Kabarettist Philipp Weber in der Alten Seminarturnhalle. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Kabarett: Lustiger Abend mit Philipp Weber zum Thema Marketing in der Alten Seminarturnhalle

Kabarettist Philipp Weber schoss in der Seminarturnhalle ein mehr als zweistündiges wortakrobatisches Feuerwerk der Spitzenklasse ab.

Nagold. Marketing als Spiel mit den Gefühlen und der unterbewusste Zwang zum Kaufen von Dingen, die nicht besser sind, sondern nur neuer, beherrschten das Programm von Philipp Weber. Der Biochemiker und Kabarettist gestaltete den Abend unter dem an einen Weltduft erinnernden Namen "Weber N°5: Ich liebe ihn!".

In rasendem Tempo, das dem Publikum in der Seminarturnhalle so gut wie keine Zeit zum Lachen und Applaudieren ließ, manövrierte sich der aus dem Oldenwälder Städtchen Amorbach stammende Mittvierziger durch sein drittes Schelmenstück, das als "feuriger Schutzwall gegen jegliche Versuche der Manipulation" überschrieben ist.

Odyssee durch die vertrackte Welt der Werbung

Weber, der mit zahlreichen Kabarett- und Kleinkunstpreisen ausgezeichnet wurde, nahm seine Zuschauer mit auf eine Odyssee durch die vertrackte Welt der Werbung. Die ist zwar spannend, aber auch äußerst tückisch und man kommt in ihr vor allem nicht durch Ehrlichkeit zum Erfolg. Sicherheit als emotionaler Grund und frühe Kundenbindung bereits im Kindesalter dürfen dabei keineswegs unterschätzt werden. Das Programm war eine äußerst heitere, amüsante und aufklärende Gebrauchsanweisung für den freien Willen.

Dass der intellektuelle Wortakrobat mit fränkischen Wurzeln bei Angeboten, die 5000 Euro versprechen, schwach werden kann, wurde im Laufe des Abends ebenso deutlich, wie seine Affinität zu unzähligen Haushaltsgeräten, die er aus den Elektrogroßmärkten anschleppt. Dabei bezeichnete er sich selber als den "Hannibal Lecter der Gemüseschnippler und König der Küchengeräte". Ihm sei sein Milchaufschäumer ebenso stark ans Herz gewachsen ist, wie der nach ihm benannte Grill, der die Größe seines Balkons deutlich übersteige.

Mit entwaffnendem Witz zwischen bissiger Satire und skurriler Komik berichtete Weber, dass ihm sein Freund und Promoter Mat zu völlig abstrusen PR-Aktionen rät. Der Turboquassler lieferte ein furioses Meisterwerk über die gängigen Machenschaften des Marketings ab. Dabei redete Weber nicht nur wahnsinnig schnell, er philosophierte und reflektierte und ereiferte sich in den höchsten Tönen bis hin zum Quieken.

In hohem Tempo durch den Abend geführt

Zwischendurch ließ er sich immer mal wieder auf einen Stuhl fallen – scheinbar um Tempo rauszunehmen. Weit gefehlt, er gönnte sich und seinem Publikum auch sitzend keine Pausen, um die Flut an erstklassigen Gags sacken zu lassen. Eine Turbo-Power-Quassel-Orgie zum Thema Marketing als Spiel mit den Gefühlen, eingebettet in gesellschaftliche und politische Themen, die auch mal recht derb sein durften.

Im ersten Set-Teil machte Weber überwiegend Werbung, die er im zweiten Teil verteidigte. Er präsentierte seine Interpretation der Maslowschen-Bedürfnisspyramide und erläuterte die Strategie des geplanten Verschleißes von industriellen Produkten, die schnell durch neue, aber kaum bessere ersetzt werden sollten – so gewollt von den Marketing-Strategen der Hersteller, die mit der Angst der Verbraucher kalkulierten.

Den größten Lacher des Abends erntete aber eine Dame in der ersten Reihe, als sie auf die Frage nach der vorherrschenden Religion in Nagold antwortete: "Ich bin aus Rottenburg". Ein Moment, in der es Dauerredner Philipp Weber mal kurz die Sprache verschlug.

Lang anhaltender Applaus und Dank an Ehrenamtliche

Zweifelsohne hat das Publikum den Auftritt des Werbekritikers genossen und zeigte das mit lang anhaltenden Applaus. Weber nutzte das, um in einer Zugabe einen kleinen Auszug aus seinem Programm "Durst – Warten auf Merlot" zum Besten zu geben.

Den Schlussapplaus widmete er den Machern der Seminarturnhalle, die mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit auch für diesen genialen Abend verantwortlich zeichneten.

Nagold

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