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7-Schwaben-Speaker lösen ihr Versprechen ein. Benefiz-Veranstaltung für Nagolder Hospiz.

Nagold - Es war ein Versprechen, das die "7-Schwaben-Speaker" in der vollbesetzten Alten Seminarturnhalle in Nagold einlösten: Vor zwei Jahren sammelten sie an selber Stelle Spenden für ein Hospiz in Villingen-Schwenningen. Jetzt ging es allein um das Nagolder Hospiz.

Und wieder war das altehrwürdige Haus brechend voll, knapp 300 Karten waren im Vorfeld verkauft worden. "Wir mussten leider schon Besucher an der Abendkasse abweisen", bedauerte kurz vor Beginn des Programms Barbara Fischer, Vorsitzende des Vereins Stationäres Hospiz Region Nagold. Aber andererseits zeigte das ja nur, wie super dieses "Motivations-Benefiz"-Event, das auch mit dem Schwarzwälder Boten als Medienpartner organisiert worden war, beim Publikum ankommt.

Die große Überschrift der Veranstaltung: ganz sicher das "Danke", mit dem als Thema die erste Speakerin des Abends, "die" Tanja Köhler, denn auch den Reigen der Impuls-Vorträge begann. Köhler ist die Gründerin oder, wie es Moderator Markus Paul ausdrückte, "die Mama" der "7-Schwaben-Speaker", die als Verein mit ihren jährlichen Benefiz-Aktionen sogar als "gemeinnützig" anerkannt sind. Im weiteren Verlauf des Abends sollte Köhler als Vorsitzende dieses Vereins auch noch offiziell verabschiedet werden – noch einer dieser Anlässe, "Danke" zu sagen. In diesem Fall mit einem hübschen Blumenstrauß, den sich Köhler zum Abschied aus dem "7-Schwaben"-Vorstand gewünscht hatte.

"Jetzt machen Sie mal ein Danke-Gesicht"

Aber erst einmal philosophierte Psychologin Köhler selbst über dieses Wort "Danke" – das man, so ihr Credo, nicht buchstabieren, sondern "fühlen" solle. Wie das geht? "Alle mal aufstehen", so ihre Aufforderung an den Saal – der gehorcht. "Jetzt machen Sie mal zu ihrem Gegenüber ein Danke-Gesicht..." Die meisten müssen Lachen. Wie, bitte, macht man ein Danke-Gesicht? "Das haben wir irgendwie gar nicht", verrät Köhler die eigentliche Pointe dieser Übung. Wut, Ekel, Überraschung, Freude und so weiter – die sieben Grundemotionen des Menschen – haben alle ihr eigenes Gesicht. Die Dankbarkeit nicht.

Daher muss man wohl Dankbarkeit und wie man mit ihr umgeht lernen. Köhlers Anekdote um ein Rüschen-besetztes Nachthemd, das ihr ihre Schwiegermutter geschenkt habe, zeigt, dass das gar nicht so einfach ist. Köhlers Rat: bei wirklich grässlichen Geschenken sich für die Geste bedanken, und keine Dankbarkeit für die Gabe heucheln. Eine gut gemeinte Lüge hier "entwertet den Menschen", die Wahrheit verschafft Souveränität. Und eine Übung zum Schluss des Vortrags: "Fühlen Sie die Dankbarkeit für all die vielen Hospiz-Helfer." Zum Beispiel für jene im Saal, gut erkennbar an ihren lind-grünen Shirts mit dem Hospiz-Logo.

Klar, dass spätestens ab diesem Moment die Emotions-Kurve in der Alten Seminarturnhalle steil noch oben ging. Man konnte bereits zitternde Unterlippen bei eben diesen Hospiz-Helfern sehen. Auch manche Träne schon. Bewegtsein, Rührung – wer ein wenig über den Hospiz-Gedanken selber nachdenkt, kann nachvollziehen, was hier gerade bei den Betroffenen abging. Gut, dass es erst einmal überwiegend ziemlich lustig mit den "Speakern" weiterging. So konnten manche die eigene innere Bewegung noch ein wenig unter Kontrolle halten.

Denise Maurer war an der Reihe – die Kommunikationsexpertin. Auch sie hatte eine Schwiegermutter-Anekdote im Gepäck: In einer Kneipe entdeckte sie eine (Werbe-)Postkarte mit der Aufschrift "Schwiegermutter ist die Beste" – die sie prompt eben ihrer Schwiegermutter zuschickte. Der besten Schwiegermutter eben. Allerdings: "eigentlich" stand auf der Karte "Schwiegermutter ist die Bestie"... Und die war entsprechend pikiert ob der ungewöhnlichen Post. Maurers Botschaft dazu: "Wahrnehmung ist Realität", wir nehmen die Welt so wahr, wie wir es wollen und gewohnt sind. Und unser Gegenüber auch. Was als Aufforderung verstanden werden könne, an seinem eigenen Auftreten zu arbeiten. Maurers Rat ans Publikum: "Power-Gesten" einnehmen, die einem mehr Präsenz in der Wahrnehmung des Gegenübers verschaffen. Aber es auch nicht zu übertreiben wie ein Türsteher.

Lustig ging es dann auch nach der Pause weiter – Auftritt des Kabarett-Duos "Dui do on de Sell" (für alle Nicht-Schwaben: bedeutet "die Eine und die Andere"), das bekanntlich wenig Gutes an den Herren der Schöpfung lässt. Beispiel: Was ist Erotik im Alter? Wenn der Mann im Ehebett unter der Decke nach der TV-Fernbedienung sucht. Ein Lachgewitter nach dem anderen schallte so durch die Semihalle.

Entsprechend hart war es für den einzigen männlichen Speaker des Abends, Nils Bäumer, ausgerechnet nach dieser geballten Frauen-Power auf die Bühne zu treten. "Schön, wenn man so unter Druck gesetzt wird", nahm aber auch er es mit Humor. Sein Thema: "Nudgen", englisch für "Stupsen". Gemeint ist: jemand mit einem kleinen Gag, einer ungewöhnlichen Aktion in eine gewünschte Richtung "zu stupsen". Erstes Beispiel: die Fliege im Männer-Pissoir – erhöht die Treffsicherheit, senkt Reinigungsaufwand. Die "Fliege 2.0": ein Mini-Fußballtor mit Ball, gerade zur anstehenden Fußball-Europameisterschaft. Bäumers Plädoyer: die Welt mehr mit solcher geradezu kindlichen Kreativität wahrnehmen.

"Was ist der Wert des Lebens?"

Womit man beim großen (emotionalen) Finale des Abends angekommen war: "Was ist der Wert des Lebens?", kommt es aus dem Off der Lautsprecher. Irgendwann kommt "das Leben", zieht den Stecker. "In Nagold kann man dann bald ein besonderes Privileg genießen" – Menschen, die einem liebevoll auf diesen letzten Weg begleiten. Eben im künftigen stationären Hospiz.

Eine Woge der Emotion brandet durch den Saal, auch wenn es noch einmal "nur" ums schnöde Geld geht – der Erlös des Abends wird von den Speakern in Form eines riesen Schecks an Barbara Fischer und Hospiz-Schirmherrin Simone Großmann übergeben. Fast 8000 Euro sind zusammengekommen. Aber dann liegen sich irgendwie alle in den Armen. So bewegend kann es sein, Gutes zu tun. Und dafür Danke zu sagen.