Angelina Mazza hat Freude an ihrem Beruf.        Foto: Gutekunst Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Gespräch mit Melanie Gutekunst vom Friseursalon Gutekunst in Nagold

Nagold. Der Handwerksberuf des Friseurs steht eigentlich ganz oben auf der Wunschliste von Schülern und Schülerinnen, die einen Handwerksberuf erlernen wollen. Aktuell gibt es in Deutschland 80 700 Friseurunternehmen. Trotzdem nimmt die Zahl der Auszubildenden im Friseurhandwerk seit Jahren ständig ab. Gibt es dafür Gründe? Sind es die langen Arbeitszeiten mit Samstags-Arbeit? Werden die Friseur-Lehrlinge in den Ausbildungsbetrieben gut genug betreut? Werden Friseur-Lehrlinge schlecht bezahlt?

Schlechter Verdienst

Wer eine Ausbildung zum Friseur oder zur Friseurin ins Auge fasst, sollte mit wenig Geld auskommen können, denn die Verdienstmöglichkeiten sind in der Regel schlecht. So schlecht, dass für viele Lehrlinge das Geld kaum zum Leben reicht. Ist das also Hauptgrund für die sinkenden Ausbildungszahlen und herrscht daher ein Fachkräftemangel nun auch im Friseurhandwerk? Ein Gespräch mit Melanie Gutekunst, die als Geschäftsführerin eines überregional bekannten Friseurgeschäfts in dritter Generation tätig ist, klärt uns auf.

Frau Gutekunst, wie geht es dem Friseurhandwerk in Deutschland, und was denken Sie sind die Hauptgründe für die sinkenden Ausbildungszahlen?

"Der deutschen Friseurbranche geht es in der breiten Masse wirklich nicht gut. Es gibt viele Brände, die es zu löschen gilt. Diskussionen über Mindestlöhne sollte es nicht geben, das ist traurig. Wer gute Mitarbeiter haben will, muss sie auch dementsprechend entlohnen. Gute Leistung sollte auch gut bezahlt werden. Wie heißt es so schön: Qualität hat ihren Preis. Über einen Haarschnitt für zwölf Euro sollten wir nicht diskutieren, denn wie sähe denn dann der Stundenlohn aus? Ständige Weiterbildungsmaßnahmen, Seminare und Schulungen sollten von dem Arbeitgeber kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Stillstand in unserer Branche ist ein "No-Go". Das gleiche gilt für unsere Auszubildenden. Wer sich für seine Auszubildenden ständig einsetzt, sie an die Hand nimmt, bereit ist ein Stück Erziehung zu übernehmen und sie fachlich und qualitativ mit viel Liebe ausbildet, der wird den Auszubildendenschwund kaum merken. Denn wer kreativ ist, sich für Mode interessiert und gerne mit Menschen arbeitet, für den ist Friseur ein echt abwechslungsreicher Traumberuf. Wenn man dann noch einen engagierten Friseurbetrieb gefunden hat, der voll hinter einem steht, der einem alles ermöglicht, um fachlich top qualifiziert zu sein und auch zu bleiben, dann hat man sehr gute Zukunftspläne mit auch guten Verdienstmöglichkeiten."

Frau Gutekunst, ich bedanke mich herzlich für ihre Ausführungen. Ich wünsche Ihnen noch viel Freude und weiterhin viel Erfolg in ihrem Traumberuf.   Der Autor ist Schüler der Klasse 9a des OHG Nagold