Mitglieder der SPD Nagold überzeugen sich von den Vorzügen der Klebbahn. Foto: Eisenbahnfreunde

Die bereits 2015 gekauften Schienen lagern noch immer im Salzlager. SPD macht Druck.

Nagold - Die geplante Erweiterung der Nagolder Klebbahn im Stadtpark stockt seit drei Jahren. Obwohl die Schienen bereits gekauft wurden, lässt der Einbau weiter auf sich warten. Nun macht die SPD um den Fraktionsvorsitzenden Daniel Steinrode Druck.

Seit der Landesgartenschau 2012 ist sie die Attraktion in Nagold schlechthin: die Klebbahn. "Diese Bahn ist toll, ein echter Anziehungspunkt, vor allem für Familien und Kinder", findet auch Daniel Steinrode, Vorsitzender der SPD-Fraktion des Nagolder Gemeinderats. Darum hat die Stadt sich 2015 dazu entschlossen, die Bahn zu erweitern.

Geplant war neben einer Gleiserweiterung um eine weitere Schleife auch ein zweites Haltegleis, sowie eine Abstellgruppe. "Ziel war es, eine Acht einzubauen und am Haltepunkt ein Parallelgleis zu verlegen, damit künftig zwei Bahnen gleichzeitig verkehren können", erzählt Steinrode weiter. Das, meint der Sozialdemokrat, sei an schönen Tagen absolut sinnvoll. Mit dem Einbau der Acht würde sich die Strecke mehr als verdoppeln, weiß Steinrodes SPD-Kollege Hans Meier: "Das würde die Attraktivität der Bahn deutlich steigern."

Eisenbahnfreunde holen die Gleise aus Österreich

Nachdem die Pläne der Stadt im Jahr 2015 bekannt geworden sind, haben sich die Eisenbahnfreunde Nagold e.V., die die Klebbahn im Stadtpark betreiben, auf die Suche nach geeigneten Gleisen gemacht. Schließlich sind sie im österreichischen Kufstein fündig geworden, berichtet Eisenbahnfreund Rainer Jäger. Dort wurde eine Gartenbahn abgebaut und die Bauteile verkauft. Auf Betreiben des Vereins kaufte die Stadt die Gleise im selben Jahr für etwa 10 000 Euro. Laut Angaben der Stadt spendete die Firma Boysen für diesen Zweck 3 300 Euro, die Eisenbahner bezuschussten den Kauf mit 1100 Euro. Außerdem holten sie die Schienen, mit Hilfe eines geliehenen LKW, eigenständig nach Nagold. Von den Umbaumaßnahmen erhoffen sich die Eisenbahner künftig auch Gartenbahnfahrtage mit der Teilnahme externer Gartenbahnfahrer. Dort könnten dann auch Echtdampffahrzeuge und Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor fahren.

Warum der Einbau der Gleise bislang noch nicht vorgenommen wurde, ist unklar. Steinrode sei an einem vergangenen Fahrtag aufgefallen, dass die Schienen immer noch nicht eingebaut sind. Daraufhin habe er sich bei den Nagolder Eisenbahnfreunden erkundigt, die jedoch auch keine weiteren Informationen über die Pläne der Stadt hatten. "Ursprünglich hieß es, die Gleise sollen 2017 eingebaut werden", erklärt Jäger.

Ob dieses Missstandes fühlte sich die SPD-Gemeinderatsfraktion auf den Plan gerufen und beantragte beim Oberbürgermeister Jürgen Großmann offiziell den Einbau der Gleise. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen finanziellen Grund gibt. Es hat sich bislang einfach noch keiner darum gekümmert", mutmaßt der SPD-Fraktionsvorsitzende. Der Gemeinderat sei sich vor Jahren einig gewesen, dass die Gleise eingebaut werden können. Dafür müsse noch nicht einmal die Wiese aufgeschnitten werden, denn die Schienen könnten entlang der Wege eingebaut werden, beteuert Steinrode. Mit ihrem Antrag möchte die Nagolder SPD nun den Stein ins Rollen bringen.

"Ausführliche und präzise Planungsphase"

Dieser scheint jedoch bereits gestoppt, noch bevor er richtig Fahrt aufgenommen hat. Nach der jüngsten Gemeinderatssitzung, bei der nun über den Antrag der SPD-Fraktion beraten wurde, hieß es von Seiten der Stadt, dass über die Umbaumaßnahmen, die sich nach Schätzungen der Tiefbauabteilung auf 40.000 Euro belaufen dürften, frühestens mit dem Haushalt 2020 beraten werden könnte. Den Umbauten müsse eine "ausführliche und präzise Planungsphase" vorangehen, um eine "finanziell tragfähige" Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat zu schaffen – bislang gebe es noch zu viele ungeklärte Rahmenbedingungen. Abgesehen von der Anschaffung einer zusätzlichen Lok und einem zugehörigen Wagen müssten die Eisenbahnfreunde auch personell den Betrieb der zweiten Lok bewerkstelligen können.

Der Stadt läge zudem bislang nur die Fahrzeitenbilanz für das Jahr 2016 vor, in dem die Bahn 18 Tage im Einsatz war. Für die Jahre 2017 und 2018 läge eine solche Bilanz, aus der man die Notwendigkeit der Erweiterung ablesen könnte, derzeit nicht vor. Im vergangenen Jahr sei das Projekt außerdem daher zurückgestellt worden, weil mit dem Bau des Lokschuppens bereits ein aufwendiges und kostenintensives Projekt im Stadtpark realisiert wurde. "Ohne den Aufwand für die zahlreichen Einsatzstunden des Bauhof-Personals beliefen sich die Kosten für das Projekt auf 53 122 Euro", erklärt Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann.

Gelagert werden die Schienen übrigens seit geraumer Zeit im Salzlager in Nagold. Für die Substanz der Gleise dürfte die lange Liegezeit indes keine negativen Folgen haben, sagt Eisenbahnfreund Jäger: "Die Gleise rosten zwar im Salzlager. Aber das tun sie auch im Fahrbetrieb, wenn sie den Witterungsbedingungen ausgesetzt sind." Der Unterschied sei lediglich, dass die Gleise im Fahrbetrieb eine plane, rostfreie Oberfläche bekämen, die durch das darauf fahrende Schienenfahrzeug erzeugt werde, so Jäger weiter.

Ob die plane Lauffläche auch bald für die gelagerten Gleise Realität wird, bleibt wohl mindestens bis 2020 abzuwarten.