Auch bei den Frauen wird im Fußball um jeden Ball gekämpft: Szene aus dem Bundesligaspiel des MSC Duisburg gegen den SC Freiburg vom 26. Februar 2017. Foto: Bohla Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Schüler befragen Jens Scheurer, den Cheftrainer des SC Freiburg

Nach wie vor ist Fußball für manche ausschließlich ein Männersport. Frauenfußball sei langsam, langweilig und undynamisch. Viel zu oft wird er mit dem Männerfußball verglichen und dabei wird oft vergessen, sich ein eigenes Bild davon zu machen.

Die Realität entspricht all den Vorurteilen nämlich nicht, im Gegenteil. Die Entwicklung, die der Frauenfußball in letzter Zeit gemacht hat – national und international – ist beeindruckend. In einem Interview mit dem ehemaligen Fußballprofi Jens Scheuer, der heute sehr erfolgreich die Frauenmannschaft des SC Freiburg in der Allianz-Frauen-Bundesliga trainiert, wird die Meinung eines echten Insiders dazu aufgezeigt.

Herr Scheuer, was macht Ihnen an ihrem Job als Cheftrainer der SC Freiburg-Frauen besonders viel Spaß?

Mit jungen, hoch motivierten Menschen auf dem Fußballplatz zu stehen, ihnen Tipps für ihr weiteres Fußballleben zu geben, ein Team zu formen mit Werten und Prinzipien, das ist schon ein Privileg, das ich jeden Moment genieße.

Als Trainer einer Frauenmannschaft befinden Sie sich ja wirklich mittendrin im Frauenfußball. Welche Vorurteile begegnen Ihnen im Alltag und wie stehen Sie dazu?

In der Männerdomäne Fußball gibt es viele Vorurteile, mit denen man konfrontiert wird, wenn man im Frauenfußball tätig ist. Ich würde jedoch behaupten, dass diese Vorurteile aus reiner Unwissenheit über die Entwicklung im Frauenfußball bestehen beziehungsweise noch bestehen. Viele Bekannte von mir, die einmal bei einem Spiel zugeschaut haben, kommen wieder. Nicht wegen mir, sondern weil die Mädels wirklich guten Fußball spielen und die Zuschauer von ihrer Spielweise begeistert sind.

Sie haben vorher die Entwicklung des Frauenfußballs angesprochen. Wie sehen Sie diese in den letzten Jahren in Deutschland und international?

Die Entwicklung empfinde ich enorm, das Spiel ist im Vergleich zu früher eindeutig schneller und athletischer geworden. Technisch sind fast alle Mädels auf einem sehr guten Niveau. Das Rad der Professionalisierung dreht sich, zwar langsam aber stetig weiter und ermöglicht ein qualitativ hochwertiges Training. International holen die anderen Länder immer weiter auf, auch wenn wir momentan in Deutschland noch die beste Ausbildung betreiben. Viele Vereine der Bundesliga setzen auf arrivierte, gestandene Fußballerinnen aus dem Ausland und verbauen dadurch jungen Talenten einen weiteren Karriereschritt. Wir müssen aufpassen, in dieser Hinsicht die Balance nicht zu verlieren.

Auch die Sicht eines Fußballprofis im Männerfußball haben Sie schon erlebt. Gibt es denn Dinge im Frauenfußball, die so im Männerfußball fehlen, vor allem in der heutigen Zeit?

Die meisten Frauen sind auf dem Platz grundanständig. Theatralik oder Schauspielerei gibt es in den wenigsten Fällen. Wenn Foul gespielt wurde, kommt sofort die Entschuldigung. Die Gefoulte kann diese sogar annehmen, weil diese nicht durch zehnfaches Herumrollen, gepaart mit zwei Saltos dazwischen, die Zeit dafür hat.   Die Autorin ist Schülerin der Klasse 9a des OHG Nagold