Mephisto (rechts, Daniel von Büchau) malt Faust (Thorsten Müller) eine strahlende neue Zukunft aus. Foto: Büchler Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: "Vorhang auf!" probt intensiv für die Januar-Aufführungen

"Gott" hat ein Problem: In gefühlten Millionen Jahren ist er tatsächlich urlaubsreif, da kommt ihm zu Ohren, dass "Mustersohn" Faust in seinem grenzenlosen Forscherdrang sogar Menschen erschaffen will – dem muss man Einhalt gebieten.

Nagold. Mit viel Verve starten die Mimen des Ensembles "Vorhang auf!" derzeit in die heiße Probenphase zur neuen Produktion, die traditionell am 6. Januar in der Alten Seminarturnhalle Premiere hat. Diesmal "Faust – die Komödie" unter der bewährten Regie von Sandra Müller.

Erste Inszenierung bereits im Jahre 2011

Faust – war da nicht was? Richtig! Bereits 2011 inszenierte "Vorhang auf!" die Faust-Parodie der Berliner Woesner-Brothers, die schon manchen Klassiker gegen den Strich gebürstet haben. Nachdem die schräge Faust-Produktion vor acht Jahren Mitwirkende und Publikum gleichermaßen begeistert hatte, nahm man sich vor, den Stoff später in einer neuen Inszenierung, mit neuen Gesichtern, neuer Ausstattung und neuen Ideen nochmals aufzunehmen. Dass "Vorhang auf!" über die Jahre zu einer festen Größe im Nagolder Kulturleben geworden ist und jährlich alte wie immer wieder neu hinzu gewonnene Fans in ihre Produktionen zieht, liegt nicht nur an der geradezu professionellen Arbeit von Regisseurin Sandra Müller und dem ganzen Team, sondern auch an der großen Spielfreude der Ensemble-Mitglieder. Neben erfahrenen Mimen wirken diesmal eine Reihe von Nachwuchsschauspielerinnen mit – Leonie Dengler, Jule Neumann, Annawina Merk und Stephanie Melchger – aber es gibt auch ein Wiedersehen mit Patricia Birnfeld (hier als "Trotzengel"), Julia Kläger, Elisabeth Galonska, Alexandra Berger und Kurt Wolz. Neu dabei ist Daniel von Büchau, der bereits bei der Herrenberger Bühne Erfahrung gesammelt hat und nun in der aktuellen Nagolder Produktion als raffiniert-charmanter Mephisto dem lieben Gott einen Deal abringt: Gelingt es ihm, Fausts Forscherdrang "umzuleiten", darf er wieder zurück in den Himmel. Ob das gut geht? fragen sich auch die Engelein, die das ganze Geschehen begleiten.

Neue Besetzungen und maßgeschneiderte Songs

Silja Seeger darf wieder als Gretchen Faust schöne Augen machen, diesmal verkörpert von Thorsten Müller (man erlebte ihn 2011 als durchtriebenen Mephisto). Als Fausts Assistent Günther, der Zukunftsträume und Lebenssinn durch das Erscheinen Gretchens sabotiert sieht, agiert Tim Schneider (2018 in "Zu früh getraut" der zu Beifallsstürmen hinreißende Bräutigam). Als "Gott" in Lederhose und Wanderhut erlebt man Joachim Krüger, bestens bekannt von seiner Mitwirkung im Kleinen Theater Altensteig und aus früheren Produktionen von "Vorhang auf!".

Spannend an der aktuellen Inszenierung sind nicht nur neue Besetzungen, sondern die professionelle choreografische Gestaltung durch Elisabeth Galonska und Julia Kläger. Multitalent Rafael Hummel hat eigens für diese Produktion auf die Mimen maßgeschneiderte Songs komponiert, die dem Stück teilweise einen charmanten Revueakzent verleihen. Sprachwitz und Hintersinn, verdrehte Zitate und originelle Pointen tragen dazu bei, dass aus Goethes klassischer Tragödie eine urkomische Farce wird. Dabei bleibt der Goethe’sche Reim in der Vorlage der Woesner Brothers (fast)durchweg erhalten, mal als Schüttelreim, mal als Knittelvers. Doch man darf damit rechnen, dass "Vorhang auf!" in der aktuellen Inszenierung noch einiges an Überraschungen parat hat, nicht nur eine mit Simone Essig diesmal erstaunlich andere Frau Marthe in bonbonfarbenem Petticoat.

Die Aufführungen von "Faust – die Komödie" sind am Sonntag, 6. Januar (Premiere), 11., 12. 13., 18., 19. und 20. Januar, jeweils um 19 Uhr in der Alten Seminarturnhalle (Einlass und Bewirtung ab 18 Uhr). Karten gibt es im Vorverkauf unter anderem in den Geschäftsstellen des Schwarzwälder Boten, im Rathauscafé und über Reservix.