Heimatgeschichte: Rainer Prewo stellt die Arbeit der Denkmalstiftung BW vor
Ein Abend im Kubus, wie man ihn sich als Veranstalter wünscht: gut besucht, interessiert lauschende Gäste und hinterher noch viele Gespräche und Rückfragen. Rainer Prewo gab tiefe Einblicke in die Denkmalkultur in Baden-Württemberg.
Nagold. Das Thema war speziell, denn es ging um die Denkmalstiftung Baden-Württemberg, aber bei weitem nicht nur darum. Eingeladen hatten die Volkshochschule Oberes Nagoldtal und der Zeller-Mörike-Garten (ZMG) als Auftaktveranstaltung für das neue Gartenjahr. Die Kooperationspartner konnten das langjährige Vereinsmitglied und ehemaligen Oberbürgermeister Rainer Prewo für den Vortrag gewinnen. Er ist seit Jahren ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender der Stiftung und widmet sich mit großer Leidenschaft diesem Amt.
Was hat es nun aber mit der ehrenamtlich geführten Denkmalstiftung auf sich, die ja neben dem staatlichen Denkmalschutz im Land Baden-Württemberg agiert. Den Anstoß für die Gründung der Denkmalstiftung gaben Mitte der 80er Jahre der damalige Ministerpräsident Lothar Späth und Herzog Carl von Württemberg. Das erklärte Ziel der Stiftung sollte es sein, nach dem Staat eine zweite, bürgerschaftlich getragene finanzielle Säule der Denkmalpflege zu installieren. Dahinter stand die Idee, dass die Wertschätzung gegenüber Kulturdenkmalen sicher steigen würde, wenn sich die Zivilgesellschaft auch selbst mit um das historische, baukulturelle Erbe kümmert und sich damit identifiziert.
Die Denkmalstiftung ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts. Der Vorstand besteht aus fünf Mitgliedern und dem Kuratorium mit 23 Personen. Alle arbeiten ehrenamtlich und sparsam. Das ursprüngliche Stiftungskapital – also das Geld – brachte das Land ein. Mit den Zinsen und Spenden können die förderwürdigen Denkmale saniert werden. 2013 konnte die Stiftung neben den Spenden und Zinsen einen weiteren Geldzufluss generieren, und zwar aus der Glücksspirale. Damit konnte das Förderniveau aufrechterhalten werden.
Und die Bilanz der Stiftung kann sich sehen lassen: Seit 1987 wurden in Baden-Württemberg 1500 Projekte finanziell unterstützt.
Privatobjekte müssen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden
Was wird aber eigentlich gefördert? Auch darüber informierte Prewo. In den Statuten ist festgelegt, dass keine staatlichen Kulturdenkmale und Großprojekte unterstützt werden, zu denen der Staat verpflichtet ist. Vielmehr werden bevorzugt bürgerschaftliche und private Maßnahmen gefördert; nachrangig behandelt werden kirchliche und kommunale Projekte. Außerdem müssen alle Förderfälle fachlich einwandfrei sein. Das bedeutet, dass die Zustimmung der Denkmalbehörde vorliegen muss. Die privaten Objekte haben die Auflage, dass sie der Öffentlichkeit auch zugänglich gemacht werden – wenigstens einmal im Jahr am Tag des offenen Denkmals.
Mit großer Fach- und Förderkenntnis, gepaart mit Leidenschaft für jedes einzelne Objekt, zeigte Rainer Prewo dem Publikum anhand von etwa 50 Kulturdenkmalen die Breite der Fördermöglichkeiten auf. Dies war in vielerlei Hinsicht ein sehr interessanter virtueller und reich bebilderter Spaziergang. So konnte das Publikum Einblicke in die Kulturgeschichte des Landes erhalten, aber auch ganz praktisch erfahren, wie die Fördermittel eingesetzt wurden und werden. Einen weiteren Nutzen hatte der Vortrag darüber hinaus: Wer eifrig mitschrieb, konnte die Wochenendausflugsziele für die nächsten Jahre umreißen.
Dabei sprach Prewo immer wieder einen Aspekt an: Kulturdenkmale sind Zeugnisse der Vergangenheit. "Sie bestimmen auch mit den Raum, in dem wir leben." Was wäre die Gegend um Wurmlingen ohne ihre Kapelle? Was wären Innenstädte ohne ihre historischen Bauwerke, zum Beispiel Tübingen oder Heidelberg? Sie sind Bestandteil der Heimat. "Sie bleiben, auch wenn wir schon lange nicht mehr sind." Und mit solchen Gedanken ausgestattet, wurde der Vortrag zu einem Genuss für vielfältige Interessen: kulturelle, heimatkundliche, architektonische, soziologische und fördertechnische. Bekannte und noch mehr unbekannte Objekte wurden genannt und gezeigt – in der näheren oder auch weiteren Umgebung.
Natürlich durfte auch die Erwähnung des Zeller-Mörike-Gartens nicht fehlen. Schließlich wurde auch dieses wichtige Nagolder kulturhistorische Areal durch die Stiftung gefördert.
Am Ende fiel es Angela Anding, der zweiten Vorsitzenden des Zeller-Mörike-Gartens, nicht schwer, sich auf das Herzlichste beim Referenten zu bedanken. Ein Verweis auf die nächsten Veranstaltungen im ZMG durfte nicht fehlen.
So wurde aufmerksam gemacht auf die Gartenführung am 28. April als "Opening" der Gartensaison direkt vor Ort: "Fit und vital durchs Jahr!" Heilpflanzenkuren – vorgestellt von der Apothekerin Bärbel Reichert-Fehrenbach.
Noch viele Gespräche rundeten die gelungene erste Veranstaltung des ZMG in diesem Jahr ab, ehe die sichtlich inspirierten Gäste den Heimweg antraten.