Stephanie Vogt (links), Holger Winterholer und Sonja Kohr berichten von ihren Erfahrungen in der Seelsorge. Foto: Guimouza Foto: Schwarzwälder Bote

Im Einsatz: Seelsorge bildet einen wichtigen Stützpfeiler für eine seelisch gesunde Gesellschaft

Manche Probleme sind nicht für den öffentlichen Diskurs bestimmt. Private Sorgen, persönliche Ängste und Belange. Für solche Fälle haben die Seelsorger Nagolds stets ein offenes Ohr.

Nagold. Das Bild vom schuldigen Sünder, der seine Absolution in der privaten Beichte beim Priester erbittet, ist heute ein eher seltenes, weiß Pfarrer Winterholer von der katholischen Kirche Nagold. Er selbst bezeichnet sich scherzhaft als den "Mann fürs Grobe", denn als Seelsorger hat er es hauptsächlich mit den weniger angenehmen Seiten des Lebens zutun. Unterstützt wird der 47-jährige Geistliche daher in seiner Tätigkeit von helfenden Händen wie der 36-jährigen Jugendreferentin Stephanie Vogt oder der 43-jährigen Pastoral-Referentin Sonja Kohr.

"Das persönliche Gespräch kann heute quasi überall und jederzeit stattfinden. Sei es bei Trauerfällen, Taufen, Hochzeiten, Kommunionen oder Firmungen. Auch wenn die Belange je nach Lebensphase variieren, Gesprächsbedarf besteht durch alle Altersschichten hindurch."

"Wir wollen uns nicht aufdrängen"

In der Krankenhaus-Seelsorge geht es oft um krankheitsbezogene Ängste oder zu verarbeitende Schocks. "Viele haben Schwierigkeiten damit, mit schweren Erkrankungen umzugehen. Andere haben mit dem Verlust eines geliebten Menschen zu kämpfen. Wieder andere fühlen sich mit ihren Leiden unverstanden und alleine gelassen. In solchen Fällen erhellt unsere bloße Anwesenheit in den Zimmern bereits spürbar die Laune der Betroffenen", erzählt Kohr vom Alltag im Krankenhaus. "Wenn wir mit unserem Gesprächsangebot von Zimmer zu Zimmer gehen, wollen wir uns jedoch niemandem aufdrängen. Wir hören denen zu, die Gesprächsbedarf haben", ergänzt Kohr.

Auch bei den Jugendlichen ist bei den Sorgen ein typisches Muster zu erkennen. So drehen sich ihre Belange meist ums Erwachsen werden, die erste Liebe, die Schule oder Frust mit der Familie.

Stephanie Vogt ist gelernte Erzieherin und verfügt über ein buntes Portfolio von Erfahrungen im Behindertenbereich und mit einem Klientel von 0 bis 18 Jahren. Sie weiß, dass Kindersorgen so unterschiedlich sein können, wie Kinder selbst: "Es begegnen einem aber auch nach Jahren immer wieder neue Erfahrungen. Dinge wie Online-Mobbing war früher eher eine Seltenheit", weiß die Seelsorgerin zu berichten.

Auch mit besonders schweren Fällen wissen die Seelsorger umzugehen. So ertrank 2016 ein 18-jähriger Schüler in der Nagold. Eine Tragödie, die unter vielen Jugendlichen bohrende Fragen in Bezug auf Leben und Tod aufwarf. "Manches kann man nicht schönreden. In solchen Fällen gilt es, Betroffene in ihrem Leid zu begleiten, das Problem gemeinsam durchzustehen", weiß Vogt. Oft besteht die Bewältigungsarbeit der Seelsorger schon darin, den Leidtragenden einen Raum der Auseinandersetzung zu geben. "Seelsorger wird man aus einem inneren Ruf hinaus, nach dem man Menschen begeistern und für sie da sein möchte", erklärt Priester Winterholer die Motivation hinter der Tätigkeit.