Eisenbahnfreund Willy Schneider setzt das Lokomotiv-Modell vorsichtig auf die Gleise.    Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Modelleisenbahn: Besichtigung im Teufel-Gebäude

Nagold. "Meine Damen und Herren, bitte steigen Sie ein", tönt die Lautsprecherdurchsage des Bahnhofspersonals über den Bahnsteig. Wenig später pfeift der Schaffner, die Türen schlagen zu. Dann hupt der Lokführer und gibt langsam Gas. Das monotone Brummen des Diesel-Motors wird lauter und das Nageln der Zylinder schneller. Langsam setzt sich der Zug in Bewegung und verlässt den Nagolder Bahnhof.

Mit geschlossenen Augen könnte man die Szenerie beinahe als real wahrnehmen. Doch mit offenen Augen lässt sich erkennen, dass die Gebäude und Loks alle etwas kleiner als in der Realität sind – genau genommen sind sie der Realität im Maßstab 1:87 nachempfunden.

Die Eisenbahnfreunde Nagold öffnen auch in diesem Jahr um die Weihnachtszeit wieder die heiligen Hallen zu ihrer Modelleisenbahn-Welt. An der Bahnlinie, die Ausschnitte der Strecke zwischen Hochdorf und Pforzheim in der Zeit der 60er-Jahre originalgetreu nachbildet, wurde seit dem vergangenen Jahr wieder viel gebastelt. Die Bahnhofsgebäude, die entlang der Strecke stehen, haben die Eisenbahner komplett selbst gebaut. "Das eine oder andere Gebäude hat gut ein Jahr Bauzeit benötigt", erzählt ein erfahrener Modellbauer des Vereins.

Gut 35 Züge können die 350 Meter lange Rundschleife gleichzeitig befahren, jedoch sind nicht alle gleichzeitig im sichtbaren Bereich. Gesteuert werden die Züge mittels Software vom Computer von der Leitzentrale aus. Einige der Züge haben schon mehr als 30 echte Kilometer zurückgelegt – und das nur im Aufzeichnungszeitraum seit 2014. "Die Züge sind für solche langen Strecken eigentlich gar nicht ausgelegt", berichtet Jan Benzing, der für die Modellbahn "Halb-Null" zuständig ist, "doch da die Züge mittels Software sehr schonende Beschleunigungs- und Bremsvorgänge haben, hält das Spielzeug stand."

Neu ist in diesem Jahr der Paternosterschrank im Eingangsbereich, in dem eine unglaubliche Sammlung von Zügen steckt, die in Dauerschleife durchrotiert. Die Züge sind eine Dauerleihgabe eines privaten Sammlers. "Was sie hier sehen, ist ein Lebenswerk", verrät der erfahrene Mann aus dem Vorstand des Vereins.

Für die Öffnungstage haben sich die Eisenbahnfreunde etwas besonderes einfallen lassen: Mehrere Rätsel sollen die grauen Zellen der Besucher zum Denken anregen. Unter anderem auch die Schätzung, wie viele Züge sich tatsächlich in dem Paternosterschrank befinden.

Die Ausstellung in den Räumlichkeiten der Eisenbahnfreunde auf dem alten Teufel-Areal ist an allen Adventssonntagen sowie am 5. und 6. Januar 2019 von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.