Rick Kavanian schenkte dem Publikum in der Seminarturnhalle einen ausgesprochen netten Comedyabend. Foto: M.Bernklau Foto: Schwarzwälder Bote

Comedy: Bully-Kumpel Kavanian als virtuoser Imitator und Sprachkünstler in der Alten Seminarturnhalle

"Nett" sei er, habe seine Münchner Metzgerin befunden und ihn zu einem Rädle Gelbwurst vergattert, wie es die Kinder bekommen. Zumindest mit seinem "Offroad"-Programm macht Rick Kavanian ganz sanfte Wohlfühl-Comedy – und wurde in der ausverkauften Semihalle dafür gefeiert.

Nagold. Er kann auch anders, der Bayer mit den armenischen und rumänischen Wurzeln, der seine größte Popularität an der Seite von Michael "Bully" Herbig auf dem Maulesel, äh, Eselmaul erritt. Denn der 47-Jährige beherrscht noch viel mehr als lockere Stand-up-Comedy: Als Schauspieler, Synchronsprecher und Imitator zum Beispiel auch klassisches Kabarett mit scharfen Spitzen und politischen Pointen.

Auf der Bühne der Alten Seminarturnhalle aber steht er als ein begnadeter Plauderer und Erzähler, dem es in seinen kleinen Alltagsgeschichten zwischen München, Safari, Thailand und New York um Sprachen und Dialekte geht und um die Menschen und Mentalitäten, die dahinter stehen.

Dimitri ist der Dauerbrenner

Der wichtigste dieser Menschen ist Dimitri, der Grieche. Der ist mit seinem Akzent und seinen Wortverdrehern fast ein Zwilling von Rick Kavanian geworden. Spätestens seit er vom Anrufer aus der "Bullyparade" zum Westernhelden im "Schuh des Manitu" aufstieg. Dimitri ist in diesen vergnüglichen zwei Stunden der Dauerbrenner, der immer wieder neu zündet, wie die fromme, abergläubische und lebenskluge armenische Mutter, die ganz offenbar mitten aus dem echten Leben des Rick Kavanian entsprungen ist.

Auf seiner "Offroad"-Reise arbeitet Kavanian sich vom Lokalen übers Nationale in die bunte, weite Welt der Kulturen, Akzente und Marotten vor.

Die Durchsage des bayerischen Piloten beim Eintritt in den "Bavarian air space" oder des gelassenen Sachsen am etwas im Abseits gelegenen Airport Dresden International kommen ebenso präzise wie die türkische Backkönigin Sybel in Hamburger Umgebung oder der schwäbische Augenarzt, der ihm in der Münchner Praxis seine Kurzsichtigkeit weglasert. Und manches Geräusch ist eine eigene Show.

Auch bei den internationalen Charakterstimmen überschreitet Kavanian die Grenze zum verletzenden Hohn nie: der spanische Radiosprecher, die taubstummen britischen Safari-Kollegen oder der afrikanische Ranger behalten die mindesten Reste seines Respekts ebenso wie der indisch-stämmige US-Beamte bei der Einreise nach New York oder die Hautärztin Ding Dong im thailändischen Schmuddel-Hotel, wo der Portier ausgerechnet ein Schweizer ist. Sogar die Klitschko-Brüder zieht Kavanian echt freundlich durch den Kakao.

Da wirkt dann manche komische Situation vielleicht ein bisschen konstruiert. Als Zebra Marty aus "Madagascar" erkämpft sich die verehrte Synchronstimme bei der holländischen Blumenladenchefin doch noch den letzten Strauß Baccara-Rosen für die Ehefrau zum Hochzeitstag.

Die eine oder andere sexuelle Anspielung so brav und sauber, dass dem netten Rick niemand billige Zoten oder ein Niveau weit unter der Gürtellinie vorwerfen könnte. Es geht auch meist an der Sprache lang und stets auch mit etwas Selbstironie. Und dass die freundschaftlich gemeinte griechische Kumpelanrede "Malaka" übersetzt "Wichser" bedeutet, wird man ja wohl mal vermelden dürfen, ohne gleich als politisch unkorrekt oder gar als prolliger Genital-Witzbold zu gelten.

Amüsant ist es trotzdem. Das Publikum zeigte mit heftigem Beifall, dass Kavanian ihm einen richtig schönen, sehr kurzweiligen und lustigen, kurz: einen ausgesprochen netten Comedyabend geschenkt hatte.