Dekan Erich Hartmann hat die Personalverantwortung für alle Mitarbeiter im Kirchenbezirk.Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Dekanat Nagold: Landeskirche hat keinen Bewerber für die Nachfolge von Ralf Albrecht zugelassen

Seit Sommer vergangenen Jahres ist sie vakant – die Dekan-Stelle in Nagold im Evangelischen Kirchenbezirk Calw-Nagold. Die Nachfolge von Dekan Ralf Albrecht, der als Regionalbischof nach Heilbronn gewechselt ist. Eine erste Bewerbungsrunde ist gescheitert, die zweite läuft dieser Tage.

Nagold/Calw. Das bestätigt der "andere" Dekan im Kirchenbezirk Calw-Nagold, Erich Hartmann – der bis zum Ausscheiden Albrechts mit diesem zusammen paritätisch den Kirchenbezirk geleitet hatte und so wie Albrecht für die Pfarreien in Nagold und Umgebung für jene in und rund um Calw zuständig war. War. Denn mit der Neubesetzung der Dekan-Stelle in Nagold soll auch eine Neustrukturierung der Verantwortungsbereiche der auch künftig zwei Dekane im Kirchenbezirk umgesetzt werden, wie Hartmann erläutert.

Gab es bisher eine vor allem "geografische Aufteilung" der Verantwortungsbereiche im vor rund zweieinhalb Jahren fusionierten gemeinsamen Kirchenbezirk für Nagold und Calw, soll es künftig eine vor allen Aufgaben-spezifische Verteilung der Pflichten geben. Er selbst, so Dekan Hartmann, habe dazu beispielsweise die Gesamt-Personalverantwortung für alle Mitarbeiter im Kirchenbezirk übernommen – mit Ausnahme der für den künftigen Co-Dekan (oder der Co-Dekanin) mit Amtssitz in Nagold, für den (die) immer der Oberkirchenrat direkter Vorgesetzter sein werde.

Vergleichbar mit der Arbeit in einem Flugzeug-Cockpit

Eine der Hauptaufgaben der Nagolder Geschäftsführung werde dabei künftig beispielsweise die Leitung der kompletten Diakonie bilden. Was aber regional getrennt bleibe, sei die Zuständigkeit für die regelmäßigen Visitationen sämtlicher Kirchengemeinden. "Die werden wir uns auch in Zukunft zwischen den beiden Dekanats-Geschäftsstellen aufteilen."

Die Neuaufteilung der Verantwortungsbereiche zwischen den Dekanen in Calw und Nagold sei vergleichbar mit der Arbeit in einem Flugzeug-Cockpit: Es gibt den Piloten (Dekan in Calw) und den Co-Piloten (Co-Dekan in Nagold), doch "fliegen könnten die Maschine beide".

Eine Hierarchie zwischen den beiden Positionen gebe es nicht. Auch bestehe kein inhaltlicher Zusammenhang zwischen der Neuaufteilung der jeweiligen Pflichten zwischen den beiden Geschäftsstellen des Kirchenbezirks/ der Dekanate und der ersten gescheiterten Bewerbungsrunde für die Nachfolge von Ralf Albrecht, so Hartmann weiter. Es habe zwar "verschiedene Bewerbungen" – oder besser: Interessenten – gegeben, wobei Hartmann die Zahl von drei Bewerbern / Interessenten weder bestätigt, noch dementiert. Aber keiner der Bewerber sei vom zuständigen Landeskirchenausschuss unter Vorsitz von Landesbischof Frank Otfried July zur eigentlichen Wahl durch das Besetzungsgremium des Kirchenbezirks Calw-Nagold zugelassen worden.

Warum nicht, darüber kann Dekan Hartmann keine Auskunft geben, das liege allein im Ermessen des Landeskirchenausschusses. Wobei vor letzterem auch noch die Personal-Dezernentin der Evangelischen Landeskirche Württemberg eine Vorauswahl der Bewerber trifft, bevor diese ihre Empfehlungen an den Landeskirchenausschuss weiterreicht. Allerdings bestätigt Hartmann, dass er in den Ausschreibungen als Ansprechpartner der Interessenten für "weitere Informationen" genannt werde – wie auch die Kirchengemeinderäte Michael Ehrmann (Vorsitzender des Kirchengemeinderats Nagold) als Vorsitzendem des Besetzungsgremiums des Kirchenbezirks und Karl Beck (Vorsitzender der Bezirkssynode) als dessen zweiter Vorsitzender. Von daher habe er die bisherigen Bewerber kennengelernt – unter denen "einige interessante Menschen" gewesen seien, von denen er persönlich einem auch die Aufgabe durchaus zugetraut hätte.

Es gebe aber "objektive Kriterien", die der neue, künftig für Nagold zuständige Co-Dekan im Kirchenbezirk zu erfüllen habe. So zum Beispiel müsse er (oder sie) Diensterfahrungen "aus mindestens zwei verschiedenen Systemen" mitbringen und sich darin bewährt haben, wie es Hartmann formuliert. Meint – wenn man Erich Hartmann als Beispiel nimmt, für den diese Kriterien bei seiner Wahl zum Calwer Dekan vor 17 Jahren auch bereits galten: "Ich war erst Pfarrer in einer ländlichen Gemeinde" – das erste "System"; dann folgte ein Einsatz als Pfarrer in einer großen städtischen Pfarrei, mit eigener Geschäftsführung, vielen Kollegen und ersten Pflichten auch im zugehörigen Kirchenbezirk – das zweite System. Oder anders ausgedrückt: Je mehr unterschiedliche Erfahrungen ein Bewerber um ein Dekanats-Amt mitbringt, umso besser seine Chancen.

Besetzungsgremium gehören insgesamt 32 Personen an

Wobei der Kreis der Bewerber begrenzt ist: Rund 2200 Pfarrerinnen und Pfarrer gibt es in der Evangelischen Landeskirche Württemberg, zu der der Kirchenbezirk Calw-Nagold gehört. Davon arbeiteten über 700 in so genannten Sonderaufgaben – die einen nicht für ein Dekanat qualifizierten. Bleiben rund 1400 Gemeindepfarrer/innen, die sich theoretisch um das Nagolder Dekanat bewerben könnten. Aber das Auswahlverfahren ist – wie erwähnt – extrem anspruchsvoll, dazu eben mehrstufig, entsprechend einem sogenannten Assessment Center, wie es auch große Unternehmen aus der Wirtschaft bei der Auswahl von Führungskräften einsetzen.

Dekan Erich Hartmann bestätigt ebenfalls, dass Mitte Februar nunmehr die zweite Ausschreibungs-Runde für die Stelle als Co-Dekan im Kirchenbezirk Calw-Nagold für die Geschäftsstelle Nagold begonnen habe – und sich wiederum bei ihm auch bereits wieder Interessenten direkt gemeldet hätten, um sich über die künftigen Aufgaben zu informieren. Vom Ablauf her, werde voraussichtlich bis April die zuständige Personal-Dezernentin ihre Vorauswahl treffen und dann dem Landeskirchenausschuss zum Entscheid vorlegen, der dann ebenfalls noch im April festlegen werde, welche Bewerber für die Wahl im Kirchenbezirk zugelassen werden. Anschließend hätte das Besetzungsgremium des Kirchenbezirk Calw-Nagold dann sechs Wochen Zeit, seinerseits die zugelassenen Bewerber "auf Herz und Nieren" zu prüfen und zum Beispiel Gottesdienste der Bewerber zu besuchen, um diese "on the Job" zu erleben.

Diesem Besetzungsgremium gehören insgesamt 32 Personen an, je zur Hälfte Vertreter aus dem Gemeinden (Kirchengemeinderäte, Pfarrer/innen und Kirchenpfleger/innen) und dem Kirchenbezirk. Weshalb ein Bewerber bei der letztendlichen Wahl mindestens 17 Stimmen aus dem Besetzungsgremium braucht, um zum Co-Dekan gewählt zu werden.

Mit dieser Wahl rechnet Hartmann "so im Juni, Juli", was bedeutet, dass die offizielle Investitur des künftigen Co-Dekans "wahrscheinlich nach den Sommerferien im September" erfolgen könnte – dann natürlich in der Stadtkirche in Nagold. Dienstsitz und Dienstwohnung des neuen Co-Dekans oder der neuen Co-Dekanin wäre dann in Nagold in der Hohe Straße, wo das Nagolder Dekanats-Büro in unmittelbarer Nähe zur Stadtkirche angesiedelt ist.