Soziales: Im Seniorenzentrum Martha-Maria gibt es eine Theatergruppe für an Demenz erkrankte Bewohner

"Ich habe Euch etwas mitgebracht: etwas Leichtes, Buntes, etwas, das fliegen kann", lacht Nicole Schütte in die Runde, und hier und da huscht ein Lächeln über die Gesichter der Bewohner des Martha-Maria-Seniorenzentrums. Es ist wieder Theaterstunde für eine Gruppe von Demenzkranken, die sich im Gemeinschaftsraum versammelt haben.

Nagold. Bevor die etwa 20 Bewohner aber in das wöchentliche Projekt einsteigen, singen sie einem Geburtstags- "Kind" ein Ständchen und stimmen, begleitet von Anja Virág am Klavier, einige Lieder an. Seit kurzem assistiert die Musiklehrerin und Geschäftsführerin der AWA-Musikschule Theaterpädagogin Nicole Schütte bei diesem Projekt, das im Herbst 2017 mit der Vorbereitung für ein weihnachtliches Schattenspiel startete.

Erlebnisgeschichten

Es geht darum, dass die Bewohner Bereichs-übergreifend "eine Zeit des Wohlbefindens" haben, so Heimleiterin Elena Schweizer, denn 70 Prozent der Martha-Maria-Bewohner sind demenzkrank, können aber durch die "Erlebnisgeschichten" zu kleinen Aktivitäten motiviert werden, wobei die Tagesform sehr unterschiedlich sein kann. Erlebnisgeschichten bedeutet, mit Gegenständen, Liedern, Bildern oder Symbolen Erinnerungen wachzurufen oder spielerisch mit ihnen umzugehen. So regt Nicole Schütte die Runde an, die anfangs erwähnten Luftballons hin und her zu schubsen, was einigen Bewohnern, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, offenbar besonders großen Spaß macht. Ein weißes Kleid weckt Erinnerungen an die Hochzeit, an festliche Anlässe, und so gerät man ins Erzählen, ehe die bunten Papphüte zum Einsatz kommen, die die sieben Zwerge symbolisieren. Zwischenrufe begleiten die szenische Umsetzung des Märchens "Schneewittchen" durch Nicole Schütte, Anja Virág und eine Praktikantin, die mit wenigen Utensilien – Spiegel, Umhang, Hocker, Hut – eine ganze Welt abbilden. Neugierig verfolgen die Zuhörenden das szenische Spiel und werden immer wieder mit einbezogen.

2017 hat Nicole Schütte ihre Ausbildung an der Theaterakademie Stuttgart beendet und seither – neben der künstlerischen und theaterpädagogischen Leitung des "Steinfußtheaters" – zahlreiche Workshops und Projekte in Schulen, diakonischen Einrichtungen oder eben im Seniorenzentrum Martha-Maria initiiert. Man spürt, wie der jungen Frau die Arbeit mit den schwer Demenzkranken am Herzen liegt, ihr Umgang mit den "Ältchen" ist zugewandt, empathisch und stets von einem herzlichen Lächeln begleitet. Wo Worte fehlen, weil das Gedächtnis nicht mehr mitmacht, sind Farben und Klänge in der Theaterstunde ein wichtiger Zugang, und so wird auch am Schluss wieder gesungen: "Auf einem Baum ein Kuckuck saß" oder "Muss i denn zum Städtele hinaus".

Eine spürbar gute Zeit

Nach gut 50 Minuten ist die Aufmerksamkeit, auch der noch fitter scheinenden Bewohner, erschöpft, doch sie haben wieder eine spürbar gute Zeit gehabt.

Weil das Seniorenzentrum Martha-Maria solche Projekte, zum Beispiel auch die Besuche der Klinikclowns, nicht alleine stemmen kann, freut man sich über die Unterstützung durch die Sparkasse Pforzheim-Calw, durch die Stiftung Helfen und Hören und eine Spende des dm-Marktes, um weiterhin solche besonderen Aktionen für die demenzkranken Bewohner realisieren zu können.

Gerne sind noch weitere ehrenamtlich helfende Hände bei diesem Projekt willkommen. Kontakt über den Sozialdienst, E-Mail: Tina.Valentic@Martha-Maria.de