Besucher testeten das Pflegebad, mit dem schwerstkranke Menschen palliativ versorgt werden. Foto: Schwarzwälder Bote

Einweihung: Mehr als 2000 Gäste beim Tag der offenen Tür zum Start des Hospizes St. Michael

"Es ist für mich ein ganz großes Glück, dass wir so weit sind – und dass so viele Menschen Interesse haben", war Jutta Benz überwältigt von der großen Resonanz bei der Eröffnung des Nagolder Hospizes. Zudem sprach die Leiterin der neuen Einrichtung von zwei ebenso sensationellen wie wunderschönen Tagen.

Nagold. Musikalisch umrahmt von der Nagolder Stadtkapelle fiel am Sonntag der Startschuss für den Tag der offenen Tür des Nagolder Hospizes St. Michael. Und gleich von Anfang an war der Andrang groß, und auch bis zum Nachmittag riss der Besucherstrom im Kernen trotz erschwerten Parkmöglichkeiten kaum ab. Bei den Führungen bot sich den Besuchern die seltene Gelegenheit, einen Blick ins Innenleben und hinter die Kulissen eines Hospizes zu werfen. Mehr als 2000 Besucher sollen es insgesamt gewesen sein.

Wie Annette Köpfler als Leiterin des Bereichs Altenhilfe in der St. Elisabeth-Stiftung deutlich machte, sei mit der Eröffnung des Nagolder Hospizes St. Michael eine Vision wahr geworden. Und so sei es für die Stiftung "ein Geschenk, die Leitung in einem Hospiz übernehmen zu dürfen, das mit so viel bürgerschaftlichem Engagement errichtet wurde". Mit Blick auf die künftige Arbeit im stationären Hospiz unterstrich Annette Köpfler: "Jeder Dienst ist wertvoll und es braucht alle, um sterbende Menschen gut zu begleiten." Bei dieser Gelegenheit wies sie ebenfalls darauf hin, dass es sich bei einem stationären Hospiz um eine hoch spezialisierte Einrichtung handele. Deshalb sei auch an anderen Orten eine gute palliative Begleitung nötig. Als Schirmherrin des Fördervereins "Stationäres Hospiz Region Nagold" bezeichnete Simone Großmann das Wochenende mit Festgottesdienst und Tag der offenen Tür als Startschuss und Ausrufezeichen zugleich. So habe man acht Jahre daraufhin gearbeitet und gefiebert, und jetzt dürfe man sagen, "dass es gut geworden ist", so Großmann. Zudem freute sie sich über die zahlreichen Besucher und dankte allen Beteiligten für ihren großen Einsatz an diesem Wochenende.

"Die Besucher waren sehr angetan von diesem warmen und freundlichen Platz an einem idealen Standort", fasste Jutta Benz die Reaktionen vieler Menschen zusammen, die an diesem Tag auch eine gewisse Scheu vor dem Hospiz abgelegt haben. Für Jutta Benz ist mit dem stationären Hospiz ein weiterer wichtiger Mosaikstein in der Versorgungslandschaft entstanden.

"Es war eine gigantische Veranstaltung und die Bevölkerung hat ihr Hospiz angeschaut", lautete die Reaktion von Barbara Fischer, die seit acht Jahren an der Spitze des Fördervereins steht. Und sie hatte beim Tag der offenen Tür immer wieder erlebt, dass viele Besucher ausgesprochen gerührt waren und immer wieder auch Tränen flossen. Und so sprach die Vorsitzende von einem Fest der Begegnung, bei dem alle Altersgruppen vertreten waren. Sehr gut kam für Barbara Fischer aber auch der "Walking Act" mit den zwei Clowninnen "Bombolina & Primel" an, die einfach etwas Leichtigkeit und Freude in den Tag transportierten.

Bei aller Freude über die lang ersehnte Öffnung des Stationären Hospizes sprach Barbara Fischer allerdings auch von einem Etappenziel, das jetzt mit der Einweihung und Inbetriebnahme erreicht wurde. Denn die Spenden müssten auch in Zukunft fließen, um den entstehenden Abmangel zu decken. Vor diesem Hintergrund will der Förderverein auch weiterhin ein Netzwerk aus vielen Bereichen des öffentlichen Lebens knüpfen. Für den künftigen Betrieb ist es notwendig, dass die Bürger aus Nagold und Umgebung das neue Hospiz künftig ähnlich wohlwollend unterstützen wie schon in den vergangenen Jahren. Denn die Kranken- und Pflegekassen finanzieren die Kosten aus dem laufenden Betrieb nur zu 95 Prozent. Weil sich so ein jährlicher Abmangel von rund 130 000 Euro ergibt, ist das Hospiz St. Michael auf dauerhafte Unterstützung angewiesen.