Rektorin Petra Brauer zeigt auf das Schüsselchen vor der Toilette, in das jedes Kind vor dem Eintritt sein "Klo-Holzstück" legt und somit für alle sichtbar wird, dass das WC gerade belegt ist. Foto: Bernklau

Auch in die Lembergschule dürfen nun trotz Corona-Pandemie wieder alle Schüler. Alle Lehrer sind da.

Nagold - Bereits seit dem 18. Mai öffneten Grundschulen für ihre Viertklässler. Seit Montag dürfen nun die Kinder der Klassen eins bis drei die Schule wieder besuchen. So auch an der Lembergschule in Nagold.

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Etwa drei Monate lang mussten junge Kinder zuhause bleiben und auf den Schulbesuch verzichten. Schüler der vierten Klasse durften bereits ab dem 18. Mai wieder am Unterricht teilnehmen. Die ersten eineinhalb Wochen – bis zu den Pfingstferien – seien diese an der Lembergschule "intensiv unterrichtet" worden, erklärt die Rektorin Petra Brauer. Dabei wurden täglich in vier Stunden die Hauptfächer gelehrt.

Nun dürfen auch die Kinder der ersten, zweiten und dritten Klasse die Schule wieder besuchen. Alle Klassen sind in zwei Gruppen aufgeteilt. In einem rollierenden System wechseln sich diese dann mit dem Schulbesuch ab. Damit sind täglich etwa 100 sechs- bis zehnjährige Kinder für drei Stunden präsent. "Die Lehrer sind alle da", freut sich Brauer. Dabei handelt es sich um 16 an der Zahl. Auch diejenigen, die der Risikogruppe angehören, geben Unterricht.

Holzklötze sollen Toilettengänge regeln

Die Hygieneregeln sind ebenfalls aufgestellt. Auf den Toiletten darf sich laut Brauer stets nur ein Kind befinden. Jedes Kind hat ein "Klo-Holzstück" bekommen. Vor den WCs steht ein Tisch mit einer Schüssel. Darin soll das Kind, das die Toilette betritt, sein Holzstück legen. Damit seien weitere Kinder vor dem Eintreten darauf hingewiesen, dass sich ein Mitschüler bereits darin befindet. So brauche man laut Brauer keine Toiletten-Aufsicht

In den Klassenzimmern gibt es zehn bis 15 Sitzplätze im Abstand von 1,5 Metern. Dabei hat jeder Schüler "feste Plätze", fügt die Schulleiterin an. Markierungen seien nicht nötig gewesen. Brauer erklärt, dass die Schule "groß und weitläufig" sei, sodass keine Einbahnstraßen erforderlich seien.

Die Pausen finden gestaffelt statt. Dabei gibt es vier Pausenzeiten, für jede Gruppe eine, erläutert die Rektorin. Dadurch würden sich in den Pausen etwa 20 Kinder auf dem Pausenhof befinden. Dort und auf dem gesamten Schulgelände müssen die Schüler einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Speziell in den Pausen sei das Tragen des Schutzes sehr wichtig. Denn die Kinder spielen miteinander und "vergessen sich", meint Brauer. Bis auf die Pausenproblematik gibt sich die Rektorin allerdings "voller Bewunderung": "Es ist tatsächlich überraschend, wie diszipliniert und gut die Kinder die Regeln annehmen."

Vorgaben kamen sehr spät

Bei den Vorbereitungen auf die Öffnung war Brauer mit anderen Nagolder Schulleitern stets in Kontakt. Die Vorgaben kamen laut der Rektorin "sehr sehr spät". Die Planungen waren "schwierig" und "wir haben unheimlich viel Arbeit gehabt", erzählt sie.

Grundsätzlich sieht die Rektorin die Öffnung als wichtigen Schritt. Die Interaktion mit den Kindern sei "unheimlich wichtig". Auch könne man so die Kinder der vierten Klasse auf die weiterführenden Schulen vorbereiten.

Die Rektorin hatte auch Kontakt zu den Eltern der Kinder. Hierbei gebe es Eltern, die ihre Kinder nicht in die Schule schicken möchten, und andere, die sich wiederum sehr über die Öffnung freuen würden. "Das breite Spektrum der Gesellschaft spiegelt sich hier wider", erklärt die Schulleiterin.

Abstandsvorgabe an Grundschulen wird abgeschafft

Kaum haben die Klassen eins bis drei wieder begonnen, bahnt sich weitere Arbeit an. Ab dem 29. Juni sollen wieder neue Vorgaben für Grundschulen gelten. Die Schulleiterin dachte eigentlich, dass der bisherige Plan Bestand bis zu den Sommerferien habe. Doch ab Ende des Monats sollen Grundschulen wieder in den Regelbetrieb zurückkehren. "Kinder "erkranken deutlich seltener und haben dann meist mildere Verläufe mit wenigen oder gar keinen Symptomen", heißt es in einer Pressemitteilung des Landes Baden-Württemberg. "Somit können wir in dieser Altersgruppe auf die Abstandsgebote verzichten, so dass an den Grundschulen ein Unterricht in einem Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen möglich ist", werden Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Kultusministerin Susanne Eisenmann darin zitiert.

An Grundschulen soll es die Abstandsvorgabe somit dann nicht mehr geben. "Ich bin überrascht", sagt Brauer dazu. Bei der Planung sitze sie momentan davor "und zerbreche mir den Kopf", fügt sie an. Sie sei keine ängstliche Person. Doch habe sie Respekt vor der Pandemie. Bei der sich anbahnenden Änderung könne es dazu kommen, dass sich "27 Kinder auf engstem Raum" befinden, sagt Brauer.