich so einzigartig zelebriert wird. Liv Kristine kommt inzwischen auch alljährlich nach Nagold, immer so zu Weihnachten.

Ob Theatre of Tragedy, Atrocity oder Leaves’ Eyes. Sie war dabei. In der Semihalle sang Liv Kristine lauter Lieblingslieder. Obwohl der Stoff aus den verschiedensten Stilecken kam, klang dieses "Acoustic Set für Nagold", wie sie das nannte, ganz aus einem Guss und sehr poetisch. Das lag auch an ihren beiden wichtigsten Musikern: dem Gitarristen Micki Richter und Markus Engelfried, der ganz locker und cool die Irish Bouzouki bediente, das Piano oder sein Tin-Whistle-Flötchen. Dazu sang er auch und machte Percussion. Tolle Leute.

Mit Black Sabbath begann Liv Kristine und ging über zu Simon & Garfunkels "Scarborough Fair Canticle". Danach gab es Rosen aus dem Publikum, von einem Fan, der wie so viele im Saal das schwarze Tour-T-Shirt mit ihrem Namen trug. Andere sammelten sich im dezenten Gothic-Outfit um die Bistrotische. Zwischendurch erzählte sie ein bisschen aus ihrer Kindheit in der norwegischen Heimat am Fjord: Stavanger.

Erst Singen, dann Laufen, dann sprechen habe sie gelernt in der Obhut der "besten Eltern der Welt". Nicht nur ihnen galt immer wieder der Dank. Sie erzählte von der Perle, die in ihr Ohr gefallen war und irgendwann auf wundersame Weise wieder aus dem Gehörgang kam. Sie sang die Songs, die untrennbar mit ihrem Namen verbunden sind wie "Vervain", "Irish Rain, später auch auf Publikumswunsch hin "For Amelie" oder "Love Decay". Und die "Bonny Swans".

Unvergleichliche Stimme

Zwischendurch gab sie Raum für Instrumentales, denn das Konzert ging ohne Pause durch, und die unvergleichliche Stimme brauchte mal hin und wieder ein paar Takte Erholung: "Jungs, lasst es rocken!". Die taten das. Und wie. Sehr exquisite Soli waren das, wie speziell für das Nagolder Publikum arrangiert. Klar, dass es auch dafür dankbar lang und laut klatschte.

Es gab keine eigentlichen Zugaben, als sei das abgemacht. Übrigens auch keine CD-Werbung. Aber Dank an das Team und seine ganz besonders ausgefeilte Light-Show samt Nebel. Ein Gebet zu keltisch-irischem Klang, ein lateinisches Agnus Dei mit dem Titel "Pie Jesu", das war der Abschluss.