Das Resümee des Nagolder Weihnachtsmarktes fiel überraschend kritisch aus. Foto: Priestersbach

CDU-Stadtrat Kurt Brei: "Ich kam mir vor wie im Kindergarten". Kompromiss könnte bei 22 Uhr liegen. Mit Kommentar.

Nagold - Schön war er wieder, Nagolds Weihnachtsmarkt. Und dennoch fiel das Resümee, als man das Thema in der jüngsten Ausschusssitzung streifte, überraschend kritisch aus. Dabei ging es auch um die ewigen Diskusisonspunkte wie zum Beispiel: Wo ist der beste Standort für die Bühne? Sollte nicht auch noch der Vorstadtplatz mit Ständen oder gar der Bühne bestückt werden? Doch vor allem stieß einigen Räten ein Punkt auf: die mit 21 Uhr vergleichsweise frühen Schlusszeiten.

Der Kompromiss könnte bei 22 Uhr liegen

CDU-Stadtrat Kurt Brei brachte das Thema auf, verwies auf die traumhafte Stimmung, den "Wahnsinns-Besuch" und die vielen ehrenamtlich Engagierten in den Vereinen. Ab 21 Uhr aber störte ihn, wie "gnadenlos" die Ordnungshüter die Schließung der Stände durchgesetzt hätten. "Das ist für mich nicht nachvollziehbar", sagte Brei. Zumal es in der Lichternacht gar bis 24 Uhr ging. Viele Menschen seien da sehr enttäuscht gewesen. Darunter auch Kurt Brei selbst: "Ich kam mir vor wie im Kindergarten."

Anderen Stadträten ging es wohl ähnlich. Daniel Steinrode (SPD) bemängelte ebenso, dass "Punkt 21 Uhr" der Stand dichtgemacht werden sollte. "Da sollten wir uns für nächstes Jahr etwas überlegen. Ich denke 22 Uhr wäre ein guter Kompromiss."

Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann mutmaßte, dass die rigorose Schließung am Samstag mit der eher lockeren Handhabung am Freitag zusammenhängen könnte. Denn am Freitag, da habe es "Stress" gegeben.

"Stress", den Kurt Brei später als "Schlägerei" bezeichnete – doch könne man eben nicht auf Grund dieser Schlägerei den ganzen Markt leiden lassen.

Nagolds OB aber sprach von "einer neuen Erfahrung", mit der man nun umgehen müsse. Den Ordnungshütern der Stadt aber auch von der Polizei machte er unterdessen keinen Vorwurf. Er lobte sie ausdrücklich für die Präsenz – gerade auch in der "angespannten Sicherheitslage". Sie hätten sich an Recht und Gesetz gehalten – schließlich wurde öffentlich seit jeher der Marktschluss auf 21 Uhr propagiert. Dennoch sagte der OB zu, sich über eine Erweiterung der Marktzeit Gedanken machen zu wollen. Gleiches gilt für die anderen angesprochenen Themen wie zum Beispiel der Standort der Bühne beim Rathaus.

Und was hat es mit der Schlägerei auf sich? Die Polizei bestätigte gestern auf Nachfrage eine Schlägerei zwischen zwei Personen, die sich in der Nacht auf Samstag kurz vor 1 Uhr in der Innenstadt zugetragen hatte. Also deutlich nach Marktschluss.

Kommentar: Kleinstadtmief

Von Heiko Hofmann

Der Nagolder Weihnachtsmarkt ist ein echtes Erfolgsmodell: Die Innenstadt brummte. Fröhliche Glückseligkeit überall. Wenn Tausende Besucher zu einem glühweinseligen Event wie dem Weihnachtsmarkt zusammenkommen, dann darf niemand überrascht sein, dass es unerfreuliche Begleiterscheinungen gibt. So kam es in der Nacht auf Samstag zu einer Schlägerei zwischen zwei Angetrunkenen. Das ist traurig – mehr aber auch nicht. Dafür eine ganze Großveranstaltung mitsamt Hunderten ehrenamtlich Engagierter mit rigoros durchgesetzten Schlusszeiten abzustrafen, ist ein Unding. Um 21 Uhr war am Freitag und am Samstag offiziell Marktschluss. Zu früh, wie viele finden. Andernorts reibt man sich da nur verwundert die Augen. 21 Uhr? Das ist spießiger Kleinstadtmief, wie er so gar nicht zum modernen Mittelzentrum Nagold passen mag.