Die "Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn" macht sich ebenfalls Gedanken um die Schienenanbindung des Nagolder Raums.Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgeraktion "Unsere Schwarzwaldbahn": Erschließung von Gäu, Wolfsberg und der Nagolder City wäre wichtig

Wie geht es mit der Bahnverbindung zwischen Nagold und Herrenberg weiter? Zumindest aus Sicht der "Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn" ist die Sache klar: Eine Zwei-Stufen-Lösung sollte es sein, mit dem Fernziel einer Regionalstadtbahn, auch wenn zunächst der Metropolexpress die Nase vorne habe. Was heute schon endgültig ausscheide, sei das lang genug diskutierte Thema S-Bahn.

Nagold. "Wenn man rasch eine bessere Bahnanbindung will, ist der Metropolexpress das einzig Sinnvolle", so Reinhard Hackl aus Holzgerlingen, Sprecher der Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn (BAUS): "Die Bahnstrecke von Hochdorf her ist schon da, und den Verkehr zahlt das Land." Wenn das Planverfahren zur Elektrifizierung nicht groß durch Einsprüche verzögert werde, womit bei der geringen Besiedelung zwischen Nagold und Hochdorf hoffentlich kaum zu rechnen sei, bilde eine Eröffnung schon etwa in vier Jahren eine gute Perspektive, "auf die sich alle Nagolder freuen können".

Die S-Bahn sei nicht einmal die "Taube auf dem Dach"

Auch aus Sicht von Hans-Joachim Knupfer aus Leonberg, Mitbegründer der BAUS und zuvor seit 1987 beim Calwer Verein WSB für die Schwarzwaldbahn aktiv, bildet der Metropolzug den Spatz in der Hand, den man unbedingt halten müsse: "Wenn jemand das nicht gefällt, dann gibt es für lange Zeit gar nichts." Nicht zuletzt Richtung Landespolitik sei ein Abweichen vom eingeschlagenen Kurs pro Metropolnetz nicht zu empfehlen: "Stuttgart hat das Bett zurechtgemacht – wenn man das wegstößt, sagt das Ministerium, die Nagolder wissen nicht, was wie wollen."

Nicht klar ist für Knupfer, der schon 2008 auf dem Nagolder Rathaus und beim Kreis Calw eine Regionalstadtbahn vorgeschlagen hatte, wieso nun die Sprache wieder auf eine S-Bahn gebracht wurde. Dieses Thema sei vor rund zehn Jahren aus einfachem Grund gescheitert: Eine Eisenbahnstrecke – dabei handle es sich bei einer S-Bahn – dürfe bei Neubauten nicht mehr als vierzig Promille Gefälle aufweisen. An der Topographie habe sich seither so wenig geändert wie am Eisenbahnrecht. Von der Gäuplatte ins Nagoldtal komme man aber auf mehr als 55 Promille.  Die einst erwogene Variante, eine Bahn nur auf dem Wolfsberg enden zu lassen, sei ganz sinnlos. Außerdem müsse man für Eisenbahnen  "gnadenlos für jede Straße, jeden Feldweg" eine teure Brücke bauen: "Das versaut die Gegend." Damit sei das Stichwort S-Bahn in seinen Augen endgültig tot. Die S-Bahn sei nicht einmal die "Taube auf dem Dach", sondern eher eine "Fata Morgana" veranschaulicht er das Thema.

Sogar in die Stadtmitte oder Richtung Altensteig sei ein Verlauf möglich

Stattdessen bringen die Verkehrsaktivisten als längerfristige Anbindung eine Stadtbahn ins Gespräch – "wenn der Metropolexpress mal fährt", wie Knupfer betont. Dann sei das Verkehrspotenzial nämlich bereits auf der Schiene. Die Stadtbahn habe die Einschränkung, dass man in Herrenberg weiterhin umsteigen müsste – bei einer S-Bahn nur bis zum Wolfsberg aber auch. Ansonsten gebe es nur Vorteile: Die Stadtbahn lasse sich viel geschickter, unauffälliger, ortsnaher und preisgünstiger trassieren als eine S-Bahn, es genüge eine eingleisige Strecke, es seien viel engere Bögen möglich und das Gleis könne begrünt werden. Mit der Stadtbahn könnten Jettingen, Mötzingen und der Wolfsberg hingegen ebenso verbunden werden wie die Anbindung von Nagold selbst. Sogar in die Stadtmitte oder Richtung Altensteig sei ein Verlauf möglich, und das ohne Tunnel.

Inzwischen habe sich auch der politische Rahmen sehr zugunsten einer Stadtbahn gewandelt: Die Kreise Reutlingen und Tübingen haben den Zweckverband Regionalstadtbahn Neckar-Alb gegründet. Dieses Bahnnetz soll in absehbarer Zeit auch Herrenberg erreichen. Damit stünde nicht nur ein Betreiber mit Werkstatt vor der Haustür, es gebe auch die Chance auf umsteigefreie Durchbindung bis Tübingen oder Reutlingen.

Zudem sprächen strategische Gründe ebenfalls für eine Stadtbahn: Bei einer S-Bahn hänge man an der unzuverlässigen Deutschen Bahn und dem Verband Region Stuttgart, für den Projekte außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs keinerlei Priorität besäßen. "Da sitzt Nagold am Katzentisch", so Bahnexperte Knupfer: "Mit einem eigenen Zweckverband pro Stadtbahn wären Nagold, Herrenberg und Böblingen Chef bei ihrer Bahnverbindung und könnten mit dem Neckar-Alb-Stadtbahnverband auf Augenhöhe verhandeln." Wichtig sei, dass die Bahnverbindung sofort ab Herrenberg ganz auf eigener Trasse verlaufe – "bewusst ganz unabhängig von der teuren Strecke der Deutschen Bahn". Auch dies sei eine neue Erkenntnis, die ab jetzt zähle.

 Die Baukosten für die etwa 13 Kilometer lange, vorwiegend eingleisige Strecke schätzt Knupfer auf etwa sechs Millionen Euro pro Kilometer – bei einer S-Bahn wären es etwa fünf- bis achtmal so viel.

Und was sollten die Kommunen nun konkret tun? Reinhard Hackl empfiehlt: "Eine Stadtbahn in den Flächennutzungsplan aufnehmen – und jetzt zunächst mal den Metropolexpress auf den Weg bringen."