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"Wir im Bürgerzentrum":Für Barbara Schittenhelm vom Pflegestützpunkt spielt Ehrlichkeit eine große Rolle

Ob es das Amt des Klassensprechers ist, die Jugendarbeit in der Kirchengemeinde oder die Begleitung behinderter Menschen: Seit sie denken kann, engagiert sich Barbara Schittenhelm ehrenamtlich. Heute hat sie ihre soziale Ader zum Beruf gemacht und erzählt, welche Rolle dabei Ehrlichkeit und das Loslassen spielen.

Nagold. "Wir können ein Stück Wegbegleiter sein, wenn die Leute das wollen", erklärt die angehende Pflegeberaterin. "Aber wir ziehen uns dann auch wieder zurück." Das sei zwar nicht immer einfach, gerade einsame ältere Menschen gingen ihr oft nahe. "Aber ich verabschiede mich und dann ist es schon in Ordnung so."

Oft ändern sich in der Gesetzgebung Nuancen

Schittenhelm ist Beraterin beim Calwer Pflegestützpunkt und somit Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um Pflege und Betreuung. Aktuell bildet sich die Diplom-Sozialpädagogin mit einem berufsbegleitenden Studium zur Pflegeberaterin weiter. "Man muss immer aktuell bleiben", erklärt sie. "Oft ändern sich Nuancen oder es kommt eine ganz neue Frage, auf die ich dann eine Antwort suche."

Die Vielfalt ist es auch, die das Interesse der 36-Jährigen weckt. Und sie dazu veranlasst, aus der Jugendhilfe in den Seniorenbereich zu wechseln. Bis zum vergangenen Jahr war Schittenhelm bei der Lebenshilfe oberes Nagoldtal beschäftigt und hat dort den Seniorenbereich mit aufgebaut. "Darüber habe ich das Berufsfeld kennengelernt", erklärt sie. "Das fand ich so interessant, dass ich gewechselt habe, als die Stelle freigeworden ist."

Als angehende Pflegeberaterin kommt sie täglich mit Menschen in Kontakt, die ebenso verschieden sind wie ihre Schicksale. "Man muss sich gut auf neue Situationen einstellen können", sagt Schittenhelm. Dann lächelt sie. "Ich war schon immer ein verständnisvoller Typ." Empathie sei aber genauso wichtig, wie eine gute Psychohygiene. "Man muss sich immer wieder abgrenzen. Aber wie immer gehört ein gewisser Idealismus dazu", sagt sie und schmunzelt.

"Es wird normaler, über das Altern zu reden"

Berührungsängste habe sie im Übrigen keine. Auch nicht, was das Altern und Krankheit angeht. "Da muss man eine große Offenheit mitbringen – und absolute Ehrlichkeit." Über die Jahre hinweg habe die 36-Jährige aber auch ein Umdenken festgestellt. "Es wird normaler, über das Altern zu reden – weil es jeden betrifft." So führe sie immer öfter auch präventive Gespräche mit Menschen, die sich frühzeitig auf den Ernstfall vorbereiten möchten. Hin und wieder kommen auch jüngere Menschen oder Familien in die Beratung, suchen Hilfe bei der Einstufung des Pflegegrades. "Es ist ein ganz breites Feld", erklärt Schittenhelm.

Wenn sie nicht gerade berät, ist sie gerne mit Hund und Familie in der Natur unterwegs. Hier findet sie einen Ausgleich, kann abschalten. Und doch kommt die soziale Ader durch: "Tatsächlich ist fast jedes Wochenende durchs Ehrenamt geprägt", stellt sie lachend fest.

Schon während der Schulzeit übernimmt sie das Amt der Klassensprecherin, begleitet in ihrer Freizeit behinderte Menschen bei der Lebenshilfe. Bis heute ist sie in der Jugendarbeit ihrer Kirchengemeinde aktiv, leitet den Anfängerkurs des Posaunenchors. Weshalb sie sich ehrenamtlich engagiert? Schittenhelm hat schnell eine Antwort parat: "Ich war eben schon früh im Ehrenamt aktiv – und bin es heute noch. Ich kann’s mir einfach nicht ohne vorstellen."

Pflegestützpunkte dienen als neutrale und kostenlose Anlaufstelle für Pflegebedürftige und deren Angehörige. Sie wurden 2008 von der Bundesregierung initiiert und sind in den Landratsämtern verortet. Die Trägerschaft teilen sich zu je einem Drittel die Pflege- und Krankenkassen sowie der Landkreis, die Beratung erfolgt aber unabhängig. Dank der engen Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen, können die Berater unter anderem bei der Suche nach Pflegeplätzen helfen oder an zuständige Stellen verweisen. Sie beraten aber auch zu Möglichkeiten finanzieller Unterstützung und Hilfsangeboten für Angehörige. Darüber hinaus unterstützen die Berater bei der Beantragung des Pflegegrades, wie auch im Falle einer Ablehnung. Auch bei Anträgen zu Sozialhilfe und Betreuung oder der Erteilung von Vollmachten stehen die Mitarbeiter beratend zur Seite. Der Pflegestützpunkt Calw bietet immer donnerstags von 9 bis 17 Uhr eine offene Sprechstunde im Bürgerzentrum Nagold an. Abweichungen sind unserer Zeitung zu entnehmen. Eine telefonische Voranmeldung unter 07051/ 16 03 29 ist ratsam. Darüber hinaus kann die Beratung zu den Öffnungszeiten des Pflegestützpunkts im Landratsamt Calw oder nach telefonischer Absprache auch zu Hause erfolgen.