Eine Szene aus "Planet Willi", dem integrativen Theaterprojekt der Lebenshilfe Oberes Nagoldtal. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

50 Jahre: Lebenshilfe Nagold führt zum Ausklang des Jubiläumsjahres ein integratives Theaterstück auf

Anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens zeigte die Lebenshilfe Oberes Nagoldtal im Kubus das Theaterstück "Planet Willi". Die Vorlage lieferte das gleichnamige Bilderbuch von Birte Müller. Menschen mit und ohne Handicap standen unter dem Motto "Besondere Menschen begleiten" dabei gemeinsam auf der Bühne und hatten sehr viel Spaß bei der Aufführung.

Nagold. Die Autorin Birte Müller, selbst Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom, war von der Lebenshilfe zur Umsetzung ihres Kinderbuches zur integrativen Theateraufführung eingeladen, konnte aber persönlich nicht nach Nagold kommen. Vor der Aufführung wurde ein Brief von ihr verlesen, mit dem sie ihre Abwesenheit entschuldigen ließ und den Akteuren einen erfolgreichen und tollen Auftritt wünschte.

Die ambitionierte Schauspieltruppe der Lebenshilfe konnte es kaum erwarten, dass es endlich losging. Noch war der Vorhang geschlossen. Die Gäste im völlig überfüllten Kubus wurden zunächst auf die Aufführung eingestimmt. Dazu waren kleine Seifenstücke im Publikum verteilt worden, die später per Kommando auf die Bühne flogen. Außerdem gab es auf hochgehaltenen Schildern Instruktionen zum Mitmachen, wie "Stopp" bei dem alle Hände nach oben gingen oder ein Kussmund, bei dem jeder wusste, was er zu tun hatte. Die Gäste waren aufgefordert, bei dem integrativen Theaterstück mitzumachen, mitzutanzen und mitzusingen.

Die Darsteller, behinderte und nichtbehinderte Menschen, hatten sich monatelang auf diesen Tag und den großen Auftritt vorbereitet und ließen eine gewisse Portion Lampenfieber spüren. Nach einem laut gezählten Countdown öffnete sich der Bühnenvorhang für das Jubiläumstheaterstück.

"Willi" als besonderer Mensch von einem anderen Planeten

Das aus der Feder von Birte Müller stammende Kinderbuch "Planet Willi" spielt beim Thema "Kinder mit Down-Syndrom" mit einer Metapher. Die Autorin verzichtet auf Fingerzeige und lässt das kranke Kind, übrigens ihr eigenes, im übertragenen Sinn von einem anderen Planeten auf die Erde kommen. Willi wird nicht als Außerirdischer dargestellt, sondern als besonderer Mensch von einem Planeten, auf dem vieles anders ist als bei uns. Dort gibt es keine Krankheiten, weder Husten noch Bauchweh. Aber das kleine Herz von Willi ist nicht auf unsere schnelle Welt eingestellt. Deshalb erkrankt Willi als Baby schwer. Es war schwierig für ihn zu essen und zu trinken, doch er lernte es und wollte danach ständig essen und trinken. Er sucht die Nähe zu seinen Mitmenschen, will knuddeln und knutschen, was nicht jeder mag.

Die Darsteller, Behinderte und ihre Betreuer seitens der Lebenshilfe, saßen im Stuhl-Halbkreis auf der Bühne. Sie tanzten zum Lied "I feel good", während zwischendurch immer wieder musikalische Ausschnitte aus "Star Wars" erklangen.

Während der rund einstündigen Aufführung versetzten sich die Darsteller in die familiäre Situation des kranken Willi und teilten seine Erlebnisse mit ihm. Auf der Bühne herrschte viel Bewegung und die Akteure verbreiteten gute Laune. Gezeigt wurde, dass das kranke Kind von seinen Eltern geliebt wird – trotz seines Andersseins und seinen Startschwierigkeiten beim Leben auf der Erde.

Zu Walzerklängen schwangen die Schauspieler das Tanzbein und hatten dabei ihre Lieblingskuscheltiere auf dem Arm. Sie feierten mit dem Publikum und sangen tanzend "Ein Hoch auf uns".

Zum Schluss durften einige Akteure noch ihre Lieblings-Weihnachtslieder anstimmen. Das Publikum sang dabei mit.

Das Stück wurde seitens des Publikums sehr gut angenommen und erhielt viel Applaus. Bemerkenswert war dabei, dass Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam auf der Bühne standen und diese tolle Leistung zeigten. Hut ab!