Iselshausen profitiert von seiner Nähe zur Nagolder Kernstadt. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Willkommen in Iselshausen: Ortsvorsteher Bruno Graf zeigt seine Heimat / Letzter Teil der Stadtteil-Serie

Nur ein Katzensprung von der Kernstadt entfernt liegt Iselshausen, der Ortsteil, der schon am längsten Teil von Nagold ist und in dem sich Waldach und Steinach treffen.

Nagold-Iselshausen. Bruno Graf ist der erste Ortsvorsteher von Iselshausen – und das obwohl das Dorf bereits 1934 an Nagold angegliedert wurde, lange bevor mit der Kreisreform in den 1970er-Jahren die anderen Stadtteile folgten. 60 Jahre lang – bis 1994 – hatte Iselshausen keinen eigenen Ortschaftsrat.

Graf war Anfang der 1990er-Jahre einer der Vorsitzenden des Bürgerforums, das sich damals für die Aufstellung eines Ortschaftsrats eingesetzt hatte. "Wir hatten das Bedürfnis, das Ortsgeschehen aktiver mitzubestimmen", kommentiert Graf die damalige Stimmung in Iselshausen. Nachdem 1994 das erste Ortschaftsgremium gewählt wurde, stand Graf als Ortsvorsteher seiner Heimatgemeinde fest und führt seither die Geschicke des 1500-Einwohner-Orts.

Alle größeren Vorhaben umgesetzt

Obwohl in den ersten Jahren nach Gründung des Ortschaftsrats noch nicht so viele Projekte umgesetzt werden konnten, zeigt sich der 54-Jährige mit der Entwicklung zufrieden. "Heute können wir sagen, dass alle größeren Vorhaben von damals verwirklicht worden sind".

Neugestaltung des Kirchplatzes

Eine der ortsbildprägendsten Veränderungen, die in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht wurden, war die Neugestaltung des Kirchplatzes, der bei dieser Gelegenheit mit einem Dorfbrunnen verschönert wurde. Um die Jahrtausendwende erhielten die Vereine mit der Sanierung der städtischen Scheune am Kirchplatz eine Vereinsscheuer. Ein Jahr später gründete sich die Dorf-gemeinschaft Iselshausen. Der Verein veranstaltet Dorf-Stammtische, Dorfabende, den Iselshausener Advent im Dezember und leistest Beiträge zum Sommerferienspaß. Zudem engagieren sich die Bürger für die Pflege des Bacherlebnispfads, Iselshausens Beitrag zur Landesgartenschau 2012, der Gestaltung des Osterbrunnens, des Adventstürles und des Kreisverkehrs.

Generell floriert das Vereinsleben in Iselshausen: Der Männerchor, der Musikverein, der Schützenverein, der Fußballclub, Modellsportclub sowie der Grundschulförderverein bereichern mit verschiedenen Veranstaltungen das Dorfleben.

Derzeit befindet sich der nahe an der Kernstadt gelegene Stadtteil im Wachstum. Es gibt einige Neubauvorhaben, einige Familien ziehen her. "Wir hoffen, dass wir noch in diesem Jahr den besonderen 1500. Einwohner begrüßen dürfen", meint Graf. Allerdings sei die Größe von Iselshausen aufgrund von Landschafts- und Naturschutzgebieten rein geografisch begrenzt. Es gebe keine Möglichkeiten, Bauvorhaben am Ortsrand zu realisieren. Eine innerörtliche Wohnbauentwicklung würde Graf begrüßen, beispielsweise auf dem Gelände der ehemaligen Firma Calwer Decken. Einer der früher größten Iselshauser Arbeitgeber wurde 1995 geschlossen, das Gelände befindet sich allerdings noch in Privatbesitz. "Das wäre eins unserer unerledigten Zukunftsprojekte", meint Graf.

Ein weiteres Zukunftsprojekt ist die Errichtung eines neuen Feuerwehrgerätehauses. Derzeit sind die Fahrzeuge und Gerätschaften der Iselshauser Abteilung in einem der ältesten Gebäude Iselshausens, direkt neben dem Rathaus, untergebracht.

In Sachen Infrastruktur profitiert Iselshausen von der Nähe zur Kernstadt Nagold. Doch Ortsvorsteher Graf sieht dabei beide Seiten der Medaille: Zwar habe man von Iselshausen aus nicht weit zu den Nagolder Schulen, Ärzten und Geschäften, und auch das Iselshäuser Tal mit vielen Einkaufsmöglichkeiten ist nur ein Katzensprung entfernt, doch leide darunter teilweise die Identität mit Iselshausen. "Viele Einwohner orientieren sich deshalb stark nach Nagold", bemerkt er. "Deswegen versuchen wir die Leute, die hier wohnen, dazu zu bewegen, sich im Ort zu engagieren."

Dabei ist in Iselshausen in Sachen Infrastruktur doch einiges geboten: Es gibt einen Metzger, eine Bäckerei, sowie gleich vier Gaststätten sowie eine Tankstelle. Die Breitbandversorgung mit schnellen Internet sei relativ gut. "Das ist wieder ein Vorteil, dass wir so nah an der Kernstadt sind."

In Sachen ÖPNV ist Iselshausen laut Ortsvorsteher "der bestangebundene Stadtteil". Das liegt in erster Linie daran, dass seit 2011 Iselshausen mit einem Bahnhaltepunkt an die Kulturbahn mit Stopps in Nagold, Horb und Pforzheim angebunden. Ein früherer Bahnhaltepunkt samt Bahnhofsgebäude wurde bereits vor mehr als 40 Jahren abgerissen.

Weil in Gündringen und Schietingen die Grundschule geschlossen wurde, besuchen die Kinder der Nachbarorte nun auch die Iselshauser Grundschule. Um Nachwuchs müssen sich die Iselshauser keine Sorgen machen: Derzeit besuchen rund 80 Kinder die drei Gruppen des Kindergartens, dessen neu gestalteter Außenbereich mit Beginn des neuen Schuljahres seiner Bestimmung übergeben wurde.

Bei Eingemeindung nur 400 Einwohner

Bruno Graf ist in Iselshausen aufgewachsen, seine ganze Familie und Freunde leben hier. Beruflich sei der Raumausstatter oft weg gewesen. "Aber man kommt halt immer wieder gerne zurück." Verändert habe sich seit seiner Kindheit wenig, im Grunde sei Iselshausen das, was es schon immer war. In den 1950er-Jahren hätte die Errichtung der Ortsdurchfahrt zuletzt zu einer wesentlichen Veränderung des Erscheinungsbildes beigetragen. Damit etablierte sich nach und nach ein ziemlich hohes Verkehrsaufkommen in Iselshausen. Erst der Tunnel brachte Entlastung.

Dennoch ist Iselshausen zumindest in den vergangenen Jahrzehnten stetig gewachsen. Bei der Eingemeindung vor rund 80 Jahren hätten in Iselshausen lediglich 400 Einwohner gelebt. Mit den Wohngebieten Sommerhalde und Lenzen sei der große Bevölkerungszuwachs gekommen. "Aber so richtig eingefleischte, ursprüngliche Iselshauser gibt es kaum", schließt Graf daraus.

Zum Schluss zeigt Graf noch eine Kuriosität im Rathaus: Im Obergeschossunter dem Dach befindet sich eine Gefängniszelle: "Die ist noch relativ original". Nach Grafs Vermutungen seien dort noch vor circa 100 Jahren Tunichtgute und Randale auf Anordnung des Bürgermeistes in Gewahrsam genommen worden.