Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaftsförderin Carmen Wollensak kann im Verwaltungsausschuss mit überzeugenden Zahlen aufwarten

Gäb’s Zensuren von den Mitgliedern des Verwaltungsausschusses (VA) des Nagolder Gemeinderats, dann hätt’ Carmen Wollensak, Wirtschaftsförderin der Stadt, in der jüngsten Sitzung eine "1+" bekommen. Soviel Lob und Zuspruch trieb ihr glatt die Röte ins Gesicht.

Nagold. Ulrich Kallfass (CDU), im zivilen Leben immerhin selbst Wirtschaftsprüfer, attestierte Wollensak nach deren Bericht im VA, dass sie aus seiner Sicht ihre Aufgabe insgesamt "sehr, sehr gut" wahrnehme. Es sei Wunsch des Gremiums gewesen, dass die Wirtschaftsförderung in Nagold als "Lotse" für die Unternehmen und Unternehmer in den verschiedensten Aufgabenstellungen funktioniere. Genau das passiere. Was Oberbürgermeister Jürgen Großmann gar mit dem persönlichen Testat ergänzte, "das läuft alles sehr charmant" in Wollensaks Amt.

Die dermaßen Hochgelobte selbst konnte aber auch durch die Bank nur prächtige Zahlen und Entwicklungen vom Wirtschaftsstandort Nagold berichten. Exakt 10 808 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte etwa habe es Ende 2016 in Nagold gegeben – im Jahr 2005 waren es nur 8442. Die neuen Zahlen für 2017 würden im Juni vom Statistischen Landesamt vorgelegt werden; und sie sei sicher, dass man dann – "spätestens im aktuellem Jahr" – die 11 000er-Marke werde knacken können.

Auf jeden zweiten Einwohner kommt ein Arbeitsplatz vor Ort

Setzt man die Zahl der Arbeitsplätze in Nagold mit der Einwohnerzahl ins Verhältnis, erreiche Nagold damit eine Quote von 49,8 Prozent – also auf jeden zweiten Einwohner kommt ein Arbeitsplatz vor Ort. Was den Stadträten dabei ein stolzes Lächeln ins Gesicht prägt: die umliegenden Kommunen und Städte wie Freudenstadt (46,4 Prozent), Calw (37,2) oder auch Herrenberg (32) und Rottenburg (21,3) lässt Nagold damit deutlich hinter sich. Wobei mehr Berufspendler nach Nagold herein pendeln als aus der Stadt heraus – auch das ein "gutes Zeichen" für die Kraft des Wirtschaftsstandorts Nagold.

Dabei weise die Stadt einen geradezu idealen Branchen-Mix aus: etwa exakt je ein Drittel der Beschäftigten arbeiteten in den Bereichen "produzierendes Gewerbe" (28,8 Prozent), "Handel, Verkehr Gastronomie" (37,5) sowie "sonstige Dienstleistungen" (33,6). Eine solche gleichmäßige Verteilung der Arbeitsplätze garantiere, dass bei (künftigen) Krisen vielleicht einer Branche dies niemals komplett auf den gesamten Wirtschaftsstandort durchschlage. Beleg in Wollensaks Zahlen: Selbst in den Krisenjahren 2008/09 wuchs die Zahl der Arbeitsplätze in Nagold, wenn auch leicht gebremst.

Was bleibt bei soviel guten Nachrichten an Arbeit für eine Wirtschaftsförderin? "Die größte Herausforderung, nicht nur für Nagold, ist der sich zuspitzende Fachkräftemangel." So sieht Wollensak den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit denn auch in den Bereichen "Netzwerk" (zum Beispiel Wirtschaftsgespräche, Wolfsbergdialog, Unternehmerpreis), Aus- und Fortbildung (Top-Job-Messe, Junior-Manager-Contest, Azubi-Speed-Dating) und Standortmarketing (RAL-Zertifizierung, Nagold-Website). Wobei sich die Wirtschaftsförderung nie als "Einzelkämpfer" verstehe, sondern stets mit anderen Akteuren wie der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald, dem Landkreis Calw, dem City-/Gewerbeverein oder auch der Agentur für Arbeit zusammen die jeweiligen Aufgabe angehe.

Beleg des Erfolgs dieser Strategie: Stadtrat Jürgen Gutekunst (FDP-Fraktionssprecher), Filialleiter der Sparkasse in Nagold, berichtete in der VA-Sitzung für sein Haus, dass man allein beim jüngsten Azubi-Speed-Dating in Nagold nicht weniger als acht Ausbildungsverträge noch vor Ort unterzeichnet habe. Das – Auszubildende aus der Region mit Ausbildung und Beruf vor Ort zu halten – sei, so Carmen Wollensak weiter, eine Strategie, um den grassierenden Fachkräftemangel für Nagold zu begegnen. Dafür baue die Wirtschaftsförderung die Kooperationen von Schulen und der Wirtschaft weiter konsequent aus. Aber es gehe für sie verstärkt auch darum, Fachkräfte etwa aus dem Raum Stuttgart gezielt nach Nagold zu locken, wofür es vor allem auf das Wohnumfeld, die Infrastruktur und die Lebensqualität hier ankomme. Ein Aspekt dabei: die bestehende Zusammenarbeit mit der Hochschule Pforzheim im Bereich betrieblicher Weiterbildung, die zu einem echten Hochschul-Standort in Nagold ausgebaut werden solle.

Was auffiel im Bericht der Wirtschaftsförderin: Neuansiedlungen von Unternehmen in Nagold sind aktuell nicht das große Thema, was auch der OB in seinem Statement zum Stand der Wirtschaftsförderung bestätigte. "Es geht um Standortpflege", den Unternehmen, die bereits da sind, die Möglichkeit zur Expansion und Ausbau ihres Geschäfts zu bieten. Trotzdem – oder gerade deshalb – werde es, so Großmann weiter, in nächster Zeit im Nagolder Gemeinderat auch um den weiteren Ausbau der Gewerbeflächen in der Stadt gehen. "Wir müssen an die Erweiterung des ING-Parks ran", so der OB. "Wir müssen erschlossene Flächen da oben haben." Was vermutlich auch künftig für glänzende Nachrichten aus der Wirtschaftsförderung sorgen dürfte.