Die Teilnehmerinnen des Erzählcafés tauschten viele Erinnerungen über frühere Spielzeuge aus. Foto: VHS Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Im Café Forum in Ebhausen dreht sich diesmal alles um die "Spiele meiner Kindheit"

Beim Erzählcafé der VHS in Kooperation mit dem Forum Ebhausen konnten Angela Anding und Christel Hellwig zahlreiche interessierte Teilnehmerinnen begrüßen. Spiele und Spielzeuge standen im Mittelpunkt des lebhaften Gespräches.

Ebhausen. Ein kleiner Exkurs in die Vergangenheit zeigte: Spielzeug gab es bereits in der Steinzeit, das älteste Spielzeug aus dieser Zeit sind Puppen aus Stein oder Ton. Im Mittelalter boten fliegende Händler Spielzeuge an, Schaukelpferde gab es schon im zwölften Jahrhundert. Ritter und Puppen sollten die Kinder auf ihre späteren Aufgaben vorbereiten. Jahrhunderte später war das während der Zeit des Nationalsozialismus mit Soldatenfiguren und Puppen nicht anders.

Schildkröten-Puppe und Steiff-Bär waren meist Geschenke der Oma

Beim Kramen in der Erinnerung kam manches alte Spielzeug zur Sprache – und auch aus der Tasche. Denn einige der erzähl- und erinnerungsfreudigen Teilnehmerinnen brachten eigene Erinnerungsstücke mit und konnten damit auch die Erinnerung der anderen in der Runde prächtig bereichern. Welch ein freudvolles Gemurmel und welch liebevoller Blick traf auf die heimischen Raritäten: Brett- und Kartenspiele, Bauklötze, die bebildert waren und als Vorläufer des Puzzles zu Bildern zusammengesetzt werden konnten. Die Schildkröten-Puppe und der Steiff-Bär waren meistens Geschenke von der Oma.

Doch nicht alle Teilnehmerinnen konnten auf eine unbeschwerte Kindheit zurückblicken. Wer im Alter von sechs Jahren mit der Mutter und zwei Geschwistern auf der Flucht war und dabei seine Puppe verlor, hatte später Nachholbedarf beim Spielen mit einer Puppe. Eine Teilnehmerin verbrachte ihre Kindheit im zerbombten Berlin. Unbeschwertes Spielen zwischen Bombenkratern war hier nicht möglich. Das Überleben und verzweifelte Beschaffen von Nahrungsmitteln stand im Vordergrund.

Etwas Eigenes haben, etwas, "das nur mir gehört", das Gefühl, "ich bin nicht allein", das war die Faszination des Spielzeugs für Kinder. Den Alltag der Mutter nachspielen mit einer Puppenstube oder einem Kaufladen, sich "groß" fühlen war ein gutes Gefühl für die Kinder.

Holzkreisel wurde mit einer Schnur zum "Tanzen" gebracht

Ein typisches Spielzeug für die Ebhäuser Kinder war der "Dezer", ein Kreisel aus Holz, der von dem taubstummen Christian Beutler gedrechselt wurde und der wohl in keinem Haus fehlte. Der Kreisel wurde mit einer Schnur zum Drehen, zum "Tanzen" gebracht, daher auch die Bezeichnung "Tänzer" für den Kreisel.

In der Nachkriegszeit war die Kultur des gemeinsamen Spielens in vielen Familien üblich, es gab ja weder Fernsehen noch andere Freizeitablenkungen. Spiele wie Mensch ärgere dich nicht, Flohspiel, Domino, Mikado, Schwarzer Peter, Spitz pass auf und viele andere waren in den meisten Häusern zu finden.

Interessant war auch der Vergleich der Spiele von damals mit denen von heute. Technisches Spielzeug wie Lego oder ferngesteuerte Autos sind vor allem bei Jungen beliebt, während die Barbi-Puppe bei vielen Mädchen nicht wegzudenken ist.

Vieles hat sich aber auch verändert. Das Handy und andere multimediale Geräte haben Einzug gehalten in die Kinderzimmer. In der Perspektive der Großeltern in der Runde wirken sie für viele fast dominierend. Trotzdem haben sich einige Spielzeugklassiker über die Jahrzehnte behaupten können. Trotz Fernsehen und Handy werden auch heute noch in vielen Familien die alten Spiele wie Mensch ärgere dich nicht, Mühle, Dame und Kartenspiele ausgegraben und mit Freude und Spaß gespielt.

Und dann ging ein interessanter und lebhafter Nachmittag zu Ende, die Gespräche wurden noch im Hinausgehen fortgeführt – die Anregungen reichten sicher noch für das Gespräch zu Hause.