Markus Geißler tritt als Ortsvorsteher die Nachfolge von Gregor Carl an
Markus Geißler hatte zwar bei den Ortschaftsratswahlen Ende Mai nicht die meisten Stimmen, aber den Rückhalt des neuen Ortschaftsrats, der ihn bei der konstituierenden Sitzung zum Ortsvorsteher wählte. So wurde aus dem Stellvertreter der Chef im Rathaus in Gündringen.
Nagold-Gündringen. "Ich bin jetzt schon oft hier", sagt der 45-jährige gelernte Schreiner, der als Außendienstler für einen großen Baustoffhandel arbeitet, und steht dabei in dem spartanisch eingerichteten, aber frisch gestrichenen Büro im Rathaus, das kaum größer ist als ein normales Badezimmer. "Ich versuche auch sonst immer ansprechbar zu sein", sagt Geißler dann am Ratstisch, an dessen hinteren Ende er nun als Ortsvorsteher den neunköpfigen Rat führt.
Neuland ist die Kommunalpolitik für den zweifachen Familienvater nicht: Seit zehn Jahren sitzt er im Ortschaftsrat. Seine kommunalpolitische Karriere begann 2009 wie bei vielen Räten: "Ich bin gefragt worden, ob Interesse bestehen würde, Ortschaftsrat zu werden." Erst war der Gündringer skeptisch, doch das änderte sich. Es bestand nun Interesse bei dem damals 34-Jährigen und so entschied er sich nach Beratung mit seiner Frau für die Kandidatur. Fünf Jahre später wurde er nicht nur wieder gewählt, sondern auch Stellvertreter. "Bevor ich in den Rat gewählt geworden bin, habe ich mich nur allgemein für Politik interessiert, ich habe die Politik in der Stadt Nagold beobachtet, aber mehr nicht", erzählt Geißler, der keine Parteibindung hat. "Das ist ja dann als Rat anders, wenn man die ganzen Hintergrundinformationen kennt. Erst da sieht man ja, welche Straßen aus welchen Töpfen finanziert werden."
Aufgewachsen ist Geißler in Gündringen, später wohnte er ein paar Jahre in Hochdorf. Dann ging es zurück in das Elternhaus. Früher war der passionierte Kletterer im Sportverein und im Musikverein aktives Mitglied, heute noch passiv.
Anfang 2019 stand dann für Geißler die Entscheidung an, ob er wieder für den Rat kandidieren sollte. Er wollte. Aber sollte er sich zum Ortsvorsteher wählen lassen? "Ich bin natürlich auch hier gefragt worden", erzählt er. Auch diesmal war er erstmal skeptisch. Er fragte sich: "Bin ich zu jung, zu unerfahren?" War er nach Überlegung nicht, denn er wusste als Stellvertreter, auf was er sich einlassen würde. "Ich habe auch ein Gespräch mit meinem Vorgänger Gregor Carl geführt." Wieder berät er sich mit seiner Familie und entscheidet sich für die Kandidatur. Er belegt – wie vor seiner Kandidatur als normaler Ortschaftsrat – Kurse für Räte. "Wenn es Fragen gibt, kann ich auch immer Claudia Konrad von der Geschäftsstelle hier in Gündringen fragen", sagt Geißler und zeigt auf das ebenfalls frisch gestrichene Büro von Claudia Konrad direkt nebenan.
Die Wahl im Mai bezeichnet Geißler als "Generationenwechsel": "Es sind nun noch drei alte Räte dabei. Die neuen sind wesentlich jünger." Ob er denn nun etwas anders machen würde, als sein Vorgänger? "Nein", sagt Geißler entschieden, "ich werde mich genauso wie Gregor Carl für Gündringen einsetzen." Eines seiner Anliegen: "Nicht nur die Stadt soll hergerichtet werden, sondern auch die Teilorte."
Bei der Technik während der Sitzungen gibt es dann doch einige Änderungen: Die Räte arbeiten mit I-Pads, Beamer und Leinwand. "Die Bürger können dann alles besser verfolgen. Da kann man alles vergrößern."
Sein erstes großes Projekt, das für ihn ansteht, ist die 1200-Jahr-Feier im Ort. "Da sind die Planungen weit fortgeschritten", erzählt Geißler und zählt dabei auf, was alles auf dem Programm steht: Festakt in der Halle, Familienaktionen im Ort und Handwerkermarkt. "Die Vereine werden sich präsentieren." Die Vereine im Ort sind hier ein gutes Stichwort, denn ein Leitmotiv von Geißler lautet: Das Klima in den Vereinen und untereinander muss stimmen. "Das ist mir wichtig", fügt er hinzu und meint damit zum Beispiel den Weihnachtsmarkt, der von allen Vereinen organisiert wird.
Mehrere Themen hat Geißler ebenso auf der Agenda: "Die Busverbindungen müssen gut sein und so gut bleiben." Auch die Zugverbindungen hat Geißler auf dem Schirm, schließlich gibt es Überlegungen, den Bahnhof zu reaktivieren. "Das wäre ein ›Zuckerle‹. Wenn wir etwas dafür tun können, dann machen wir das." Auch die Reaktivierung der Schule könnte irgendwann mal wieder ein Thema werden. "Wenn das so weitergeht, dann kann es sein, dass es eine Außenstelle der Iselshausener Schule wird. Die Kinderzahlen sind sehr hoch in Gündringen. Der Kindergarten ist sehr voll."